Alt sein und Christ sein, das ist wohl dasselbe!

Ein Missionar in Afrika wollte einen Eingeborenen-Häuptling bekehren und wandte dabei viel Mühe auf. Nun war der Häuptling sehr alt, und der Missionar war sehr für das Alte Testament - seine Auffassung vom Christentum bestand zum großen Teil aus Verboten. Der Wilde lauschte geduldig.
"Ich verstehe das nicht", sagte er schließlich. "Du sagst mir, dass ich nicht die Frau meines Nachbarn nehmen darf."
"Stimmt", sagte der Missionar.
"Oder sein Elfenbein oder seine Ochsen?"
"Ganz recht."
"Und ich soll nicht den Kriegstanz tanzen, um ihn dann auf dem Pfad zu überfallen und zu töten?"
"Völlig richtig."
"Aber ich kann das alles sowieso nicht tun!", sagte der Wilde bedauernd. "Ich bin zu alt. Alt sein und Christ sein, das ist wohl dasselbe!"
Diese Geschichte ist eigentlich nicht besonders lustig; sie hat einen bitteren Nachgeschmack. Denn ehrlich gesagt: Wie viele von uns erliegen nicht zutiefst der Verwechslung des Kannibalen? Wie viele tausend Menschen stellen sich das Christentum als etwas Altes, Saftloses, Freudloses vor, das hinter dem Ofen sitzt und böse Blicke auf die Freude der jungen Leute wirft? Wie viele halten den christlichen Glauben für den Feind des Lebens und des Leibes, für einen Gegner aller Liebe und aller Lust? Wie viele stellen sich Gott unbewusst eher so vor wie jene Dame, die ihrer Kinderpflegerin sagte: "Sehen Sie nach, was der Kleine macht, und sorgen Sie dafür, dass er damit aufhört"?
Wie viele innerhalb und außerhalb der Kirche haben die frohe Botschaft von Jesus, dem Heiland und Erlöser, in einen bloßen Katalog von Verboten verwandelt!

Quelle: Mach ein Fenster dran, Heinz Schäfer, Beispiel 758
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