Als wäre das Flugzeug nicht stark genug

Ein alter Landwirt hatte sich geschworen, er werde nie mit einem Flugzeug reisen. Fliegen sei »für Vögel«, war seine launige Philosophie. Eines Tages - aus einer Notlage heraus - war er dann doch gezwungen, mit dem Flugzeug in eine entfernte Stadt zu fliegen. Als er dort ankam, bestürmten ihn neugierige Verwandte mit tausend Fragen. Wie hatte ihm sein erster Flug gefallen? »Ach, es war ganz schön«, meinte er. »Aber eins will ich euch sagen«, fuhr er mit beharrlicher Selbstbehauptung fort, »ich hab' mich auch keine Sekunde lang mit meinem vollen Gewicht auf den Sitz gesetzt.«
Besorgt darum, dass das riesige Düsenflugzeug nicht stark genug sein könnte, um sein ganzes Gewicht zu tragen, hatte er sich nur halb auf die Kante des Sitzes gewagt und versucht, sich so leicht wie möglich zu machen!
Wir lächeln über den alten Bauern, und doch geben manche von uns ein ähnliches Bild ab. Sitzen nicht auch wir zuweilen ungemütlich angespannt da und bestehen darauf, unseren Anteil an der Last zu tragen, weil es unserem Herrn vielleicht doch nicht möglich sein könnte, uns sicher ans Ziel unserer Reise zu bringen?
Wir wissen zwar, dass die ewigen Arme unter uns ausgebreitet sind (5. Mose 33, 27), aber irgendwie zweifeln wir dann doch wieder, ob sie auch wirklich stark genug sind für unsere Last. Wir versuchen, ihnen mit unserer Kraft zu Hilfe zu kommen! Und wie der alte Bauer in dem Flugzeug lassen wir uns nicht mit unserem ganzen Gewicht nieder. Wir sind nicht sicher, ob die allmächtigen Arme Gottes uns auch durchbringen werden.
Hören wir doch auf, unsere Lasten mit dem Allmächtigen zu teilen, als solle er neunzig Prozent und wir zehn Prozent tragen. Überlassen wir sie ihm ganz! Er hat versprochen, nicht nur uns, sondern auch unsere Lasten zu tragen.

Quelle: Wie in einem Spiegel, Heinz Schäfer, Beispiel 1761
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