Alle außer mir?

Da war die alte Frau Dr. X., die sich selbst für sehr fromm hielt. Aber eines Tages berührte das Wort Gottes so ihr Herz, dass sie in innere Qual und Seelenkämpfe geriet. Eine Jugendsünde, die andere vielleicht für gar kein Unrecht hielten, stand so vor ihrer Seele, dass sie sich keinen Blick mehr zum Heilung erheben konnte. In Verzweiflung hieß es: "Meine Sünde ist immer vor mir." Busch hatte oft versucht, ihr Jesu Gnade anzubieten in allerlei Form. Aber es half nichts. Es hieß bei ihr: "Meine Seele ist sehr erschrocken." (Ps. 6,4) Sie fühlte nur Gottes Zorn über sich und sah ein, dass sie ihn verdient habe. Da kam Busch eines Tages zu ihr: "Frau Doktor, ich habe die Bibel schon oft ganz durchgelesen. Da fand ich wohl: "Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden . . ." Aber das Wort . . ., alle außer Frau Dr. X, "das habe ich nirgendwo gelesen." Das Wort half ihr, dass sie die Vergebung dankbar annehmen und eine fröhliche Christin werden konnte.
Aus: W. Busch, "Ein fröhlicher Christ."

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 2357
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