Acht Jahre Kampf
Der Evangelist Seitz erzählt:
Wir haben es tausendfach erfahren müssen, dass, wer einen Betrug oder Diebstahl begangen hat und das Betrogene oder Gestohlene nicht zurückerstatten will, wenn er es kann, eben nicht glauben kann und im Banne liegen bleibt. Ein Beispiel dafür:
Ein Bruder, der eine hohe gesellschaftliche Stellung einnahm, kam in mein Haus und erzählte mir, er sei schon dreizehn Jahre bekehrt, aber seit acht Jahren seien ihm zwei außerordentlich schwere Sünden aufgedeckt worden, und da habe ihm sein Gewissen gar keine Ruhe gelassen; er müsse irgendwo eine Priesterseele suchen und diese Sünden bekennen. Er habe dieser Stimme acht Jahre lang widerstanden. Es sei seinem verborgenen Hochmut zu schrecklich gewesen, diese Sünden vor jemand ans Licht zu bringen. Aber der Geist Gottes und er hätten diese acht Jahre lang im Kampf gelegen. Der Geist Gottes habe ihn immer wieder auf die Forderung des Bekennenmüssens hingewiesen, und er habe dieser Forderung so widerstanden, dass er im Kampf gegen diese Stimme seine Nerven aufgerieben habe. Und jetzt könne er diese Stimme nicht weiter bekämpfen, er sei nur deshalb hierher gereist, um sich von dieser furchtbaren Gewissenslast und Gewissensanklage zu befreien. Als er dies getan hatte, da hatte er eine solche Freude, dass ich fürchtete, seine Freude könne etwas ins Seelische übergehen, und ich ihn davor warnte. Da sagte er mir, ich könne mir gar keine Vorstellung machen, in was für einen Himmel er sich versetzt fühle, da er von dieser furchtbaren Last und Gewissensangst jetzt befreit sei, unter der er acht Jahre lang gestanden habe. Und jetzt könne er glauben, was Johannes sagt: "So wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt" (1. Joh. 1,9).
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