Ab Vierzig ist jeder selbst für sein Gesicht verantwortlich
"Ich mag sein Gesicht nicht", meinte Abraham Lincoln, nachdem er sich mit einem Mann unterhalten hatte.
"Der arme Mann", erwiderte ihm ein anderer. "Ein Mensch kann doch nichts für sein Gesicht."
"Jeder ist für sein Gesicht verantwortlich, sobald er die Vierzig überschritten hat", entgegnete der amerikanische Präsident.
Das ist richtig. Verdrießlichkeit, Sorgen oder schlechte Laune können sich auf die Dauer von innen her auf einem Gesicht abzeichnen. Umgekehrt äußerte sich einmal ein Kapitän über sein Gesicht. Es war fast purpurfarben, und die Farbe seiner Nase erinnerte an einen Sonnenuntergang. "Ich bin stolz auf mein Gesicht", meinte er. "Es hat mich Tausende von Mark gekostet und erinnert mich an Zeiten großen Vergnügens."
Insofern ist also jeder von uns für sein Gesicht verantwortlich. Doch obgleich wir als Christen Freude ausstrahlen sollten, ist es nicht notwendig, ein ständiges Grinsen oder ein gewollt fröhliches Gesicht zur Schau zu tragen. Manche Christen vermitteln hier oft einen falschen Eindruck. "Seit jener Stunde", behaupten sie und beziehen sich damit auf ihre Bekehrung, "bin ich voller Freude und den ganzen Tag glücklich." Ich möchte sie nicht gerade Lügner nennen, aber ich meine, dass sie sich oft selbst täuschen. Natürlich gibt es auch sehr schlichte Christen, die sich einfach treiben lassen, die die Last der anderen nicht tragen und die Nöte der Zeit nicht spüren. Aber wenn wir auf unseren Herrn schauen: Jesus war ein "Mann der Schmerzen", der über Jerusalem weinte und über den Unglauben der Stadt bekümmert war. Der Mann, der auf dem Weg nach Golgatha war, um uns zu erlösen, hatte im Blick auf das vor ihm liegende Leiden sicherlich kein Dauerlächeln auf seinem Gesicht. Seine Nachfolger brauchen es auch nicht zu haben.
© Alle Rechte vorbehalten