60 Dukate für die Armen
Ein reicher Kaufmann in Hamburg veranstaltete eine Festlichkeit und lud dreißig Personen dazu ein. Seine Frau stellte den Küchenzettel dafür auf. Sie wollte den Gästen auch ein Gericht Forellen vorsetzen lassen. Aber die waren damals in Hamburg sehr teuer. Darum sagte der Mann: "Nein, das viele Geld, das die Forellen kosten würden, wollen wir besser verwenden!" Die Mahlzeit wurde gehalten und es hat den Gästen gut geschmeckt. Sie wurden alle satt und der übrigen Brocken waren nicht wenige. Zuletzt wurde noch eine verdeckte Schüssel vor den Hausherrn hingestellt. Der stand nun auf und sagte: "In dieser Schüssel ist etwas Gutes. Meine Frau wollte Forellen backen. Ich aber meinte, es sei doch falsch, so viele Dukaten in Forellen zu veressen - während manche Arme hungern müssen. Darum habe ich dreißig Dukaten in die Schüssel gelegt und bitte jeden, einen herauszunehmen und damit Arme zu erfreuen." Er reichte die Schüssel dem Nachbarn. Der aber langte nicht in die Schüssel, sondern in seine Tasche. Da waren auch Dukaten drin. Er nahm einen und legte ihn in die Schüssel und sagte: "Das ist ein gutes Gericht und wer im rechten Glauben gegen die Armen barmherzig ist, den erwartet einst auch ein gutes Gericht. Wer das auch meint, möge auch in seine Tasche greifen!" Jeder warf einen Dukaten hinein und so kamen sechzig Dukaten für die Armen zusammen und wurden an diese durch den Pastor verteilt.
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