1998 Prognosen
Stuttgarter Nachrichten, 29.12.1998: Sie sagten einen Wahlsieg für Helmut Kohl voraus und rechneten fest mit dem WM-Titel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft: Für Deutschlands Hellseher war auch 1998 ein rabenschwarzes Jahr. Von den 68 Zukunftsprognosen, die Wahrsager, Astrologen, Kartenleger und andere selbsternannte Propheten zum Jahresbeginn gestellt hatten, traf so gut wie keine zu, stellte das "Forum Parawissenschaften" bei Heidelberg fest. Erneuert hätten sich Wahrsager als Versager erwiesen, bilanzierte der Sprecher des Wissenschaftler-Verbundes, Edgar Wunder. Vor allem bei politischen Prophezeiungen zeigten die Wahrsager wenig Gespür. Kein einziger der 21 von dem Forum überprüften so genannten Hellseher hat das rot-grüne Bündnis in Bonn vorausgesagt. Dass H. Kohl gegen Gerhard Schröder antreten würde, hielt der Wahrsager Rei Souli (München) noch zum Jahresbeginn für unwahrscheinlich. Kartenlegerin Liane Reichert befasste sich mit der Zukunft von Präsident Bill Clinton: "Er ist zahm und liebt nur eine Frau, nämlich Hillary." Ein gegen Clinton prophezeites Attentat blieb jedoch aus, ebenso die Rücktritte Clintons, des russischen Präsidenten Jelzin und des israelitischen Regierungschefs Netanjahu. Auch der Weltuntergang, wie er von zahlreichen Hellsehern zum Teil Jahrzehnte im voraus - für 1998 angekündigt wurde, blieb aus. Weder versanken Südkalifornien, Japan und New York im Meer, noch brach der Devisenmarkt in Deutschland zusammen, oder brach der Dritte Weltkrieg aus, wie die Chefin der Gruppierung "Fiat Lux", Uriella, vorausgesagt hatte. "Es ist mir rätselhaft, wie nach einem derartigen Prognose-Fiasko noch irgendjemand an solche Prophezeiungen glauben kann", sagt der Wissenschaftler Wunder.
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