Zu dem werde lch eingeben und das Abendmahl mit ihm essen

Wie ist die Stelle zu verstehen: „Zu dem werde lch eingeben und das Abendmahl mit ihm essen“? (Offenb. 3,20.)

Antwort A

Von der Gemeinde in Laodicäa als einem Ganzen ist Christus sozusagen ausgeschlossen: Er steht vor der Tür. Obgleich so draußenstehend, sucht Er noch einen Platz in den Herzen der einzelnen. Es handelt sich nicht mehr um die Gemeinde als einem Ganzen, sondern um die einzelne Person: „wenn jemand Meine Stimme hört ..., zu dem will Ich eingehen und das Abendbrot mit ihm essen, und er mit Mir”. Die Gemeinde wird gekennzeichnet durch herzlose Gleichgültigkeit Christo gegenüber. Der Überwinder dagegen öffnet dem Herrn das Herz, und der HERR will zu ihm eingehen; das Abendbrot essen drückt die innige Gemeinschaft der Seele mit dem HERRN aus.
Einige haben fälschlich gemeint, die Verheißung, mit Ihm auf Seinem Thron zu sitzen, übertreffe alle anderen Verheißungen. - Es ist dies aber das Teil aller Gläubigen.
Aus „T. B. B.s Rev.”, übers. von v. d. K.

Antwort B

Alles Gesagte ist in diesen Versen persönlich. Es handelt sich nicht mehr um die Gemeinde, über diese steht das Urteil fest: Er will sie ausspeien aus Seinem Munde. Es ist die einzelne Person, das Herz, zu dem der HERR eingehen will.

Das „Abendbrot”, das „Abendmahl”, das „Mahl”, die „Mahlzeit” halten, wie es in den verschiedenen Übersetzungen heißt, darf nicht mit dem „Abendmahl des HERRN” oder „Herrenmahl” (1. Kor. 11,20) verwechselt werden. Das erstere drückt die vertraute Herzensgemeinschaft der Seele mit dem HERRN aus und ist etwas Persönliches, das letztere ist das Gedächtnismahl und etwas Gemeinsames: die vielen sind ein Leib; es ist die Gemeinschaft und die Verkündigung Seines Todes und ein Ausdruck von der Einheit des Leibes Christi.
v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Dass diese Stelle nichts mit dem Abendmahl des HERRN zu tun hat, ist schon gesagt. Wir fügen noch hinzu, dass man dieses Schriftwort geradezu dunkel macht, wenn man es auf das Mahl des HERRN bezieht. In der ganzen Schrift ist nichts zu finden von einer Feier des Herrenmahles seitens eines einzelnen Menschen. Stets handelt es sich um mehrere oder viele, die dem HERRN die Tür ihres Herzens bereits aufgetan haben, und dann zusammen durch Brechen des Brotes und Trinken des Kelches des HERRN Tod verkündigen (1. Kor. 11,25.26). Unsere Stelle spricht vielmehr von dem Verhalten eines Menschen, der innerhalb der lauen Namenschristenheit (das ist Laodicea!) das treue Anklopfen des Herrn Jesu vernimmt. Jesus steht draußen und möchte gern hinein in das Herz dieses „Jemand”, der Seine Stimme heraushört mitten in dem Stimmengewirr einer gegen Gott gleichgültigen, sich reich dünkenden Masse, die doch nicht reich ist in bezug auf Gott (Lk. 12,21). „Wenn jemand!” Der HERR möchte so gern mit einzelnen Tischgemeinschaft haben. Die Tischgemeinschaft ist ein Bild von einer besonders herzlichen Gemeinschaft. Man lädt nicht jedermann zum Essen zu sich ins Haus ein! Die Masse der toten Bekenner wird ausgespien, aber der einzelne Bußfertige wird beglückt und aufgenommen in die Gemeinschaft mit dem HERRN, der sich nicht scheut, mit Zöllnern und Sündern Tischgemeinschaft zu haben (Lk. 15,2), ja, der gekommen ist, gerade diese Verlorenen zu retten (Lk. 19,10). Und wer Ihm auftut, der darf dann seinerseits mit Ihm essen, d. h. persönliche Gemeinschaft haben („und er mit Mir!”). Welche Gnade und Barmherzigkeit! - Möchte jeder Leser dieser Zeilen Gemeinschaft, persönliche Herzens- und Lebensgemeinschaft haben und genießen mit dem Vater und dem Sohn! (1. Joh. 1,1-4.)


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 1 (1913)