Antwort A
Nach Hes. 1,2 verglichen mit 8,1 fällt diese Weissagungin das fünfte bis sechste Jahr der Regierung Zedekias, also 593-592 vor Christi Geburt. Die Belagerung Jerusalems begann unter Zedekia im neunten Jahr seiner Regierung und endigte in seinem elften Jahr 587 vor Christi Geburt. Somit hat Hesekiel die Belagerung Jerusalems ca. fünf bis sieben Jahre vorher vorbildlich geweissagt.
Von der Zerstörung des Tempels 587 zurück bis zur Teilung des Reiches Israel durch Rehabeam und Jerobeam sind es rund 390 Jahre. Die Zerrissenheit des alten Bundesvolkes, der eingeführte Götzendienst im Zehnstämmereich und später derselbe götzendienerische Geist im Hause Juda, welcher unter Manasse seinen Höhepunkt erreichte, so dass auch die Bemühungen des Königs Josia den Zorn Jehovas nicht mehr abwenden konnten (2. Kön. 23,24-27), das war die Missetat des Hauses Israel und Juda.
Im 13. Jahr Josias, genau 40 Jahre vor der Zerstörung Jerusalems, sandte der HERR den Propheten Jeremia zum Hause Juda und ließihn diese 40 Jahre unter ihnen zeugen, aber sie achteten auch das nicht, und das war die besondere Missetat Judas.
Nach Hes. 4,9 scheinen die 40 Tage (Jahre) in die 390 eingeschlossen zu sein, so dass diese letzten 40 Tage durch das Liegen auf der rechten Seite zugleich für Juda und die zehn Stämme zu gelten hatte und Hesekiel somit 350 Tage auf der linken, 40 Tage auf der rechten Seite lag, um die Missetat beider Häuser zu tragen.
Will man aber die Missetat des Hauses Israel und Juda auf die ganze Dauer des Tempels ausdehnen, dann würden die 40 Tage für die 40 Jahre von der Erbauung des Tempels bis zur Teilung des Reiches Israel gelten.
Noch andere nehmen die Missetat des Hauses Juda so, dass sie einer fernen Zukunft angehört und rechnen sie von der Verwerfung Jesu bis zur Zerstörung Jerusalems durch Titus von 30-70 nach Christo.
Wie dem nun auch sei, der HERR zeigt damit, dass der Abfall und Götzendienst des alttestamentlichen Bundesvolkes ein schweres Gericht über sie brachte, das sie der Zerstörung und Gefangenschaft preisgab, bis Gott an ihnen erreicht, was Er will.
Dies führt uns auch auf den Gedanken, dass Gott die Sünden des neutestamentlichen Gottesvolkes, den verweltlichten und verweltlichenden Gottesdienst, die Vermischung mit der ungöttlichen Welt, ebenso strafen und heimsuchen wird. Man denke an die Drohung: „Ich werde deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte, wo du nicht Buße tust” (Off. 2,5) und ähnliche Stellen.
390 Jahre lang ertrug der HERR diese Greuel; welch eine Geduld Gottes! Uns wollen die fast vier Jahre Krieg schon zu lange währen; das ist Menschengeduld. Gott will nicht das Verderben Seines Volkes, sondern sein Heil. Wenn aber Seine Gerichte eintreten, so haben sie denselben Zweck, wie wir es an Israel sehen können, nicht seinen Untergang, sondern Züchtigung mit Maßen, dass auch Gottes Volk sich nicht unschuldig halte. Das Gericht hat die Zurechtbringung und Wiederherstellung Seines Eigentumsvolkes zum Ziel.
F. Th. H.
Antwort B
In Hesekiel 4.-7. Kapitel spricht Gott zu dem Propheten, dass Er Gericht bringen werde über Jerusalem, Juda und das ganze Israel wegen der Blutschulden und großen Bosheit, die angesichts des Hauses Jehovas vornehmlich in Jerusalem verübt wurden. Kapitel 5 von V. 5 ab betrifft Jerusalem, die Stadt. Statt dass Jerusalem für Jehova und für die umliegenden Nationen hätte ein Zeugnis sein sollen und in Jerusalem das Haus der Anbetung des wahren Gottes war, waren die Sünden Judas, vornehmlich Jerusalems, viel schrecklicher als bei den heidnischen Nationen. Deshalb wollte Gott vor den Augen aller Nationen an Jerusalem und an ganz Israel Seine gerechten Gerichte zur Ausführung bringen.
Es scheint, dass die 390 Jahre von Jerobeam ab rechnen, dem Gott durch den Mund des Propheten Achija sagte, dass Er ihm aus der Hand Salomos zehn Stämme geben wolle, und dass die 40 Jahre Judas zur Regierung Salomos gehören.
Dieser Bericht der Heiligen Schrift in Hesekiel über Jerusalem und Israel lehrt uns, dass Gott langmütig und von großer Geduld ist über den einzelnen Menschen und auch für ganze Völker und Königreiche. Wenn Gott aber nicht die von Ihm erwartete Frucht Seiner Bemühung um den einzelnen Menschen wie von Völkern und Nationen ersieht, so kommt Er mit Zucht und Heimsuchung über einzelne wie über ganze Völker und Nationen. Wer Augen hat zu sehen und Ohren hat zu hören, der sehe und höre, was Gott in unseren Tagen dem einzelnen wie den Völkern zu sagen hat.
Durch Buße und Umkehr zu Ihm, dem lebendigen Gott, will Er helfen und erretten.
F. B. †.