Antwort A
Die Nichtübereinstimmung in der Zahlenangabe findet ihre Erklärung wohl so, dass in 4. Mo. 25,9 die Gesamtzahl der an der Plage Gestorbenen angegeben ist (vierundzwanzigtausend), während in 1. Kor. 10,8 der Gegenstand nicht die Gesamtzahl ist, sondern die Tatsache, dass an einem Tage dreiundzwanzigtausend fielen. Damit wird die Richtigkeit der Angabe in 4. Mo. 25,9 durchaus nicht in Frage gestellt, denn dort ist nicht gesagt, dass die vierundzwanzigtausend an einem Tage gefallen seien; hier aber wird uns gesagt, dass an diesem einen Tage dreiundzwanzigtausend fielen. Die anderen tausend sind vor oder nach - oder vielleicht vor und nach - diesem Tage gefallen.
Die Bedeutung der Abweichung der Zahlenangabe in 1. Kor. 10,8 von der in 4. Mo. 25,9 ist unseres Erachtens aus dem Zusammenhang zu ersehen, in welchem diese Zahlenangabe in 1. Kor. 10,8 gemacht ist. Es wird da auf die sittlichen Verirrungen des Volkes Israel in der Wüste hingewiesen als eine Warnung für uns, damit wir nicht gleicherweise irren auf unserem Wege durch diese Welt, die für uns eine Wüste ist. Israel, das irdische Volk Gottes, ist das Bild, an dem der Geist Gottes uns treffend zeigt, wie unser Herz ist. Wie Israel durch das Rote Meer von Ägypten getrennt war, wo sie sich vorher befunden hatten, so sind wir durch den Tod Christi von der Welt getrennt, in der wir einst lebten; und wie das Volk Israel in der Wüste sich in seinem Herzen nach Ägypten zurückwandte und in der Wüste in die Dinge verfiel, die in Ägypten getan wurden, so ist für uns die Gefahr beständig vorhanden, dass unser Herz sich zurückwendet zur Welt und in ihren Dingen Befriedigung sucht! Fünfmal lesen wir „alle” bei der Aufzählung dessen, was Gott mit dem Volke Israel getan und ihnen gegeben hatte (V. 1-3), und fünf Stufen abwärts sind es, die uns dann als warnendes Beispiel des Abirrens gezeigt werden. Das erste ist: „nach bösen Dingen gelüsten” (V. 6; s. hierzu Jak. 1,14!); die Folge davon ist „Götzendienst” (V. 7), der Genuß dessen, wonach das Herz gelüstet - der Genuß der Dinge dieser Welt! -; der nächste Schritt abwärts dann ist „Hurerei” (V. 8) - für die Korinther (und alle Leser des Briefes) zunächst buchstäblich gemeint, dann aber für uns in geistlicher Bedeutung Verbindungen, die uns als Kindern Gottes nicht geziemen (vgl. Jak. 4,3.4!); darauf folgt, dass wir Ihn „versuchen” (V. 9) in dem Verachten Seines Wortes (4. Mo. 21,5: „unserer Seele ekelt vor dieser elenden Speise” - wie schrecklich!), und das Ende ist das offene Murren gegen Gott (V. 10). Und um uns die Schwere und die bittere Frucht eines solchen Abirrens recht vor die Augen zu stellen, sind uns auch die schrecklichen Folgen der angeführten Dinge (V. 8.9.10) mitgeteilt. Auf diese Weise wird uns in den Versen 1-10 gezeigt, wozu unser Herz fähig ist trotz aller Erkenntnis und aller Erfahrungen und trotz aller Fürsorge Gottes für alle Bedürfnisse auf unserem Wege durch diese Wüste, und wie ernst es ist, wenn wir nicht über die Regungen unseres Herzens sorgfältig wachen und im Entstehen das verurteilen, was nicht von Ihm, sondern von dem Fleische ist; denn: „Alle diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung ...” (V. 11.) - Aus diesem Zusammenhang ergibt sich, dass die Bedeutung der erwähnten Abweichung in der Zahlenangabe darin liegt, dass in 1. Kor. 10,8 durch die Angabe der Zahl der an einem Tage Gefallenen in besonderer Weise der große Ernst dieser Sache hervorgehoben werden soll. Letzteres würde längst nicht so geschehen, wenn nur, ebenso wie in 4. Mo. 25,9, gesagt würde, dass vierundzwanzigtausend gefallen waren. Dadurch, dass gesagt ist, dass an einem Tage dreiundzwanzigtausend fielen, ist der Eindruck ein viel stärkerer. Wir sehen, dass diese Abweichung nicht etwa ein Fehler ist, sondern dass im Gegenteil göttliche Weisheit darin liegt.
Th. K.
Schlußbemerkungen des Schriftleiters
Einige Zeit, bevor diese klare, ernste Antwort eintraf, begegnete mir der Einsender der Frage unterwegs auf einer meiner Reisen im „Werk des HERRN”. Da gab ich ihm genau die gleiche Antwort, wie sie unser lieber Mitarbeiter im ersten Absatz seiner Ausführungen gebracht hat. Als danach eben diese Antwort ankam, freute ich mich der Übereinstimmung. - Vielleicht sind übrigens die restlichen 1000 jene „Häupter”, die Mose auf Jehovas Befehl nach V. 4 (in 4. Mo. 25) vorher Ihm „aufhängen” sollte!
Aber dann fügt unser Mitarbeiter noch eine so tiefergreifende Erklärung über die Bedeutung der erfragten Zahlenabweichung hinzu, dass ich alle Leser ernstlich bitten möchte, diesen Teil der Antwort recht aufs Gewissen und Herz einwirken zu lassen. Wenn wir das tun, so werden wir, und durch uns sicher andere, einen großen Segen haben! Jak. 1,22! Dazu noch einige Worte zum Abschluß!
Mich bewegt die Tatsache sehr, dass es dem Feinde so oft und leicht gelingt, die göttlichen Wahrheiten gleichsam „auf ein Abstellgleis zu schieben” und dafür die Gemüter der Menschen, auch der Gläubigen, mit Nebenfragen des Kopfes zu beschäftigen. Das sieht man so recht an diesem Beispiel: Seine göttliche Weisheit will uns den Ernst dessen zeigen, was die traurigen „Vorbilder” (V. 6 u. 11) unseren Herzen zu sagen haben, und darum lässt sie es so ganz besonders betonen, dass an einem Tage 23000 fielen - unsere menschliche Torheit aber, unter natürlich dem Menschen unbewußter Anleitung des Feindes, legt den Ton auf den Zahlenunterschied und beschäftigt auf diese Weise den Kopf, den Verstand, und macht eine „interessante” Frage aus einer Sache, die gar keine Frage zu sein braucht für den, der die Bedeutung des ganzen Zusammenhanges zu sich reden läßt! Gewiß - die Absichten des Feindes, obwohl sie uns nicht unbekannt sein sollten (2. Kor. 2,11), sind dem schlichten Bibelleser oft verborgen, aber wenn wir, was wir alle nötig haben, uns die Augen mehr öffnen lassen für das Große, das Wichtige, was Gott uns zu sagen hat, dann kann der Feind nicht so einfach seine Ziele mit uns erreichen, die stets mehr dem Verstand zu schmeicheln als das Herz für Gott zu bilden suchen.
„Die Schrift kann nicht gebrochen werden!” Sowohl kannte - das ist die äußere Seite der Sache - Paulus die biblische Geschichte seines Volkes besser als wir, weswegen ein Irrtum seinerseits ganz ausgeschlossen ist, als auch wußte - und das ist die innere Seite - der Heilige Geist, weswegen Er die um 1000 niedrigere Zahl als die Zahl der an einem Tage Gefallenen uns angeben ließ: damit wir erkennen möchten, wie gefährlich es ist, nicht das Wohlgefallen Gottes zu haben (V. 5; vgl. Röm. 12,1.2 und Hebr. 12,28 u. a.!). Darauf kommt es in der ganzen Stelle an. Mögen wir das wohl bedenken! Darum ist es aber - so ernst es ist - auch köstlich zu wissen, daß, wie unsere Umstände in der Zukunft auch sein mögen, keine größeren Versuchungen über uns kommen werden als nur solche, die von Menschen ertragen werden können (vgl. V. 13!), natürlich in des HERRN Kraft (Phil. 4,13). Denn - wenn wir nur nicht sicher werden in uns selbst (V. 12!!) - wir haben stets „Gott für uns” (Röm. 8,31-39), und „Gott ist treu!” (V. 13, vgl. S. 275ff!) lasst uns also Ihm glauben, d. i. vertrauen und gehorchen, so werden wir Sein Wohlgefallen haben fernerhin und auch in dem neuen Jahre, das dunkel vor uns liegt! Er gebe uns Seine Gnade dazu!
„Gott ist treu!” Sein Name sei gepriesen ewiglich!
F. K.