Nein. Die Schrift sagt das niemals, und in Wirklichkeit ist es auch nicht geschehen. Im Gegenteil bezeugt Johannes in feierlicher Weise, dass die Kriegsknechte die Beine Jesus’ nicht gebrochen hätten, auf dass die Schrift erfüllt würde: „Kein Bein von ihm wird zerbrochen werden“ (Joh 19,36); dass aber einer von ihnen mit einem Speer seine Seite durchbohrt habe, wiederum zur Erfüllung einer anderen Schrift: „Sie werden den anschauen, welchen sie durchstochen haben“ (Joh 19,37). Die in älteren Bibelübersetzungen fast allgemein vertretene Wiedergabe der Worte des Herrn in 1. Korinther 11,24: „Dies ist mein Leib der für euch gebrochen wird“, ist unrichtig. Das Wort „gebrochen“ fehlt in den besten Handschriften und ist von den Abschreibern später eingeschoben worden, im verständlichen Anschluss an das vorher berichtete Brechen des Brotes durch den Herrn.
Bei der Feier des Abendmahls erinnert das eine Brot zunächst an den einen Leib – „denn ein Brot, ein Leib sind wir, die Vielen, denn wir alle nehmen teil an dem einen Brot“ (1. Kor 10,17). Dann wird das Brot „gebrochen“, damit es das passende Bild von dem für uns dahingegebenen Leib unseres Herrn sei. Schließlich „essen“ wir von dem gebrochenen Brot und „trinken“ aus dem ausgegossenem Kelch – beide, sowohl jedes für sich als auch in ihrer Trennung voneinander, sprechende Sinnbilder von einem gestorbenen Christus. Das, was der einzelne Teilnehmer tut, ist also nicht das Brechen des Brotes; der einzelne isst und trinkt. (1. Kor 11,26–29; Mt 26,26.27). Das Brechen des Brotes geht der eigentlichen gemeinsamen Handlung voran.