Antwort A
Unmittelbar vor V. 25 ist von dem von Johannes gegebenen Zeugnis die Rede, und dies in bezug auf die Dinge, die Jesus getan hat. Unter diesen „Dingen” dürften nicht allein Taten, sondern auch Worte des HERRN zu verstehen sein, die auf Sein ganzes Gesamtverhalten und Wirken hinweisen.
In prophetischen Worten redet Ps. 40,7.8 im Blick auf den HERRN; „Siehe, Ich komme; in der Rolle des Buches steht von Mir geschrieben. Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust; und Dein Gesetz ist im Inneren meines Herzens.” Er Selbst bekräftigt dieses mit den Worten: „Meine Speise ist, dass Ich den Willen Dessen tue, der Mich gesandt hat, und Sein Werk vollbringe” (Joh. 4,34).
Demnach war es die erste und vornehmste Aufgabe des HERRN, die Gedanken und Pläne Gottes bekannt zu machen und auszuführen. Tatsächlich finden wir Ihn auch eifrigst damit beschäftigt; wir sehen den HERRN als den großen Lehrer und Evangelisten, den Jüngern und dem Volke gegenüber in unermüdlicher Tätigkeit.
Nun redet aber das Wort in Ps. 139,17 von den gewaltigen Summen der Gedanken Gottes und dass ihrer mehr seien als des Sandes (V. 18). In bezug auf diese Summen der Gedanken Gottes erstreckte sich die Tätigkeit des HERRN, sie den Menschen zu offenbaren und kund zu tun.
Das Interesse, vor allem das Verständnis für diese Summen der Gedanken Gottes war jedoch bei denen, die sie vernehmen sollten, ein sehr mangelhaftes. Martha beispielsweise hatte so viel zu tun, dass sie nicht Zeit fand, dem HERRN Gehör zu schenken. Nicht nur zieht sie sich deshalb einen ernsten Tadel des HERRN zu, sondern sie bleibt auch in bezug auf das Bekanntwerden mit den Gedanken Gottes hinter Maria weit zurück, ganz abgesehen davon, dass Maria in ihrem Verhalten Sein Herz erfreute und Martha dagegen zu jener Stunde Ihm Sorge bereitete. In vielen anderen Fällen wurde der HERR überhaupt nicht verstanden oder doch mißverstanden, und zwar nicht allein von der Menge des Volkes, sondern auch von denen, die Ihm am nächsten standen. - Mußte Er solchen doch noch nahe am Abschluß Seiner Wirksamkeit gelegentlich des Ganges nach Emmaus sagen: „O ihr Unverständigen und trägen Herzens, zu glauben an alles, was die Propheten geredet haben!” (Lk. 24,25.) Wenn das schon denen gesagt werden mußte, die einige Jahre unter Seiner Belehrung und unter Seinem Einfluß standen, was muss dann erst den anderen gesagt werden, die nicht so das Vorrecht hatten, die unmittelbare Nähe des HERRN zu genießen! -
Dies gerade dürfte in V. 25 zum Ausdruck gebracht sein, dass nämlich um der Unverständigkeit willen und wegen der trägen Herzen Johannes viele andere Dinge, die er hätte schreiben können, nicht schrieb, dass er vieles, was er noch hätte sagen können, nicht sagte.
Er bedauert das, und dies mit Recht. -
Ist es etwa inzwischen besser geworden? Leider nicht! - Es ist vielmehr auch heute tief zu bedauern, dass in weiten Kreisen derer, die sich nach dem Namen des Herrn nennen, wenig Interesse und Verständnis vorhanden ist für diese Summen der Gedanken Gottes, dass auch heute träge Herzen vorhanden sind hinsichtlich alles dessen, was uns die Schrift sagen möchte bezüglich des Erfassens der Breite und Länge, der Tiefe und Höhe und bezüglich des Erkennens der die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus (Eph. 3,18.19).
Statt dessen findet man, nicht nur in der Namenchristenheit, sondern auch in Kreisen, in denen man es gar nicht erwarten sollte, eine Art Gier nach schriftlicher und mündlicher Speise, die mit Zutaten menschlicher Machenschaften und menschlicher Kunst zubereitet ist. Nach „christlichen” Romanen und „christlichen” Büchern und Blättchen mit möglichst vielen Anekdoten, mit „geistlichem Feuerwerk” und Menschenverherrlichung wird oft eifrigst gegriffen, wogegen man für die Bemühungen der Diener des HERRN, etwas von den Summen der Gedanken Gottes bekannt zu geben, keine Zeit hat; ja man kann erleben, dass diese Bemühungen als trockene, „unfruchtbare” Arbeit abgelehnt, ja, dass sogar davor gewarnt wird. -Wollte die Gemeinde Gottes angesichts dieses ungesunden Zustandes sich schämen und beugen, dann würde bald mehr geistliches Leben sichtbar und fühlbar werden, denn gesundes Leben kann sich einzig und allein nurauf der gesunden Lehre der Schrift aufbauen. Das muss immer wieder mit Nachdruck betont werden.
Wo irgend Interesselosigkeit und träge Herzen in bezug auf die Summen der Gedanken Gottes vorhanden sind, da kann unmöglich das gesunde Geistesleben pulsieren, vielmehr ist da „der Mensch” im Vordergrund, der in seiner aufdringlichen Dienstfertigkeit die Mahlzeit zu verbessern gedenkt und dabei mit seinen wilden Koloquinten den Tod in den Topf bringt und die Mahlzeit verdirbt. (Vergl. 2. Kön. 4,38-41.)
W. W.
(z. Zt. im Felde).
Antwort B
Joh. 20,30 lesen wir: „Auch viele andere Zeichen hat nun zwar Jesus vor Seinen Jüngern getan, die nicht in diesem Buche geschrieben sind.” Zeichen und Wunder, die nur für Seine Jünger verständlich waren, und von denen die blinde Welt nichts sah, weil sie doch kein Verständnis dafür hatte. Ähnlich wie nach der Auferstehung. Auch hier zeigt Er Sich nur den Seinigen und gibt ihnen wichtige Unterweisungen, die Dinge des Reiches Gottes betreffend (Apg. 1,3). So auch in unserem in Frage stehenden Schriftwort. Johannes und die anderen Evangelisten lassen uns hineinschauen in die Fülle, die Macht, die Herrlichkeit und in alle Vorzüge des Sohnes Gottes. Mit besonderer Genauigkeit zeigt uns Johannes die Herrlichkeit des Eingeborenen, und wenn er dabei auf den Anfang zurückgeht, der vor Grundlegung der Welt zurückreicht (Joh. 17,5), so ist sein Schreiben dennoch nur Stückwerk und seine Feder vermag nicht alles zu schildern, es ist viel mehr, als er berichten kann, was Jesus getan hat. Es ist der unausforschliche Reichtum Jesu. Es wäre also unmöglich, die Dinge alle aufzuzählen, und wenn die blinde, tote Welt nicht einmal dem einfachen, klaren Evangelium glaubt, wieviel weniger würde sie erst all die überwältigenden Herrlichkeiten und Taten Jesu erfassen, die nur ein geistlich gerichtetes Herz und ein geöffnetes Auge zu sehen vermag. So ist es vor den Weisen und Verständigen verborgen und den Unmündigen geoffenbart. (Mt. 12,25.) Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, das hat Gott bereitet denen, die Ihn lieben (1. Kor. 2,9).
Ph. W. (z. Zt. b. Militär).
Antwort C
Der nachstehende Auszug aus „Urquhart, die neueren Entdeckungen”, Bd. V. S. 369 u. flgd., dürfte ein Beitrag zur Beantwortung der Frage sein.
Behalten wir im Gedächtnis, dass das Evangelium Johannes geschrieben ist, um Jesum darzustellen als den Schöpfer aller Dinge (Joh. 1,3), Den, der allem Lebendigen das Leben gibt, der Selber das Leben und das Licht der Menschen ist. Sollten wir dann nicht erwarten, am Schlusse gerade ein solches Wort zu finden wie das von den „vielen anderen Dingen”? Er erinnert uns daran, dass die vielen anderen Dinge da sind, aber dass sie nicht berichtet sind. „So sie aber sollten eins nach dem anderen geschrieben werden, achte ich, die Welt würde die Bücher nicht begreifen, die zu schreiben wären”, sagt er. Aber wenn sie uns nicht erzählt werden sollten, warum wurde uns dann Jesus so enthüllt am Anfang des Evangeliums, und warum werden diese Dinge am Ende desselben erwähnt? Ist es nicht, weil der Heilige Geist uns daran erinnern will, dass wir noch nicht alles von dem Freunde unserer Seele wissen, und dass die künftige Gemeinschaft mit Ihm noch Offenbarungen für uns hat, die großartiger sind als selbst die, welche uns in den Blättern des Evangelisten gegeben werden? ... In diesen letzten Worten wird die Lampe unserer Hoffnung angezündet; und wir gehen weiter auf unserem Pilgerwege, mit Freude und Begier die Zeit erwartend, wo wir erkennen werden, gleichwie wir erkannt sind.
... Wir wissen, wie die Wissenschaft ihre Bücher vermehrt hat, unter diesen werden die Werke der Spezialisten als die wertvollsten betrachtet. Sir Charles Bell z. B. schrieb ein Buch über die Hand. Hätte er alles über dieselbe gewußt, so wäre das Werk wohl noch ausführlicher geworden. Gesetzt, dass statt des Umhertappens der Wissenschaft unter den Anzeichen von Zwecken in dem menschlichen Körper die Männer der Wissenschaft alles in dem Lichte einer völligen Offenbarung sähen; dass sie den menschlichen Körper sähen als die fast endlose Menge von Zwecken, die er in Wirklichkeit ist - dass sie ihn sähen in seiner wunderbaren Harmonie und in der ebenso wunderbaren Weisheit, die sich in seinen kleinsten Teilchen entfaltet; gesetzt, dass sie im Besitz dieser neuen Fülle von Stoff an die Aufgabe gingen, ihn der Menschheit zu erklären; gesetzt, dies große Feld wäre unter viele Schreiber verteilt, und jeder stellte alle Einzelheiten dar, die ihm in seiner Abteilung enthüllt wären: könnten wir die Zahl der Bücher aufzählen, die geschrieben werden würden? Aber der menschliche Körper ist nur einer von den Myriaden der Organismen, welche die Erde, die Luft und das Meer bevölkern. lasst das volle Licht der Offenbarung auf jeden derselben fallen; lasst nichts darin, wie geringfügig es auch sei, ohne eine Auseinanderlegung bleiben, die völlig und fesselnd ist, lasst eine große Anzahl neuer Schriftsteller diese neuen Felder unter sich teilen und sie alle der Menschheit erklären, wo sollen wir Platz finden für die rasch sich häufenden Bücher, denn jede der vielen tausend Arten wird ihre eigene Bibliothek haben?
Aber wir haben nur begonnen, in diese große Welt der geschaffenen Wesen einzutreten. Die Felsen unter unseren Füßen schließen die Überbleibsel anderer Schöpfungen ein, die vergangen sind. lasst diese, sozusagen, wieder aufleben. lasst das Licht einer ebenso völligen Offenbarung jede einzelne von ihnen enthüllen. lasst diese neuen und nicht weniger wunderbaren Anordnungen ebenso deutlich gemacht werden und neue Federn geschäftig sein und neue Bibliotheken geschrieben werden. Dann lasst uns von dem Tierreich zu dem Pflanzen- und Mineralreich übergehen. lasst die Vergangenheit und die Gegenwart enthüllt werden. lasst jeden Organismus und jedes Mineral und jeden Kristall und jede chemische Verbindung so völlig offenbar werden, dass alles und mehr als alles, was die Wissenschaft je zu kennen gewünscht hat, ganz enthüllt wird. Und dann, wenn diese Erde erschöpft ist und nichts mehr übrig, was nicht berichtet ist, lasst uns zu den Planeten übergehen und das gleiche für jeden getan werden. Und von den Planeten mit ihrer Sonne und ihren Monden lasst uns durch das Sternen-Weltall wandern und dasselbe für diese zahllosen Sonnen und all ihre Planeten tun. Wo sollen wir jetzt unsere Bücher hinlegen? Es wird nicht genügen, zusagen: „Wir wollen unsere Bibliotheken niederreißen und größere bauen”; denn jede neue Offenbarung wird neue Bibliotheken um uns aufhäufen. Es gibt nur eine Äußerung, die unseren arbeitenden Gedanken ausdrückt. Es ist diese, welche der Geist Gottes uns gegeben: „Es sind auch viel andere Dinge, die Jesus getan hat; so sie aber sollten eins nach dem anderen geschrieben werden, achte ich, die Welt würde die Bücher nicht begreifen, die zu beschreiben wären.”
Aber sogar dieser Überblick zeigt uns nur einen Teil Seiner Wege. ... Die Wunder der Vorsehung Jesu sind nicht geringer als die Seines Schöpfungswerkes. Seine Hand ist auf jedes menschliche Wesen gelegt worden. Von dem Tage der zartesten Kindheit an ist der HERR mit einem jeden gewesen. Als Er die Kleinen in Seine Arme nahm, Seine Hände auf sie legte und sie segnete, ward der Vorhang einen Augenblick aufgehoben von der verborgenen, aber endlosen Wirksamkeit des Seelenfreundes. In jedem Augenblick der irdischen Pilgerschaft würde der, dessen Auge geöffnet wäre, ausrufen: „Von allen Seiten umgibst Du mich und hältst Deine Hand über mir.” (Ps. 139,5.)
Treten wir jetzt in dieses neue Gebiet ein. Jedermann weiß, dass nichts anziehender ist als eine Lebensgeschichte. lasst die Erzählung von dem Leben eines jeden Menschen ... vor allem, wie der große Hirte jeden einzelnen geführt hat, geschrieben werden von denen, vor deren Augen nichts verborgen ist. lasst dies geschehen von jedem Einwohner in jedem Dorf und jeder Stadt und jedem Lande unter der Sonne und von jeder Generation der Vergangenheit. lasst das Leben keines Menschenkindes unerzählt bleiben. Wo sollen wir mit den Büchern hin? Wiederum danken wir Gott für die Worte: „Ich achte, die Welt würde die Bücher nicht begreifen, die zu beschreiben wären.”
lasst mich noch einmal sagen, es war gut, dass das Evangelium des Fremdes Jesu mit diesen Worten auf seinen Lippen schloß. Sie erzählen uns von den Schätzen der Weisheit und der Erkenntnis, die noch in Besitz zu nehmen sind, von den endlosen Offenbarungen der Liebe und Herrlichkeit, die das himmlische Leben zu der grenzenlosen Freude und dem endlosen Preise machen werden, als welches es uns geschildert ist.”