Antwort A
Ausgezeichnet und wunderbar harmonisch, wie alles in dem Worte unseres Gottes. Im Jakobusbrief hat es der Apostel mit Leuten zu tun, die da sagten: Die Hauptsache ist, dass wir glauben. Der Glaube rettet. Das ist sonnenklar. Was bedarf es da guter Werke? Die sind nicht nötig. Beispiel: Die Hauptsache ist, sagt der Apfelbaum, dass ich da bin und lebe und groß und breit werde, was bedarf es erst noch der Früchte, die sind gar nicht nötig. Darauf kommt es gar nicht an. Wirklich nicht? - Im Römerbrief denkt Paulus an Leute, die sagen: Ach, der Glaube, der nützt gar nichts, Werke müssen sein! Nur das Tun guter Werke macht gerecht. Das ist doch ganz sicher. Was nützt Glauben! Beispiel: Die Hauptsache, sagen die Äpfel, ist, dass wir da sind. Was nützt der Apfelbaum? Auf den kommt es gar nicht an. Wenn wir nur da sind! Wirklich?
Wie aber ist's richtig? Auf den Glauben (den Baum) kommt es an. Aber der Baum muss Äpfel (Werke) bringen, sonst ist er ein toter und unsichtbarer Baum, der abgehauen wird. Früchte muss der Baum tragen, das ist doch klar, das erwartet jeder. Aber die Früchte werden nicht ohne den Baum. Der Baum ist das Lebendige. Die Früchte sind nur Kennzeichen des fruchtbaren Lebens des Baumes. Also Werke ohne Glauben gewinnen nichts vor Gott, und Glauben ohne Werke ist tot für Gott. Heil bringt uns der Glaube, aber ein geheilter Mensch bringt zu Gottes Ehre Früchte. Tut er das nicht, gleicht er dem unfruchtbaren Baum.
K. E.
Antwort B
Bei einer ernsten Untersuchung im Lichte des Zusammenhangs sind beide Stellen in bezug auf das Verhalten Gottes dem Menschen gegenüber völlig übereinstimmend; ihr scheinbarer Widerspruch entsteht aus dem Verhalten des Menschen Gott gegenüber. Der eine verwirft die Gnade, durch welche allein er errettet werden kann, und meint, Gott mit seinen Werken befriedigen zu können. Der andere dagegen meint, mit seinem Glauben einen Lohn zu erlangen. Beide rühmen sich, der eine seiner Werke, der andere seines Glaubens. Gott, vor Dem der Ruhm ausgeschlossen ist (Röm. 3,27; 4,2), der den Hochmütigen widersteht (Jak. 4,6), weist beide zurück. Wie wagt der erste mit unflätigem Kleide (Jes. 64,6), mit totem Werke (Hebr. 9,14) vor den lebendigen Gott zu treten?! Er begeht einen Greuel (Jes. 1,10-14) und bedarf vielmehr, davon gereinigt zu werden. Diesen Fall behandelt der im Römerbrief angeführte Abschnitt: „nach Gnade”, „ohne Gesetzeswerke” (3,24.28; 4,4.6). Der zweite kommt nun und meint, sein Glaube schaffe ihm Verdienst und mache ihn der Rechtfertigung wert. Unser heutiger Protestantismus mit seinem gelernten Glauben kann hiermit recht verglichen werden; es ist der „eitle Mensch”, der „sagt, er habe Glauben”. Der Ausdruck der Schrift in Jakobus zeigt seinen Hochmut und schonet seiner nicht. Der lebendige Gott wird mit totem Glauben [dem Namen, dass man lebt (Off. 3,1)] ebenso wenig befriedigt wie mit toten Werken. Schöne Reden und Glaubensbekenntnisse sind noch keine Wirklichkeit. Dem lebendigen Glauben allein wird die Rechtfertigung des Lebens (Röm. 5,18) zuteil. Ein lebendiger Glaube aber erweist sich in seinen Werken, in dem Leben des Glaubens, (aber nicht in Gesetzeswerken). Als Abraham Ihm glaubte, richtete sozusagen Gott einen Vertragsakt auf, wodurch dem Abraham Glaubens-Gerechtigkeit bestätigt wurde; dieses Aktes Inhalt war nur auf die Tatsache gegründet: „Abraham glaubte Gott.” Dies ist die Rechtfertigung aus Glauben nach dem Römerbrief. Dann aber ließ Gott den Abraham den Akt unterschreiben; Er versuchte ihn (1. Mose 22,1.2). Und Abraham tat es, er vollbrachte das Werk des Glaubens (Hebr. 11,17-19); Gott bestätigte es als vollbracht (1. Mose 22,12), und damit erhielt der Akt seine Endgültigkeit (V. 16-18). Dies ist die Rechtfertigung nach Jakobus. Der Glaube ist nicht nur eine einmalige Annahme des Wortes Gottes („Abraham glaubte Gott”), sondern ein beständiges Rechnen mit Seiner Gnade, mit Seinem Worte. Das Lesen von Hebr. 11 ist dafür überzeugend. Der Glaube ist eine Energie, welche unbedingt den Sieg gibt (1. Joh. 5,4), obgleich er durch mancherlei Versuchungen erprobt wird (1, Petr. 1,6.7). Eph. 2,8-10 gibt eine Zusammenstellung der beiden in Römer und Jakobus dargestellten Seiten des Glaubens; das „nicht aus Werken” entspricht dem im Römerbrief Gesagten und das „nicht aus euch, Gottes Gabe ist es” dem Jakobusbrief. Es zeigt, dass der Glaube des Gläubigen ihm keinen Verdienst schafft, nicht mehr, als das Reichen der Hand einen Bettler einer Gabe wert macht. So oder so, der Ruhm ist unzulässig. Aber der Gläubige ist geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken. Weigert einer sich, diese zu tun, so zeigt er einfach, dass er dazu nicht geschaffen worden ist, also nach dem Jakobusbrief die Nichtigkeit seines Glaubens. „Aus Seiner Fülle haben wir Gnade um Gnade empfangen”. (Joh. 1,14.16). Verherrlichen wir diese Gnade durch unsere Werke?
R. W. D.
Anmerkung des Herausgebers
Es kann denen in der sogen. Christenheit gegenüber, die einen Gegensatz konstruieren wollen zwischen der Lehre des Paulus und der des Jakobus, nicht ernst genug betont werden, dass hier eine geradezu bewundernswerte Harmonie herrscht.
Zu obigen Antworten nur noch einige Ausführungen! In Kap. 1,22 hat Jakobus seine Leser ermahnt, „Täter des Wortes” zu sein. Er weiß natürlich so gut wie Paulus, dass „der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch das Wort Gottes ist” (Röm. 10,17). Das Hören geht auch für Jakobus voran, aber bleibt es allein dabei, so ist Selbstbetrug die Folge. - Paulus weiß das auch sehr wohl; es gibt überströmend viel Stellen in seinen Briefen, welche die praktische Seite der Früchte des Glaubens zeigen; wir weisen hier nur hin auf den Titusbrief, in dem sechsmal der Ausdruck „gute Werke” vorkommt und in was für Verbindungen! (Siehe z. B. 1,16; 2,14; 3,8!) Wo sind da Gegensätze zwischen Paulus und Jakobus?!
Aber zwischen jener Jakobusstelle und der Stelle aus Römer 4 sind Unterschiede, die durch den Zweck der Stellen bestimmt sind. Jakobus hatte die Aufgabe, den vielen noch mit der jüdischen Synagoge zusammenhängenden Gläubigen zu zeigen, worin sich das wirkliche Leben des Glaubens erweist. Sein ganzer Brief ist nur von praktischen Gesichtspunkten aus geschrieben. Ein totes Bekenntnis ohne Kraft, wie es der Zusammenhang unserer Stelle zeigt (V. 14-17), war wertlos, und welch eine Rolle spielt ein solches heute! - Die Aufgabe des Paulus aber ist die, zu zeigen, auf welcher Grundlage die Gerechtigkeit Gottes erlangt wird. Und nicht nur bestreitet Jakobus dies nicht, vielmehr bestätigt er es in V. 23. Nur legt er den Ton auf das, was bei Abraham das Vorhandensein des Glaubens tätig erwies, während Paulus das Hauptgewicht legt auf das Vorhandensein eines Glaubens, der nichts zu tun hat mit dem eigenen Wirken. Paulus verwirft den Ruhm eigenen Wirkens als Grundlage der Gerechtigkeit, Jakobus fordert sichtbare Werke als Beweis des Glaubens, ja, der Glaubensgerechtigkeit. Bei Jakobus liegt ein Hauptton auf V. 22: „Du siehst.” Gott weiß, wer wirklich glaubt, aber der Mensch muss sehen, muss z. B. Werke praktischer Nächstenliebe, Werke, wie sie der barmherzige Samariter tat, sehen als Beweise vorhandenen Glaubens. Gewiß waren Abrahams und sind unsere Werke vor Gott nichts wert, wenn sie nicht aus Glauben sind, aber ob der wahre Glaube da ist, kann von den Menschen nur aus den Werken gesehen und beurteilt werden. Wir Christen müssen den Glauben „zeigen” (V. 18); „der Glaube muss durch die Werke vollendet werden” (V. 22).
Und obwohl der HERR nicht angewiesen ist auf unsere Werke, um zu wissen, ob wir Sein Eigen sind, so sucht doch auch Er die Beweise unseres Glaubens in praktischer Betätigung der aus dem Glauben erwachsenden Liebe (vgl. Joh. 14,21-24!). Und darum: So gewiß der gerettet ist, der von Herzen glaubt an den Sohn Gottes (Röm. 4), ebenso gewiß ist erst sein praktischer Gehorsam gegen das Wort (den Willen) Gottes der Beweis seines Glaubens (Jakobusbrief), wie auch der Gradmesser seiner Kindesliebe (Joh. 14).