Diese beiden Verse reden von den Irrlehrern, welche nicht das einfache lautere Evangelium bringen; nicht das, "was wir von Anfang gehört haben" (1. Joh 2,24), d.h. das, was uns als das Wort Gottes vom Herrn persönlich, sowie von Seinen Aposteln mündlich und schriftlich, übermittelt worden ist. Diese Irrlehrer verkündigten, dass Jesus nicht im Fleisch gekommen sei, d.h. nicht Gott von Ewigkeit her war und dann wahrer Mensch geworden ist, um uns durch Seinen Tod am Kreuz ewiges Heil und Rettung zu bringen. Diese falschen Propheten brachten allerlei Dinge, welche dem oben Gesagten Abbruch taten und in Widerspruch standen mit der Gesamtlehre der Heiligen Schrift. Vor diesen Menschen warnt nun Johannes die "auserwählte Frau" (V. 1) ernstlich. Der Apostel legt ihr nahe, sich nicht mit ihnen einzulassen, ja sie nicht einmal zu grüßen. Es waren Leute mit anderem, fremdem Geist, Gesandte des Lügners von Anfang, dieselben, von denen Paulus an Timotheus schreibt, dass sie "eine Form der Gottseligkeit haben, deren Kraft aber verleugnen; und von diesen wende dich weg. Denn aus diesen sind, die sich in die Häuser schleichen und Weiblein gefangen nehmen" usw. (2. Tim 3,5-6). Es ist ein charakteristischer Zug gerade dieser gefährlichen Irrlehrer, dass sie in Abwesenheit der Männer die Frauen zu überreden suchen, wobei sie meist eine unheimliche Zungenfertigkeit entwickeln, so dass die, welche sich mit ihnen einlassen, nicht mehr mit ihnen fertig werden (vgl. Kol 2, 4; 2. Kor 11,16). So gibt es da nur das eine, sich zu vergewissern, mit wem man es zu tun hat - meist bringen sie ja Druckschriften mit, aus deren Verleger bald die Herkunft festgestellt werden kann - und sie dann kurz abzufertigen. Nicht umsonst richtet der Apostel die Warnung gerade an eine Frau, weil für sie die Gefahr, verführt zu werden, besonders groß war. Freilich müssen wir zwischen Verführern und Verführten unterscheiden. Erweisen sich letztere aber ebenfalls als Kanäle dieses Giftes des Irrtums, so gilt es, sich auch von ihnen abzuwenden. Der Herr aber möge uns allen ein einfältiges Herz geben, die Geister zu erkennen und zu unterscheiden.