Wie sind die Stellen Mat. 3,5-6.11-12 zu verstehen?

Wie sind die Stellen Matth. 3,5-6.11-12 zu verstehen gegenüber Römer 6,2ff.?

Antwort A

Apg. 19,4.5 lesen wir, dass etliche, die mit der Taufe Johannis getauft waren, nochmals auf den Namen Jesu Christi getauft werden mußten und sie sogar erst nach Händeauflegung den Heiligen Geist erhielten. Diese waren also zweimal getauft, einmal zur Buße, sodann zum Empfang des Heiligen Geistes in Jesu Tod.

Apg. 19,4.5 steht weiterhin, dass bei der Taufe Johannis gesagt sei, dass sie an Jesum glauben sollten, das heißt nichts anderes, als an Seinen Versöhnungstod. So sind z. B. die Jünger nur von Johannes mit Wasser getauft worden; aber am Pfingstfest erhielten sie die Fülle des Geistes, was sich durch feurige Zungen auf ihren Häuptern schon äußerlich kund tat. Also sind die Jünger Jesu wie auch viele andere durch Johannes mit Wasser in Jesu Tod getauft, obwohl er noch zukünftig war, um dann nach Jesu Tode die köstlichen Verheißungen im vollem Maße zu empfangen, wie auch die Heiligen des A. B. die ewige Seligkeit erlangt haben im Hinblick auf Jesu Versöhnungstod, der noch geschehen sollte, um nach demselben zur vollen Herrlichkeit einzugehen.

Man könnte noch einen dritten Fall annehmen. Nach Mt. 13,21 können manche, die von Johannes getauft waren und Christum im Glauben erfaßt hatten, wieder abgefallen sein, als die Verwerfung Jesu stattfand. Auch ihnen hat dann das erste Wort des HERRN am Kreuze gegolten, das ja am Pfingsttage so herrlich in Erfüllung ging.
L.Th.

Antwort B

In Röm 6 haben wir die beste Erklärung der Bedeutung der Taufe (s. V. 4-6). Der Grundgedanke der Wassertaufe ist der des Gerichts über den schuldigen Menschen. Dieser Grundgedanke ist für den Gläubigen erfüllt in dem Tode Christi. Deshalb geschieht die Taufe des Gläubigen auf den Tod Christi (V. 3 u. 4). Der Gläubige ist einsgemacht mit Christo in allem, in Seinem Tode und in Seiner Auferstehung. Durch die Taufe bekennt er dieses völlige Einssein mit Ihm, und zwar im Blick auf das Gericht und den Tod. Er weiß, dass es für den sündigen alten Menschen nichts anderes geben konnte und dass der Herr Jesus für ihn hierin den Platz einnahm am Kreuze und im Grabe; er sieht in Christo seinen alten Menschen am Kreuze gerichtet und im Grabe hinweggetan vor den Augen Gottes. Dieses wird durch die Taufe zum Ausdruck gebracht. Deswegen ist die selbstverständliche und unerläßliche Voraussetzung für die Taufe der persönliche Glaube. Weiter ist ebenso selbstverständlich nach dem Gesagten die Taufe nur dann sinnentsprechend und schriftgemäß, wenn sie in der Weise geschieht, dass der, welcher sich taufen läßt, vollständig im Wasser untergetaucht wird, er also von demselben vollkommen bedeckt und so in demselben begraben wird (s. V. 4). - An den Tod des Herrn Jesu knüpft sich die kostbare Tatsache Seiner Auferstehung. So kommt auch der Getaufte aus dem Wassergrabe hervor, gleichsam zu einem neuen Leben. Dieses ist im Kapitel 6 der Grundton, aber besonders hervorgehoben in der zweiten Hälfte des V. 4 und in V. 5 und 6. Wie könnte es auch anders sein? Wenn ich eins mit Ihm bin, dann bin ich es eben immer; bin ich es in Gericht und im Tode, dann bin ich es auch in der Auferstehung und im Leben! O, welche Gnade! Eins mit Ihm, dem gekreuzigten, gestorbenen und begrabenen, auferstandenen und verherrlichten Heilande und HERRN! Wie kostbar und wie herrlich!

Eine andere Bedeutung hat die Taufe des Johannes, die wir in Mt. 3.5.6 finden (s. auch Mk. 1,4; Apg. 19,4). Diese hatte ihren Platz vor dem Kreuze, denn sie war die „Taufe der Buße, indem er dem Volke sagte, dass sie an den glauben sollten, der nach ihm kam, das ist an Jesum” (Apg. 19,4). Johannes war vor dem HERRN her gesandt, um das Volk für Sein Kommen vorzubereiten. Deshalb rief er das Volk zur Buße, denn das war es, was zur Aufnahme des HERRN vor allem nötig war. Die nun auf seine Stimme hörten, kamen und wurden von ihm im Jordan getauft, „indem sie ihre Sünden bekannten” (Mt. 3,5.6). Durch diese Taufe „rechtfertigten sie Gott” (Lk. 7,29), indem sie durch dieselbe anerkannten, vor Gott schuldig und des Gerichtes wert zu sein. Deshalb ließ auch der Herr Jesus Sich von Johannes taufen, da Er gekommen war, den Platz des schuldigen, verlorenen Sünders im Gericht einzunehmen; Er machte Sich eins mit denen, welche diesen Platz als den ihrigen vor Gott anerkannten. - Die Taufe des Johannes war also, wie wir gesehen haben, der Ausdruck des Zustandes der Buße, welcher dann, wenn er ein echtes Werk des Geistes Gottes war, den Glauben an den Herrn Jesus und durch diesen Vergebung der Sünden zur Folge hatte. Deshalb wird diese Taufe in Mk. 1,4 die „Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden” genannt.

Der Unterschied zwischen der in Mt. 3,5.6 und anderen Stellen erwähnten Taufe des Johannes und der Taufe in Röm. 6 ist hiernach ein unverkennbarer; auch ist es ohne weiteres klar, dass die Taufe des Johannes keinen Platz mehr hat, seit der Herr Jesus Seinen Jüngern den Befehl gab: „Gehet nun hin und machet alle Nationen zu Jüngern, und taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Helligen Geistes ...” (Mt. 28,19). Wir sehen dies auch deutlich aus Apg. 19,3-5, wo die auf die Taufe des Johannes getauften Jünger zu Ephesus, nachdem sie durch Paulus belehrt worden waren, noch auf den Namen des Herrn Jesu getauft wurden.

In Mt. 3,11.12 ist das Wort „taufen” in bildlicher Weise angewendet in Verbindung mit „Heiligem Geist” und „Feuer”. Da ist es der HERR, welcher tauft; Er allein hat dazu die Macht. Auch zeigt uns das Wort Gottes, dass es zwei ganz verschiedene Dinge sind, um die es sich hierbei handelt; die Taufe mit dem Heiligen Geiste ist eine Sache für sich, und die Taufe mit „Feuer” ist eine andere Sache für sich. Erstere Sache ist zu einem Teile bereits erfüllt. Ehe der Herr Jesus auffuhr in den Himmel, sagte Er den Seinen: „Ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden nach nunmehr nicht vielen Tagen” (Apg. 1,5), und in Apg. 2,1-4, an jenem Tage der Pfingsten, sehen wir bereits die Erfüllung dieser Verheißung. Zu diesem Punkte erlaube ich mir auf die Antworten zu Frage 33 in Heft Nr. 8/9 zu verweisen, wo gerade dieser Gegenstand behandelt ist. Aber auch im Alten Testament bereits, in Joel 2,28-32, finden wir eine diesbezügliche Verheißung, auf welche in Apg. 2, 16-21 Petrus Bezug nimmt. Ihre eigentliche Erfüllung wird diese Verheißung aber erst noch finden, wenn jener Zeitpunkt gekommen sein wird, von welchem in Joel geredet ist. - Die Taufe mit „Feuer” ist etwas ganz anderes. Feuer ist im Worte Gottes ein Bild vom Gericht. Das sehen wir gleich in Mt. 3 selbst in V. 10 und im letzten Teile des V. 12, aber auch in vielen anderen Schriftstellen (s. z. B. 1. Mo. 19,24.25; 3. Mose 10,2; 4. Mose 16,35; Jes. 66,15.16; Mal. 4,1; Mt. 13,42; 18,8.9; 25,41; Mk. 9,43-48; 2. Petr. 3,7.10.12 u. a. m.). Das Taufen mit Feuer ist also die Ausübung des Gerichts. Von diesem Gericht spricht das Wort Gottes viel und in mannigfacher Weise im Alten und im Neuen Testamente, und der Herr Jesus ist es, welchem die Ausübung übertragen ist, wie eben auch Mt. 3,11.12 zeigt. Er wird die sieben Siegel öffnen (Off. 5,5 usw.), Er wird geoffenbart werden „vom Himmel mit den Engeln Seiner Macht in flammendem Feuer, wenn Er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesu Christi nicht gehorchen, welche Strafe leiden werden, ewiges Verderben ...” (2. Thess. 1,7-10), Er wird auf dem großen weißen Throne sitzen (Off. 20,11 usw.). Ja, Ihm ist alles übergeben vom Vater! O, welch eine wunderbar herrliche Person ist Er, unser Heiland und HERR! - In Mt. 3,11 klingt es wohl so, als ob das Taufen mit dem Heiligen Geist und das mit „Feuer” miteinander verbunden wären und beides dieselben Personen beträfe, aber das Wort ist eben an die Masse gerichtet, die noch „ungeworfelt” auf Seiner „Tenne” war, „Weizen” und „Spreu” untereinander; und so verschieden wie der Weizen von der Spreu ist, ebenso verschieden ist die Taufe mit dem Heiligen Geiste von der Taufe mit „Feuer”. Wohl mögen solche, die „Weizen” sind, auch durch „Feuer” der Leiden und Prüfungen und Drangsal zu gehen haben - ja, das müssen mehr oder weniger alle -, aber sie „verbrennen” nicht (s. Dan. 3,19-27; Jes. 43,2; 1. Petr. 1,6.7; 4,12-19), verfallen dem Feuer nicht, werden ihm nicht zur Beute, was aber bei der „Spreu” der Fall ist. Mit „taufen” im biblischen Sinne ist eben nicht nur der Begriff des Hindurchgehens durch das, worin getauft wird, verbunden, sondern es ist weiter damit verbunden der Begriff der vollen Wirkung dieser Sache auf den Gegenstand der Taufe. So ist es bei der Wassertaufe ihrer sinnbildlichen Bedeutung nach und bei der Taufe mit dem Heiligen Geiste (s. Röm. 6,4.6; 1. Kor. 12,13) und nicht minder bei der Taufe mit „Feuer”. -

Der Raum gestattet nicht, noch mehr über den Gegenstand zu sagen. Daher wolle der Leser im Worte selbst weiter forschen, die einschlägigen Schriftstellen aber recht genau und sorgfältig lesen und sie im Zusammenhange mit dem Vorhergehenden und Nachfolgenden sowie im Lichte des Schriftganzen betrachten. Dann erst kann der rechte Sinn gefunden und die kostbare Wahrheit aufgeschlossen werden. Der HERR schenke uns allen dazu Gnade!
Th. K.

Antwort C

Die Frage ist etwas dunkel. Die Stelle in Mt. steht allein mit Israel in Verbindung, während Röm. 6 Belehrungen über die Taufe der Christen bringt. Die Taufe Johannes des Täufers hatte den Zweck, auf dem Wege der Buße Israel das Auge für ihren Messias zu öffnen (Joh. 1,31). Wenn Israel durch den Messias zu den Segnungen des Reiches geführt werden wollte, so musste es zuerst zum Selbstgericht geführt werden, sie mußten ihre Sünden bekennen und in der Taufe anerkennen, dass der Tod ihr gerechter Lohn war. - Sie wurden im Jordan, dem Strome des Todes, getauft. Wenn wir nach einer Verbindung suchen wollen mit Röm. 6, so möchte man sagen, dass auch in der Taufe Johannes des Täufers die Anerkennung des auf ihnen ruhenden Todes gesehen werden kann. Der Christ wird in Röm. 6 als verbunden und einsgemacht mit dem Tode Christi gesehen und kann deshalb durch die Taufe auf diesen Tod begraben werden; so (auf Christi Tod)
konnten die Juden nicht getauft werden, sondern nur in der Anerkennung des eigenen Todesurteils in dem Bekennen ihrer Sünden in die Taufe eintreten.
In den Versen 11 und 12 von Mt. 3 verweist Johannes auf die Beziehung seiner Taufe zu den Taufen des nach ihm Kommenden. Wer sich in Buße beugte und mit Wasser durch Johannes taufen ließ, öffnete sein Auge auch für den Kommenden, der sie mit Heiligem Geiste taufen würde. Wer aber unbußfertig an der Stimme des Rufenden vorüberging, der würde gleich der Spreu von der Tenne gefegt werden und mit dem Feuer des Gerichtes von dem Kommenden getauft werden.
v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Über die Frage, die auch uns etwas dunkel war, ist im Vorstehenden genug gesagt worden, um sie völlig zu beleuchten. Wir möchten hier nur noch einmal darauf hinweisen, wie wichtig es ist, die verschiedenen Haushaltungen Gottes zu unterscheiden. Wenn man von vornherein sich sagt: Dort wird zu dem Israel im Fleisch geredet, hier zu einer an Christus gläubigen Gemeinde (zu der natürlich auch etliche aus Israel gehörten), so wird einem sofort klar sein, dass von einer eigentlichen Verbindung zwischen obigen Stellen nicht geredet werden kann, dass höchstens etwa die Stellen aus den Evangelien vorbereitend sind für das, was in Röm. 6 in seiner Wirkung dargestellt wird: für den Tod Jesu. - Wir freuen uns, dass hier sowohl wie schon bei Frage 33 einmal deutlich darüber geredet wird, dass die Taufe mit Geist und die Taufe mit Feuer zwei verschiedene Dinge sind. Möchten doch manche unserer Leser, die darüber bisher andere dachten, sich eines Besseren belehren lassen durch obige klare Ausführungen!

Wenn eine der vorstehenden Antworten etwas enthält, was der eine oder der andere durchaus nicht als Schriftwahrheit für sich selbst anerkennen kann oder will, so möge er die diesmaligen „Persönlichen Worte” auf dem Umschlag ganz besonders zu seinem Herzen reden lassen!


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 1 (1913)