Wie kann Sich der Herr Jesus mit einem Samariter vergleichen?

Wie kann Sich der Herr Jesus mit einem Samariter vergleichen (Luk. 10,25-37), da Er doch aus Davids Stamm war?

Antwort A

Als Er in Gleichnissen sprach, tat es der HERR auf eine der Gesinnung Seiner Zuhörer entsprechenden Weise, damit sie Ihn verstehen möchten. In Lk. 10,25.29 hat Er mit einem Ihn versuchenden und sich rechtfertigenden Gelehrten zu tun. Solche hielten Ihn verachtungsvoll für einen Samariter, was aus Joh. 8,48 sehr deutlich hervorgeht. Um Sich Seinem Gegner zu offenbaren, konnte Sich der HERR nicht mit einer Seine Rechte und Würde darstellenden Person vergleichen, da dieselbe von vornherein nicht anerkannt war, sondern mit der, für welche man Ihn achtete. Die Lehre des Gleichnisses war für den Gesetzgelehrten durchaus begreiflich: Der die Barmherzigkeit getan hat, der Nächste, nach dem du fragest, er ist eben dieser „gewisse Samariter” (von dem sie meinten, er habe einen Dämon!). Welche Geduld finden wir da bei Dem, „der so großen Widerspruch von den Sündern gegen Sich erduldete” (Hebr, 12,3). Mögen wir alle, die wir uns Seine Jünger nennen, dieselben Tugenden erweisen (1. Petr. 2,9), hinschauend auf Ihn!
R. W. D.

Antwort B

Weil sie Ihn einen Samariter nannten und als einen solchen behandelten und verachteten! Er war wirklich der „Verachtete”. Welch wundersames Bild vom HERRN in diesem Gleichnis! Er kam da hin, wo der Mensch unter dem „Räuber und Mörder von Anfang” dalag. Nicht der dem Tode Verfallene rief oder bat Ihn um Rettung. Aus Seinem Herzen ging das Erbarmen hervor. Als Er ihn sah, „wurde Er innerlich bewegt”. Wie mochte das Herz des HERRN über diesen Gesetzgelehrten bewegt sein, der in Falschheit („Ihn versuchend”) und in den Werken der Selbstgerechtigkeit (V. 29) niedergeschlagen am Boden lag und „halbtot” kein Bewußtsein von seinem Zustande hatte. Mit welcher Güte neigt der HERR Sich zu ihm, ihm zu zeigen, wer sein Nächster war, dessen er nötig hatte; dass es nicht der Priester und Levit war, (auf den er vertraute), sondern der Verachtete, den sie einen „Samariter” schalten (Joh. 8,48). Diesen hatte er nötig!

Der Gesetzgelehrte wurde von dem Mörder, Satan, durch Gesetzeswerke, dem „was muss ich getan haben”, in dem Todeszustand gehalten. Der HERR begegnet uns immer da, wo wir sind. Er kommt an den „Ort”, „wo wir liegen”, um uns zum Bewußtsein zu bringen. Es ist bezeichnend, der HERR sagt zu dem Manne, der mit der Frage kommt: „Was muss ich getan haben?” zweimal „Tue” (V. 28 und 37), aber das letzte Mal, ohne hinzuzufügen: „und du wirst leben”.
Wenn wir „desgleichen” tun sollen, so müssen wir dies von Ihm lernen und Seine Schüler und Jünger werden. Um aus dem Herzen „desgleichen” Nächstenliebe (wie aus Seinem Herzen) üben zu können, muss die Liebe Gottes erst in unser Herz ausgegossen werden. Der sich selbst rechtfertigende Mann hatte kalten Herzens gefragt: „Wer ist mein Nächster?” und damit gezeigt, dass keine Nächstenliebe in seiner Brust wohnte, noch in der eines Menschen, der mit Gesetzeswerken umgeht. Wenn er „desgleichen” tun wollte, so musste er bald mit „sich selbst” und mit „Priester und Levit” zu Ende kommen, denn „das Recht (die Forderung) des Gesetzes” (auch den Nächsten zu lieben als sich selbst), wird in denen erfüllt, die nicht nach dem Fleische, sondern nach dem Geiste (des Samariters) wandeln (Röm. 8,4).
v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Gehe hin und tue desgleichen!” (V. 37.) Wer sollte „dergleichen” tun? Der Pharisäer, der nicht Samariter war. Wer noch? Du und ich! Und wir sind auch nicht Samariter. Aber wir können jenem Samariter gleichen, indem wir „dergleichen” tun. Die Geschichte ist ein Gleichnis!

Wir, die wir die Geschichte des HERRN, Seinen Weg der Liebe zu den „unter die Räuber Gefallenen” kennen und wissen, wie Er verächtlich „Samariter” genannt wurde, erkennen in dem „gewissen Samariter” sofort den Herrn Jesus, obwohl Er Sich Selbst nicht ausdrücklich so nennt. Aus Joh. 4,9 sehen wir, dass die Juden keine Gemeinschaft hatten mit den Samaritern. Daher konnte Sich Jesus wohl mit einem Samariter vergleichen, denn auch mit Ihm handelten sie wie mit jenen. Außerdem aber hatte Er gerade unter diesen Verachteten ein großes Volk (Joh. 4,39-42), verhältnismäßig viel mehr als unter Israel (vergl. auch Lk. 17,16). Dieser Vergleich hatte also den in toter Gesetzestreue (V. 31.32) verknöcherten Juden viel zu sagen und erinnerte sie an ihren Mangel an Barmherzigkeit als wirklicher Frucht ihrer (vor der jener Samariter) bevorzugten Stellung.
Haben wir echten Samaritersinn? Ähneln wir dem wahren barmherzigen Samariter, tun wir Barmherzigkeit? (Hebr. 13,16!)


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 2 (1914)