Wie kann die Liebe Sünden bedecken?

Wie kann die Liebe Sünden bedecken? 1.Petri 4,8.

Antwort A

Zur Erklärung muss man Spr. 10,12 hinzunehmen. Danach handelt es sich hier um vergebende Liebe gegenüber Ungerechtigkeiten, Beleidigungen usw., die uns persönlich widerfahren. Der Apostel will nicht sagen, wir sollten den Mantel der Liebe über alles decken, was wir Böses am Bruder sehen, aber wenn wir persönlich beleidigt werden, so lehrt uns die Liebe tragen, schweigen und vergeben. Die Liebe freut sich nicht der Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles (1. Kor. 13,6.7).
Chr. K.

Antwort B

Ein Bild aus dem Leben kann vielleicht den Sinn dieser Stelle zeigen. Eine gläubige Mutter hat einen Sohn, der die Sorge des Hauses ist. Oftmals kommt er nachts trunken nach Hause, und die Nachbarn sprechen über ihn und seine Fehler. Aber wenn dies geschieht vor den Ohren der Mutter, so beginnt sie von seinen guten Eigenschaften zu sprechen; von seiner Liebe zu ihr, wie er, wenn sie nicht wohl ist, für sie sorgt, ihr den Tee bereitet, den Garten pflegt, Blumen bringt usw. Ihre Liebe bedeckt seine Fehler, indem sie Gutes spricht und dadurch die Blicke anderer von den Fehlern zu dem Guten hinzieht.

Sollten wir nicht suchen, mehr diesen Geist im Bruderkreise zu offenbaren? Liebe kann nicht an dem Aufdecken der Fehler teilnehmen. Dies ist ein Prüfstein, wie wenig wirkliche Liebe Gott in unserer Mitte sieht.
a. „T. o. W.” übs.

Antwort C

Die Liebe bedeckt eine Menge Sünden, nicht eine oder zwei, sondern eine Menge - tausend kleine und große Dinge, die der Teufel in alle Winde ausblasen möchte, um Gottes Volk zu verwüsten und eine tote Fliege in die Salbe zu bringen, um sie stinkend zu machen.
a. „Simon Petr.” v. Dr. W.

Antwort D

Diese Stelle spricht nicht vom unbußfertigen Verharren oder Stehen in der Sünde, wo der Betreffende den Charakter eines „Bösen” trägt und nach 1. Kor. 5 hinausgetan werden muß. Das Wort „untereinander” zeigt, dass der Apostel von der Brüderschaft und nicht von der Welt redet. In dem Kreise der Kinder Gottes soll eine inbrünstige Liebe wohnen, die die Sünde bedeckt, - zudeckt vor den Augen der anderen. Unsere Liebe kann die Sünde nicht sühnen oder aus Gottes Auge herausnehmen. Gott will aber solche zudeckende Liebe, die sich sorgend und in Langmut bemüht, segnen. Der Fehlende wird zur Umkehr kommen, und die Schmach ist abgewandt.

Wie wünscht die Liebe Davids, selbst die Schande eines Sauls usw. zuzudecken. Er spricht: „Berichtet es nicht zu Gath, verkündet die Botschaft nicht in den Straßen Askelons, dass sich nicht freuen die Töchter der Philister, dass nicht frohlocken die Töchter der Unbeschnittenen” (2. Sam. 1,17-20). Ein Weib leidet unter der Fehle ihres Mannes, vor anderen aber wird sie durch das Erzählen seiner guten Seiten seine schwachen zudecken. Mit ihm aber wird sie weinen über die Sünde und ihm eine Hilfe sein. Kann Liebe die Fehler des Geliebten aufdecken oder preisgeben? Ham deckte die Sünde seines Vaters auf, indem er sie seinen Brüdern zutrug und erzählte, aber Sem und Japhet bedeckten sie. Fluch folgte dem Erzählen Hams. Wie viel Fluch ist in die Gemeinde Gottes getragen durch das Erzählen der Blößen anderer.
Salomon sagt Sprüche 10,12: Haß erregt Zwietracht, aber Liebe deckt alle Übertretungen zu. Unbedeckte Sünden zeigen den Mangel der Liebe. Das Sehen von Sünde bei meinem Bruder prüft meine Liebe. Bedecke ich sie nicht, so offenbare ich damit meinen geistlichen Tiefstand und meine Unfähigkeit, im rechten Geiste mit meinem Bruder zu handeln. Liebe nimmt die Sünde vor den Augen der andern hinweg und trägt und hilft. Haß macht das Schlimmste aus der Sache. Liebe denkt nichts Böses, sie hält lieber für schuldlos als schuldig. Haß nimmt mit Bereitwilligkeit jede Gelegenheit und jedes Wort auf, um die schlimmste Bedeutung hineinzudenken, und Argwohn, Ausforschen, Nachreden, Verurteilen, Neiden sind die Gefolgschaft (Spr. 17,4; Spr. 16,27.28).
Vor allen Dingen habt untereinander eine inbrünstige Liebe!” Diese Liebe können wir nicht bei Brüdern, sondern nur von Gott lernen (1. Thess. 4,9). Es ist manchmal darauf hingewiesen worden, dass Gott einmal gerichtete Fehler Seiner Heiligen im Alten Bunde nie wieder erwähnt und im Neuen Testament nur Gutes von solchen mitteilt!
v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Eigentlich sollte diese Stelle keinem Kinde Gottes Schwierigkeiten machen, wenn auch das Handeln nach dieser Stelle uns oft schwer fallen möchte. Aber wenn wir bedenken, wie Gott unsere Sünden bedeckt hat, sollten wir, in deren Herzen die Liebe ausgegossen ist, dann nicht Freude daran finden, unseres Bruders Verfehlungen, besonders die gegen uns, zuzudecken? Vorzüglich aber dann, wenn er seine Schuld dem Vater bekannt und sie ihm vergeben ist! Wer könnte sich berufen fühlen, die Sünde seines Bruders in Christo aufzudecken? Überlassen wir das Amt des Aufdeckens dem, der es hat: dem Richter! lasst uns da, wo irgend es angeht, uns des Zudeckens befleißigen!


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 1 (1913)