Wie ist Johannes 10,34 zu verstehen?

In Johannes 10,34 erinnert der Herr an die Worte des 82. Psalms: "Ihr seid Götter" (Vers 6). Wie ist das zu verstehen?

In Psalm 82 rechnet Gott mit den leidigen Richtern, welche berufen gewesen wären, nach dem Gesetz Gottes zu urteilen und zu richten. Sie waren somit als Sprecher und Vertreter Gottes anzusehen. Nach 1. Chronika 23 und 26 mussten diese aus den Leviten genommen werden, also aus denen, welche mit dem Gesetz Gottes in besonderer Weise vertraut waren.

Wenn nun der Herr Jesus, angesichts der Haltung der Obersten des Volkes, die ihn wegen Seines Anspruchs, Gottes Sohn zu sein, tadeln, ja steinigen wollten, sich auf diesen Ausspruch in Psalm 82 beruft, so will Er damit folgendes dokumentieren: Wenn der Heilige Geist jene Richter, welche doch fehlbare und schwache Menschen waren, mit "Götter" betitelte, wie viel mehr habe Er das Recht, sich so zu nennen, da Er doch durch Seine Werke, Wunder und Zeichen, wie auch durch Seine wunderbaren Worte, seine Autorität und Allmacht, also Seine Göttlichkeit bestätigt hatte und bewiesen, dass Er also nicht nur Mensch sei, sondern nichts anderes als Gottes Sohn sein könne.

Sie hätten somit Beweise Seiner Gottessohnschaft genug gehabt, wenn sie dieselben hätten annehmen wollen. Wenn der Psalmist die Richter "Götter" nennt, so waren sie dies gleichsam "ex officio", d.h. Kraft ihres Amtes als Richter. So könnten auch heute Richter nicht ihres Amtes walten und Schuldige verurteilen, wenn Gott eben nicht die Einrichtung der Obrigkeit gegeben hätte. Es war ein wirklich sehr hoher Titel, den Gott selbst hier den Menschen gegeben hat.


Beantwortet von: Adolf Küpfer
Quelle: A. Küpfer - 700 Fragen und Antworten, Frage Nr. 649