Wir finden einen ähnlichen Ausspruch in Römer 7,10.11: „Das Gebot, das zum Leben gegeben war, dieses erwies sich mir zum Tod. Denn die Sünde, durch das Gebot Anlass nehmend, betrog mich und tötete mich durch dasselbe.“
Das Gesetz war heilig, und alle seine Gebote waren heilig, gerecht und gut. Aber der Mensch im Fleisch, an den die Gebote sich richteten, war außerstande, sie zu halten. Sein Zustand war im Gegenteil so traurig, so unverbesserlich schlecht, dass die heiligen Gebote nichts anderes bewirkten als ein „Aufleben der Sünde“ (V. 9). Wenn Gott sagt: „Lass dich nicht gelüsten“, so erwacht in dem Menschen erst recht die Lust, das Verbotene zu tun. Was blieb da übrig? Nichts anderes als ein gerechtes Todesurteil seitens des Gesetzes. Dieses Todesurteil ist an Christus als dem Stellvertreter und Bürgen des Gläubigen vollzogen worden. Er ist mit Christus, der ein Fluch für ihn geworden ist (Gal 3,13), am Kreuz gestorben, um nun nicht mehr „in dem Alten des Buchstabens (was ganz unmöglich war), sondern in dem Neuen des Geistes“ Gott zu dienen (Röm 7,6). So ist er durch das Gesetz (das ihn zum Tod verurteilte) dem Gesetz gestorben. Das Gesetz hat keine Ansprüche mehr an ihn.
Aber warum ist er dem Gesetz gestorben? Um nunmehr „gesetzlos“ zu leben? Nein, sondern um als ein „Befreiter“ des Herrn – denn „für die Freiheit hat Christus uns freigemacht“ (Gal 5,1) - „Gott zu leben“; oder, wie Paulus es im Römerbrief ausdrückt, um als ein „Lebender aus den Toten“ sich selbst Gott darzustellen, und seine Glieder, in denen früher „die Leidenschaften der Sünden, die durch das Gesetz sind“ wirkten, Gott darzustellen „zu Werkzeugen der Gerechtigkeit“ (Röm 6,13; 7,5). Darum folgen in unserer Stelle sogleich auch die triumphierenden Worte: „Ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir“.
„Dem Gesetz getötet durch den Leib des Christus“, ist der Gläubige jetzt eines Anderen geworden, des aus den Toten Auferweckten, um Gott Frucht zu bringen (Röm 7,4). Welch ein Sterben und welch ein Leben!