Antwort
In Eph. 4,3 werden die Heiligen ermahnt, sich zu befleißigen, „die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Bande des Friedens”. In den V. 4-6 wird uns dann die Grundlage für diese Einheit gezeigt: die Anerkennung der hier genannten Dinge genau nach der Lehre des Wortes Gottes, so wie der Geist Gottes sie lehrt und zeigt. Der Geist Gottes ist gekommen, uns „in die ganze Wahrheit zu leiten” (Joh. 16,13), und Er benützt dazu das geschriebene Wort Gottes. „Dein Wort ist Wahrheit” (Joh. 17,17). Er lehrt auch nicht über einen Gegenstand den einen so und den anderen so, sondern jeden dasselbe, so verschieden auch das Maß unserer Erkenntnis sein mag: Er lehrt jeden einzelnen denselben Leib, denselben Geist, dieselbe Hoffnung, denselben HERRN, denselben Glauben, dieselbe Taufe, denselben Gott und Vater, in welche sieben Stücke hier die ganze Lehre zusammengefaßt ist. Daher ist für alle, die Seiner Lehre folgen, ein Leib und ein Geist, eine Hoffnung ihrer Berufung; ein HERR, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater. Das ist die erste und unerläßliche Voraussetzung für die Einheit des Geistes, die bewahrt werden sollte; jede Abweichung davon muss notwendigerweise die Einheit des Geistes zerstören, weil dann etwas Fremdes vorhanden ist, etwas was nicht von diesem Geiste ist. Das wußte der Feind sehr wohl, und darum ist es von vornherein sein Bemühen gewesen, falsche Lehre hereinzubringen - und jede Abweichung von der Lehre, die der Geist Gottes uns durch das Wort Gottes lehrt, ist falsch! -, „Sauerteig” (Mt. 13,33; 16,12; Gal. 5,7-9), „Lehre, die durch die Betrügerei der Menschen ist, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum” (Eph. 4,14), „Lehren der Dämonen” (1. Tim. 4,1), „mancherlei und fremde Lehren” (Hebr. 13,9), und so die „Einheit des Geistes” - und als Folge davon die sichtbare Einheit - unter den Kindern Gottes zu zerstören. Dass dieses ihm nur zu gut gelungen ist, beweisen die vielen „Kirchen”, Gemeinden, Versammlungen usw., die es heute gibt; und mit der „Einheit des Geistes” ging natürlich auch der Friede untereinander verloren - war auch „das Band des Friedens” zerrissen. Es ist deshalb von größter Bedeutung, dass wir die Tatsache verstehen, dass nur die reine Lehre des Wortes Gottes, wie sie der Geist Gottes allein uns bringt, die Grundlage für die „Einheit des Geistes” ist und sein kann, und dass darum die „Lehre” von großter Wichtigkeit ist! Das lehrt uns nicht nur die Erfahrung, sondern auch das Wort Gottes zeigt uns die grundbildende Wichtigkeit der Lehre: „Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel” usw. (Apg. 2,42), „... aber von Herzen gehorsam geworden seid dem Bilde der Lehre, welchem ihr übergeben worden seid” (Röm. 6,17), „... auf dass wir nicht mehr Unmündige seien, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Winde der Lehre” (Eph. 4,14), „auf dass du etlichen gebötest, nicht andere Lehren zu lehren”; „auferzogen durch die Worte des Glaubens und der guten Lehre, welcher du genau gefolgt bist”; „habe acht auf dich selbst und auf die Lehre”; „wenn jemand anders lehrt und nicht beitritt den gesunden Worten, die unseres Herrn Jesus Christus sind, und der Lehre, die nach der Gottseligkeit ist, so ist er aufgeblasen und weiß nichts” (1. Tim. 1,3; 4,6.16; 6,3.4); „Halte fest das Bild gesunder Worte, die du von mir gehört hast”; „was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Männern an, welche tüchtig sein werden, auch andere zu lehren”; „Du aber hast genau erkannt meine Lehre, ...”; „Predige das Wort, ... mit aller Langmut und Lehre. Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, ...” usw. (2. Tim. 1,13; 2,2; 3,10; 4,2.3); „anhangend dem zuverlässigen Worte nach der Lehre, auf dass er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen, als auch die Widersprechenden zu überführen. Denn es gibt viele zügellose Schwätzer und Betrüger, ... indem sie ... lehren, was sich nicht geziemt”; „du aber rede, was der gesunden Lehre geziemt”; „... inder Lehre Unverderbheit” (Tit. 1,9-11; 2,1.7); „Jeder, der weitergeht und nicht bleibt in der Lehre des Christus, hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, dieser hat sowohl den Vater als auch den Sohn. Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmt ihn nicht ins Haus auf und grüßt ihn nicht. Denn wer ihn grüßt, nimmt teil an seinen bösen Werken”. (2. Joh. 9-11.) Diese Schriftstellen - und andere mehr - zeigen, welchen Wert der Geist Gottes auf die „Lehre” legt und wie wichtig es für jedes Kind Gottes ist, mit der Lehre des Wortes Gottes vertraut zu sein. Wie kann jemand auch anders die Gedanken und den Willen Gottes kennen? Und wie kann jemand danach leben und würdig des HERRN wandeln, wenn er Seine Gedanken und Seinen Willen nicht kennt? (Siehe Kol. 1,9.10.) Aber nicht nur das. Wie kann er ohne Kenntnis der Lehre die herrliche Wahrheit Gottes kennen? Die Wahrheit von dem einen Leib, dem einen Geist, der einen Hoffnung unserer Berufung, dem einen HERRN, dem einen Glauben, der einen Taufe, dem einen Gott und Vater aller? Wie kann er ohne die Kenntnis dieser kostbaren, herrlichen Wahrheit sich alles dessen freuen in Gemeinschaft mit den anderen Kindern Gottes? Und wie kann er ohne diese Kenntnis bewahrt bleiben vor Irrtum, vor falscher Lehre? Daher die große Wichtigkeit und Notwendigkeit der „Lehre” und unseres Bekanntseins mit ihr! -
Schon zur Zeit der Apostel tauchten allerhand falsche Lehren auf, denen die Apostel entgegentreten mußten und in ihren uns von Gott gegebenen Schriften entgegentraten, wodurch den Kindern Gottes bis zum Ende hin, und so auch uns, die göttliche Wahrheit als Waffe gegen alle Lüge und allen Irrtum in die Hand gegeben worden ist. So ist es auch mit der uns vorliegenden Schriftstelle. Die Epheser waren noch in der „Einheit des Geistes” und waren noch umschlossen von „dem Bande des Friedens”, aber sie waren in der Gefahr, dass beides durch das Eindringen falscher Lehre zerstört und zerrissen wurde. Deshalb erinnert sie der Geist Gottes daran, dass - nach Seiner Lehre, die sie empfangen hatten - nur „ein Leib und ein Geist” usw. ist und daher jede Abweichung davon ein Abweichen von Ihm und somit ein Verlassen der „Einheit des Geistes” sein würde. Die falsche Lehre, „durch Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum”, bedrohte als ein mächtiges Bollwerk Satans den Fortgang der Epheser auf dem Wege des Glaubens, der nun in der Verwirklichung des Ratschlusses Gottes in ihrem Wandel bestehen sollte, nachdem sie diesen Ratschluß durch Glauben erfaßt hatten; und dieses Bollwerk Satans musste unbedingt und vor allem überwunden und zerstört werden, wenn sie der Ermahnung nachkommen wollten, „dass ihr würdig wandelt der Berufung, mit welcher ihr berufen worden seid ...”, genau so, wie einst Jericho, diese gewaltige Festung des Feindes, dem Volke Israel den Weg versperrte, nachdem sie durch den Jordan gezogen waren, und erst überwunden und zerstört werden mußte, ehe sie das Land in Besitz nehmen konnten (Jos. 6). Und so wie damals nur Gott die Mauern der Festung zu Falle bringen und den Sieg über den Feind geben konnte und Israel nichts zu tun hatte, als genau auf Sein Wort zu achten und genau nach diesem Worte zu tun, so war es auch für die Epheser und ist es noch immer für uns: sie konnten und sollten nichts weiter tun, und wir können und sollen nichts weiter tun, als genau auf Sein Wort achten und genau diesem Worte folgen und bei diesem Worte bleiben. Dann wird allem Irrtum, aller Lüge und falscher Lehre mit der Kraft Gottes begegnet, und wir werden befähigt, würdig zu wandeln der herrlichen Berufung, mit welcher wir berufen worden sind, und mit allen, die das gleiche tun, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Bande des Friedens.
In bezug auf den angezogenen Vergleich mit Jericho und dessen Einnahme möchten wir nur ganz kurz zeigen, dass dieser Vergleich ganz im Rahmen der Vorbilder liegt, die uns im Buche Josua für den Brief an die Epheser gegeben sind. Wir finden in Epheser 1,3-14 den Ratschluß Gottes (Jos. 1,1-9), in 1,15-18 das Aussenden der zwei Kundschafter (Jos. 2), in 1,19-23 den Durchzug durch den Jordan (Jos. 3), in Kap. 2,1-3 die zwölf Steine im Jordan - den alten Menschen, der im Tode Christi sein Ende gefunden hat (Jos. 4,9), in 2,4-10 die zwölf Steine aus der Mitte des Jordan, aufgerichtet zu Gilgal - der neue Mensch in Christo (Jos. 4,1-8.20-22), in 2,11-22 die Beschneidung mit den Steinmessern, die Abwälzung der Schande Ägyptens, und die Passahfeier (Jos. 5,1-12), in Kap. 3 den „Obersten des Heeres Jehovas” - die Fülle, Herrlichkeit und Kraft (V. 8.16.20) Dessen - Christus Jesus - der unser herrlicher Anführer geworden ist in dem Kampfe gegen die Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern (Jos. 5,13-15), und in Kap. 4Jericho und dessen Einnahme (Jos. 6). Mit diesem Abschnitt beginnt der Kampf: „Ich ermahne euch nun” usw. Es würde uns zu weit führen, wenn wir versuchen wollten, die Einzelheiten dieses Gegenstandes zu besprechen; nur darauf möchten wir noch hinweisen, dass offensichtlich die sieben Dinge in V. 4-6 den sieben Hall- oder Jubelposaunen entsprechen, die sieben Priester beim Umziehen Jerichos vor der Lade Jehovas hertrugen und in die sie hierbei fort und fort stießen. Darin kommt die Verkündigung und Aufrechterhaltung dieser Dinge nach der unverfälschten Lehre des Wortes Gottes zum Ausdruck. Wie damals die Mauern Jerichos fielen, nachdem sie mit den sieben immerfort ertönenden Hallposaunen dem Worte Jehovas gemäß umzogen worden waren, so sollte bei den Ephesern und wird auch heute noch überall dort das Bollwerk falscher Lehre besiegt und zerstört und die Einheit des Geistes bewahrt oder auch wiederhergestellt und dann aufrechterhalten werden, wo die göttliche Wahrheit über jene sieben Stücke zur Geltung gebracht und festgehalten wird. -Nun wird es gut sein, diese sieben Stücke einmal in Kürze einzeln zu betrachten, wie nach unserer Erkenntnis das Wort Gottes sie uns lehrt.
„Ein Leib.” Das ist „Sein Leib, die Fülle Dessen, der alles in allem erfüllt” (1,23). Jedes Kind Gottes seit jenem Pfingsten, als der Heilige Geist herabkam und in den an einem Orte versammelten Gläubigen Wohnung machte (Apg. 2,1-4), bis zu dem Augenblicke, wo der HERR die Seinen heimholen wird ins Vaterhaus, gehört zu diesem herrlichen Leibe. Wie kostbar, zu wissen, auch ich bin ein Glied dieses Leibes, und sich so eins zu wissen mit allen dazugehörenden Erlösten! - „Und ein Geist”, der in jedem einzelnen wohnt und wirken möchte, der ein Glied dieses wunderbaren Leibes ist. Das ist der Heilige Geist, der auch „der Geist der Wahrheit” „der Geist des HERRN”, „der Geist Jesu”, „der Geist Christi”, „der Geist Gottes” „der Geist der Sohnschaft” genannt wird (Joh. 14,17 usw.; Apg. 5,9; 16,7; Röm. 8,9; 8,9.14.15 u. a. m.). Durch Ihn allein kennen wir die Wahrheit, kennen wir den HERRN, können wir „Abba, Vater” sagen; mit Ihm sind wir versiegelt, durch Ihn haben wir Zugang zu dem Vater. Welche wunderbare Gabe! - „Wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung.” Die Hoffnung unserer Berufung ist die Herrlichkeit - mit Ihm vereint zu sein in Herrlichkeit dort, wo Er uns die Stätte bereitet hat. Diese Hoffnung erfüllte die Herzen der ersten Christen und ist heute genau noch so die Hoffnung, die uns und allen unseren Miterlösten gegeben ist - das eine herrliche Endziel unseres Pilgerlaufes, gleichviel ob wir es verstehen und uns dessen freuen oder nicht. - Diese drei Dinge sind Tatsachen, die auf Gottes ewigem Vorsatz beruhen und deshalb unantastbar und unzerstörbar sind. Weder alle Macht und List des Feindes noch die Verkehrtheit und Untreue der Kinder Gottes hat etwas daran zu ändern vermocht noch wird je etwas daran zu ändern vermögen - gepriesen sei Gott dafür! -, so dass es immer noch wahr ist und weiter wahr bleibt: „Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung”, so wenig diese kostbaren Dinge auch verstanden werden mögen und so verschieden und zum Teil verkehrt auch die Anschauungen und Gedanken der Kinder Gottes darüber sein mögen. In diesen drei Dingen finden wir die wesenhafte, innere, menschlich nicht wahrnehmbare, also unsichtbare Einheit der Kinder Gottes, die aber gerade darum ungeachtet aller äußeren, sichtbaren Zustände wirklich und bleibend ist, weil sie nicht von dem Menschen und dessen Treue abhängig, sondern auf Gottes Ratschluß und Seine unwandelbare Treue gegründet ist.
In den folgenden drei Stücken finden wir das „Bekenntnis”, die sichtbare Einheit: „Ein HERR, ein Glaube, eine Taufe”. Aber nicht ein totes Bekenntnis, eine bloße Form, sondern ein Bekenntnis, das aus dem Erleben des Vorangegangenen geboren, darauf gegründet und deshalb lebendig und wahr ist. -Wir bekennen den Herrn Jesus nicht nur als unseren Heiland, sondern auch als unseren HERRN, dem wir gehorchen und dienen. Das gilt von jedem einzelnen Kinde Gottes - „für uns ist ein HERR, Jesus Christus” (1. Kor. 8,6). - Der Glaube, mittels dessen wir errettet sind und durch den wir leben, ist der Glaube an Ihn nach Seinem Wort. Glaube ist Annahme des Wortes Gottes, völlige Beugung unter dasselbe, verbunden mit Vertrauen und Gehorsam. Nur das ist der Glaube, den Gott in Seinem Wort anerkennt - nicht die Vorstellungen, Einbildungen und Erfindungen des Menschen. Darum ist das, was vor Gott Glaube ist, tatsächlich ein Glaube! - Darauf folgt die Taufe, über die wir im Worte Gottes viel Belehrung finden. Wir finden erstens, dass der HERR Selbst sie angeordnet hat (Mt. 28,19; Mk. 16,16), was genügen sollte, sie nicht gering zu achten oder als unnötig beiseite zu schieben. Dass die Apostel und ersten Christen das nicht taten, zeigen uns viele Beispiel in der Apostelgeschichte (2,38.41; 8,12.36-39; 9,18; 10,47.48 usw.), während wir in den Briefen Belehrung über den tiefen Sinn der Taufe finden (Röm. 6,3-6; Gal. 3,27; Kol. 2,12; 1. Petr. 3,21.). Diese Belehrungen zeigen uns, dass die Taufe ein Sinnbild ist, welches das Begrabenwerden des - durch den Glauben des zu Taufenden - im Tode Christi zu Ende gekommenen alten Menschen vorstellt, und dass deshalb die notwendige Voraussetzung für die Taufe erstens der persönliche Glaube des zu Tausenden und zweitens das Untertauchen im Wasser ist. Anders ist es nicht die Taufe, die das Wort Gottes uns zeigt, denn dasselbe kennt nur eine Taufe. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass wir diese Taufe verschieden bezeichnet finden: In Mt. 28,19 als „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes”; in Apg. 2,38 „auf den Namen Jesu Christi”; in Apg. 10,48 „in dem Namen des HERRN”, in Apg. 19,5„auf den Namen des Herrn Jesus”, in Röm. 6,3 „auf Christum Jesum” und „auf Seinen Tod”, in Gal. 3,27 „auf Christum”, da diese verschiedenen Bezeichnungen nur verschiedene Seiten, Beziehungen und Gedanken je nach den Umständen zum Ausdruck bringen; die Handlung selbst aber bleibt immer dieselbe „eine Taufe”. - Wie sieht es heute in bezug auf diese Dinge unter den Kindern Gottes aus? Sehr trübe! Wieviel Unwissenheit über den HERRN, wieviel Abweichung vom biblischen Glauben und wieviel Verwirrung und Verirrung bezüglich der Taufe ist doch vorhanden, und welche Zerrissenheit unter den Kindern Gottes ist doch die traurige Folge hiervon! -
Das letzte, siebente Stück: „Ein Gott und Vater aller” zeigt eine Einheit, die wir die „familiäre” Einheit nennen möchten, in der Gemeinsamkeit unserer Beziehung zu Gott, in die wir durch unseren HERRN und Heiland zu Ihm gebracht worden sind, wie sie uns das ganze neue Testament zeigt und wie sie der HERR in Seinen Worten zu Maria Magdalena in Joh. 20,17 zum Ausdruck bringt: „Gehe aber hin zu Meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu Meinem Vater und eurem Vater, und zu Meinem Gott und eurem Gott”. Wie kostbar ist diese Beziehung für unsere Herzen, wie macht es uns so glücklich, zu wissen: Sein Gott ist unser Gott, und Sein Vater ist unser Vater - durch Ihn! Diese wunderbare Tatsache findet immer und immer wieder Ausdruck im Worte Gottes, indem wir von dem „Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus” und von „Gott unserem Vater” oder „unserem Gott und Vater” lesen (Röm. 1,7; 15,6; 1. Kor. 1,3; 2. Kor. 1,2.3; Gal. 1,4; Eph. 1,3 usw.). Dessen darf jedes Kind Gottes sich freuen, und es ist derselbe Gott und Vater für alle Kinder Gottes - „ein Gott und Vater aller”! -
Nachdem wir im Vorstehenden versucht haben, uns klar zu machen, welche Gedanken in den V. 4-6 liegen, wollen wir nun versuchen, daraufhin die Antwort auf die gestellte Frage zu finden. Außer Zweifel ist, dass die in V. 4-6 genannten Dinge auf die in V. 3 ermahnte „Einheit des Geistes” Bezug haben und daher diejenigen betreffen, die ermahnt werden, diese Einheit zu bewahren. Das sind die gläubigen Epheser, also die Kinder Gottes. Dieses gilt nicht nur von den ersten drei Stücken, sondern von allen sieben. Die Frage ist nun, ob alle sieben Stücke nur die Kinder Gottes betreffen, oder ganz oder teilweise auch andere Menschen, die nicht Kinder Gottes sind, sondern bloße Bekenner, bloße Namenchristen. Dass bezüglich der ersten drei Stücke (V. 4) letzteres zu verneinen ist, sie also sich nur auf Kinder Gottes beziehen, ist klar und außer Frage. Anders ist es mit den anderen vier Stücken (V. 5und 6). Hinsichtlich dieser besteht, wie die uns vorliegende Frage zeigt, eine Auffassung, nach der diese vier Dinge nicht nur die Gläubigen, sondern auch die bloßen Bekenner, eine verweltlichte „Kirche”, mit umfassen soll, weil es sich in den drei Stufen in V. 5 um das „Bekenntnis” handelt und weil es in V. 6 „ein Gott und Vater aller” heißt. Diese Auffassung müssen wir entschieden ablehnen, weil sie auch nicht die leiseste Berechtigung hat. Schon das, was wir in den obigen Ausführungen über die in Frage kommenden Dinge gesehen haben, schließt diese Auffassung vollkommen aus, aber wir wollen kurz die Unrichtigkeit dieser Auffassung noch an folgenden zwei Punkten beleuchten. Der erste ist der, dass alle sieben Stücke in organischem Zusammenhang miteinander stehen und man die V. 5 und 6 aus diesem Zusammenhang abtrennen müßte, wollte man sie nicht wie V. 4 allein auf Kinder Gottes, sondern auch auf die tote Namenchristenheit mit ausdehnen. Denn wenn wir auch in den V. 4-6 eine Dreiteilung finden, wie wir in dem Vorhergehenden schon gesehen haben, so stehen doch alle sieben in diesen Versen genannten Stücke unverkennbar in Beziehung zu der „Einheit des Geistes” in V. 3, und „Einheit des Geistes” setzt selbstverständlich das Innewohnen des Geistes, also die Gotteskindschaft, voraus. Nie kann „Einheit des Geistes” mit solchen und unter solchen in Frage kommen und bewahrt werden, in denen der Geist Gottes überhaupt nicht wohnt. Es bedeutet also ein Herausnehmen der V. 5und 6 aus ihrer Beziehung zu V. 3 und aus ihrem organischen Zusammenhang mit V. 4, wenn man sie auf eine tote Bekennermasse, eine verweltlichte „Kirche” ausdehnen will. Der zweite Punkt ist der, dass überhaupt kein Gedanke an andere als Kinder Gottes Raum hat, wenn wir den wahren Sinn der genannten sieben Stücke, nach dem Worte, wie wir ihn zu zeigen versucht haben, im Auge behalten und ihnen nicht einen Sinn beilegen, der sie ihres wahren Charakters beraubt und in das verwandelt, was der Mensch in seiner Untreue, Verkehrtheit und Unwissenheit daraus gemacht hat. Nur Kinder Gottes kennen jetzt diesen „einen HERRN” wirklich als ihren HERRN und können Ihn wirklich als solchen bekennen, weil nur ein Herz dazu imstande ist, dem der Heilige Geist den Herrn Jesus verherrlichen und in das Er einziehen konnte (vgl. 1. Kor. 12,3b!). Nur Kinder Gottes haben diesen „einen Glauben”, weil jeder, der ihn hat, durch ihn zu einem Kinde Gottes geworden ist! Nur für Kinder Gottes ist diese „eine Taufe” bestimmt, weil sie nach den Worten des HERRN und der Lehre der Apostel den eben erwähnten Glauben voraussetzt. Und nur Kinder Gottes können Gott wirklich ihren „Gott und Vater” nennen, weil nur sie durch den Herrn Jesus in diese innige Beziehung zu Ihm gebracht sind. Das alles ist klar, wenn wir bei dem Worte bleiben und nicht menschliche Gedanken hineinbringen. Welchen Platz hat hier ein leeres „HErr, HERR”-Sagen? - ein bloßer Formglaube, mehr oder weniger von der Wahrheit abweichend, der aber von vielen Namenchristen nicht einmal festgehalten, von vielen sogar verachtet, geschmäht, in den Schmutz getreten wird? eine unbiblische Taufe - z. B. Säuglingsbesprengung -? ein „Gott-und-Vater-Sagen, ohne den Sohn zu kennen? Auch von dieser Seite aus betrachtet finden wir, dass das Teilhaben an den Dingen in V. 4 die Voraussetzung für die Beziehung zu den Dingen in V. 5 und 6 ist, und folglich, dass auch diese Dinge sich allein auf die Kinder Gottes beziehen und der Gedanke an eine verweltlichte „Kirche”, die zu jener Zeit übrigens auch noch nicht bestand, völlig unberechtigt und angeschlossen ist. Welche Absicht sollte der Geist Gottes damit verbunden haben, bloße Bekenner hier mit einzuschließen? Dass die Kinder Gottes sich mit ihnen eins wissen, die „Einheit des Geistes” mit ihnen bewahren sollten??! Dass letzteres überhaupt nicht in Frage kommen kann, haben wir im Vorstehenden klar genug gesehen, und dass Gott nicht will, dass wir uns mit solchen eins wissen, sondern das Gegenteil, lehrt uns das Wort Gottes auch deutlich genug (z. B. 2. Kor. 6,14-18; 2. Tim. 2,19-21; 3,5). Nein, totes Bekennertum und falsches Formwesen hat hier nichts zu suchen! Es ist nur eine List des Feindes, der auf diese Weise versucht, falschen, von ihm erfundenen Dingen Anerkennung auf Grund des Wortes Gottes zu verschaffen. Lassen wir uns nicht von ihm den Blick trüben und die Linien verwischen, die der Heilige Geist gezogen hat! -
Bei dieser Betrachtung können wir nicht anders, als wiederum den tieftraurigen Zustand der Zerrissenheit der Kinder Gottes schmerzlich zu empfinden. Dass wir diesen Zustand nicht beseitigen können, wissen wir, aber nichtsdestoweniger bleibt unsere Verantwortlichkeit, den uns geoffenbarten Gedanken Gottes nachzukommen, soviel an uns liegt. Dies gilt auch hinsichtlich der „Einheit des Geistes”. Versuchen wir es wenigstens da, wo der HERR uns hingestellt hat und wo Er uns die Gelegenheit gibt. Der Weg dazu ist einfach und klar: das Eingehen auf die göttliche Wahrheit, die wir in Seinem Wort finden! (Vgl. z. B. Joh. 14,15-26.) Insoweit der Geist Gottes uns in die Wahrheit leiten kann, wird die „Einheit des Geistes” vorhanden sein, und das Band des Friedens uns umschließen.
Th. K.
„Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus! Ihm sei die Herrlichkeit, sowohl jetzt als auch auf den Tag der Ewigkeit! Amen.” 2. Petr. 3,18.