Zur Frage, wie viele Auferstehungen es gibt, möchte ich mit Offenbarung 20,5-6 beginnen: «Die übrigen der Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis die 1000 Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung. Glückselig und heilig ist, wer Anteil hat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm regieren 1000 Jahre.»
Die Bibel sagt hier deutlich: «Dies ist die erste Auferstehung…» Damit ist die in Vers 4 beschriebene Auferstehung gemeint, von der es heisst: «Ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht wurde ihnen übergeben; und ich sah die Seelen derer, die enthauptet worden waren um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen, und die das Tier nicht angebetet hatten noch sein Bild, und das Malzeichen weder auf ihre Stirn noch auf ihre Hand angenommen hatten; und sie wurden lebendig und regierten die 1000 Jahre mit Christus.»
Die Auferstehung derer, die in Vers 4 erwähnt werden, ist die erste von zwei Auferstehungen, die in Offenbarung 20 behandelt werden. Das sind diejenigen Menschen, die während der Trübsalzeit, also nach der Entrückung, zum Glauben kommen und dann sterben. Sie werden bei Jesu Wiederkunft in Herrlichkeit auferweckt (Offb 6,11; 20,4). Und das ist auch die Auferstehung der Gläubigen des Alten Bundes, worauf die Juden hofften und von der der Engel in Daniel 12,1-3 zu Daniel sprach.
Die Auferstehung, die dann 1000 Jahre später stattfindet, ist die zweite Auferstehung. Das sind die Verstorbenen aller Zeitalter, die nie eine Beziehung zu Jesus hatten. Sie werden erst am «Jüngsten Tag» auferweckt und dann zur Verdammnis verurteilt, worauf Offenbarung 20,11-15 schließen lässt: «Ich sah die Toten, Kleine und Grosse, vor Gott stehen, und es wurden Bücher geöffnet, und ein anderes Buch wurde geöffnet, das ist das Buch des Lebens; und die Toten wurden gerichtet gemäss ihren Werken, entsprechend dem, was in den Büchern geschrieben stand. Und das Meer gab die Toten heraus, die in ihm waren, und der Tod und das Totenreich gaben die Toten heraus, die in ihnen waren; und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken. Und der Tod und das Totenreich wurden in den Feuersee geworfen. Das ist der zweite Tod. Und wenn jemand nicht im Buch des Lebens eingeschrieben gefunden wurde, so wurde er in den Feuersee geworfen» (V 12-15).
Diese beiden Auferstehungen in Offenbarung 20,4-6 und 20,11-15 haben nichts mit der Auferstehung der Gemeinde zu tun, weil dies ein völlig separates Ereignis ist, ein Geheimnis, etwas ganz Spezielles, das hier nicht Gegenstand der Verkündigung ist. Denn die Auferstehung der Gemeinde gehört zur Gnadenzeit, zum «Tag Christi». Die beiden Auferstehungen in Offenbarung 20 gehören dagegen zum «Tag des Herrn». In diesem Kapitel geht es ausschließlich um die Ereignisse der grossen Trübsal, der Wiederkunft Jesu sowie des messianischen Reiches. Die beiden Auferstehungen müssen ausschliesslich in diesem Zusammenhang gesehen werden und dürfen nicht mit der Auferstehung der Gemeinde vermischt werden. Das bedeutet also, dass es abgesehen von der Entrückung und der Auferstehung der Gemeinde zwei weitere Auferstehungen gibt, die im Zusammenhang mit der Trübsal und dem messianischen Reich stehen: die erste Auferstehung zur Eröffnung des messianischen Reiches und die zweite Auferstehung am Ende des messianischen Reiches.
Ich glaube, dass der Apostel Paulus auf diesen Tatbestand aufmerksam macht, wenn er im 1. Korintherbrief über die Auferstehung schreibt: «Ein jeder aber in seiner Ordnung: Als Erstling Christus; danach die, welche Christus angehören, bei seiner Wiederkunft (erste Auferstehung nach Offb 20,5); danach das Ende (zweite Auferstehung und Jüngstes Gericht nach Offb 20,11-15), wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, wenn er jede Herrschaft, Gewalt und Macht beseitigt hat. Denn er muss herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füsse gelegt hat. Als letzter Feind wird der Tod beseitigt» (1.Kor 15,23-26).
Paulus spricht hier noch gar nicht von der Entrückung der Gemeinde. Das ersehen wir daraus, dass er nicht schreibt: «…danach wir, die wir Christus angehören», sondern: «…danach die, welche Christus angehören.» Das ist die Auferstehung der Gläubigen des Alten Bundes und der Trübsalzeit, die nur über Jesus, den Messias, verwirklicht wird, auch wenn sie nicht Teil der Gemeinde sind. Dann – nach dem 1000-jährigen Reich – kommt das Ende, verbunden mit der zweiten Auferstehung und der Beseitigung des Todes.
Ja, es ist so, dass bei der Auferstehung bzw. Entrückung der Gemeinde nur diejenigen verwandelt werden, die in Christus sind, d.h. diejenigen, die an Jesus glauben und von neuem geboren sind. Das sagt 1. Thessalonicher 4,16- 17. Die Entrückung und Auferstehung der Gemeinde ist als ein völlig separates Ereignis getrennt von dem zu sehen, was Paulus in 1. Korinther 15 zuerst beschrieben hat und weshalb er eben auch «die» und nicht «wir» schreibt. Die Entrückung beschreibt er dann etwas später und betont dabei das Geheimnis, in das sie eingehüllt ist. Bei der Beschreibung der Entrückung benutzt er nun auf einmal die «Wir-Form»: «Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune; denn die Posaune wird erschallen, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden» (1.Kor 15,51-52).
Das bedeutet zusammengefasst, dass Paulus in den Versen 23-26 eine allgemeine Offenbarung der Auferstehung weitergibt und in den Versen 51-52 die davon getrennte Auferstehung der Gemeinde erwähnt.
Es gibt im Neuen Testament also vier Auferstehungen:
- Die erste Auferstehung ist die von Jesus Christus als Erstling (1.Kor 15,23).
- Die zweite Auferstehung ist die Entrückung bzw. Auferstehung der Gemeinde (1.Kor 15,51-52).
- Die dritte Auferstehung ist die erste Auferstehung von Offenbarung 20,5-6.
- Die vierte Auferstehung ist die zweite Auferstehung von Offenbarung 20,5-6 zum Jüngsten Gericht in Offenbarung 20,11-15.