Wie ist 2. Timotheus 3,8-9 zu verstehen?

Wie ist 2. Timotheus 3,8.9 zu verstehen?

Antwort

Aus der Mitte des in den Versen 1-5 genannten Bösen der letzten Tage der Christenheit heraus, d. h. aus unseren Tagen, macht sich eine Tätigkeit bemerkbar von Leuten, die, selber im Innern gründlich verdreht und verderbt, andere Menschen schwachen Charakters und krankhafter Gemütsveranlagung („Weiblein”: bildlicher Ausdruck der Geringschätzung) durch Vorspiegelung gewisser ihnen verliehener Belehrungen und Kräfte in ihren Bann ziehen, darin halten und sie für ihre Zwecke und Gelüste ausbeuten. Man denke an einen Dowie (wer sich seiner noch erinnert), an einen Weißenberg, an gewisse Kreise der sogen. „Pfingstleute”, die Tote auferwecken wollten, und an manche andere Persönlichkeiten jetziger und weiter zurückliegender Zeit, auch an einen Rasputin! Wie die Zauberer des Pharao Mose widerstanden (2. Mose 7), so „widerstehen diese Menschen der Wahrheit”, heißt es, und: „Ihr Unverstand”, „ihr Aberwitz wird allen offenbar werden”. So ist es noch immer bei solchen gegangen: eines Dowie Verkehrtheit wurde gründlich offenbar; die „Pfingstleute” wurden offenbar in ihrem Unverstand; ein Weißenberg wurde in fatalen Gerichtsverhandlungen offenbar; eine Miß Eddy, die die Lehre „Christian Science” (fälschlich sogen. „Gesundbeter”) aufbrachte, wurde in ihrer Person zuschanden an dem, was sie lehrte; die Milleniumstagesanbruchleute (fälschlich sogen. „Ernste Bibelforscher”) wurden immer wieder gründlich zuschanden mit ihren Berechnungen über die Wiederkunft Christi usw., usw. Es ist also in dieser Stelle etwas recht Positives zu unserer Warnung ausgesagt. - Möge Wirklichkeit bei uns sein, was der 10. Vers sagt, und mögen wir aus dem Erkannten die Folgerung ziehen!
F. Kpp.

Antwort des Schriftleiters

Es sind tiefernste Dinge, die uns in der angefragten Schriftstelle vor Augen gestellt sind, und wahrlich, wir haben allen Grund, heute, wo die Verführungsmacht auch innerhalb der Gemeinde Gottes so wächst, auf der Hut zu sein und die Ermahnung am Schluß obiger Antwort zu beachten, die uns auf den V. 10 hinweist.
Sehr eigentümlich scheint mir der Gegensatz zu sein zwischen dem, was V. 9 sagt, zu dem, was V. 13 und Kap. 2,16.17 gesagt ist. Hier in V. 9 heißt es: „Sie werden aber nicht weiter fortschreiten, sondern ihr Unverstand wird allen offenbar (= „handgreiflich”) werden, wie auch der von jenen es wurde” und in V. 13: „Böse Menschen aber und Gaukler werden im Bösen (zu Schlimmerem) fortschreiten, indem sie verführen und verführt werden.” (Vgl. 2,16.17) Also in V. 9 offenbar ein „Nicht-weiter-Fortschreiten” und nachher in V. 13 ein ebenso offenbares „Weiterfortschreiten im Bösen”. Ist letzteres nicht Tatsache, oft bewiesen und schmerzlich erfahren? Zeigt es sich nicht oft in geradezu erschütternder Weise, wie trotz beschämendster Entlarvungen, wie sie in obiger Antwort beschrieben sind, jene „bösen Menschen und Gaukler” manchmal in der frechsten Weise und mit einer nicht mehr zu überbietenden Blasphemie (Gotteslästerung) - wie z. B. Weißenberg! - ihre Verführungen fortsetzen und dabei selber immer tiefer in Satans Verführungsmacht hineingeraten? Sind nicht sogar die sogen. „Pfingstler” (obwohl man von ihnen im allgemeinen noch als von Gläubigen reden darf), und zwar in allen ihren verschiedenen Schattierungen vom äußersten rechten bis zum äußersten linken Flügel (bei dem das Wort Gottes nichts mehr gilt, nur noch „der Geist”!) - sind sie nicht, statt sich warnen und aufhalten zu lassen, immer tiefer hineinverstrickt in ihre dämonischen Irrtümer und die Nichtachtung der klaren Worte Gottes? Habe ich nicht selber darin erst vor kurzem betrübende Erfahrungen gemacht, als ich in einer durch „Pfingstler” von außerhalb angesteckten Gemeinde Hausbesuche machte und die Verwüstungen sehen mußte, die der Feind dort angerichtet hat, wo das Wort jener Verführer auch „um sich gefressen hatte wie ein Krebs” (2,17)?! Kann denn das Böse überhaupt aus sich selber zum Einhalten kommen? Muß es nicht weiter fortschreiten? Ist es nicht gerade deshalb so unsagbar ernst für Gläubige, nach Kap. 3, V. 10-12 zu handeln und zu leben, um nicht der fortschreitenden Verführung zu falscher Lehre oder auch zu unreinem, bösem Leben zum Opfer zu fallen?! Ja und abermals ja! Die Gegensätze werden immer schärfer, und der Gläubige hat um so mehr wachsam zu sein! Das gilt uns allen ohne Ausnahme, für uns alle ist das heilige „Du aber” so wichtig (V. 10.14; Kap. 4,5; vgl. 1. Tim. 6,11!), und wir sollten lernen, uns ganz nahe an das zu halten, was mit diesem Ausdruck eingeleitet wird. Da allein ist Sicherheit für uns! Möchten wir Gnade haben, das neun fache Vorbild Pauli (gemäß V. 10) zu verwirklichen zu trachten, damit wir nicht in derlei Gefahren zu Fall kommen, und möchten wir uns gemäß V. 14ff. stets fester gründen lassen in dem untrüglichen Wort, das die beste Waffe, „das Schwert des Geistes” (Eph. 6,17) ist! Man kann mit Irrlehrern zusammentreffen, welche es auch sein mögen, um sie im Lichte des Wortes zu prüfen - keiner hält vor dem ganzen Worte stand, irgendwo und irgendwie zeigt sich der Widerspruch gegen das fleischgewordene oder das geschriebene Wort. (Was die mehrfach genannten „Pfingstler” anbelangt, so verweise ich noch auf den Aufsatz in 3. Lief. „Prüfet die Geister!” von F. Btch.)
Nun, was ist denn in V. 9 gemeint, wenn V. 13 sich als so völlig tatsächlich und wirklich erweist?

Beide Verse sind natürlich unantastbar wahr und schließen sich auch in nichts aus, sondern vielmehr ein! Was V. 13 gesagt ist, bahnt sich in V. 9 an, aber während V. 13 vom Fortschreiten im Bösen” spricht, soll uns V. 9 zeigen, durch welche Umstände ein Fortschreiten, was den Einfluß jener betrifft, gehemmt werden würde, so dass sie nicht das erreichen würden, was sie vorhätten: Ihr Unverstand würde früher oder später allen offenbar („handgreiflich”) werden, wie einst auch der jener Zauberer aus 2. Mose 8. Dass V. 9 diese Hauptbedeutung hat, geht m. E. aus dem herangezogenen Vergleich mit den ägyptischen Zauberern hervor. Das „wie auch” mit dem „gleicherweise” (V. 9 und 8) zeigt es. Jannes und Jambres widerstanden Mose ebenso wie „diese” (vgl. „aus diesem” V. 6 und „von diesen wende dich weg!” V. 5; gemeint sind diese Menschen von V. 2-5!) „der Wahrheit widerstehen”, „Menschen verderbter Gesinnung und unbewährten Glaubens”. Aber Jannes und Jambres waren bald fertig mit ihrer Weisheit und ihrem Können, sie kamen gegen Mose, weil gegen Gott, nicht auf, ihr „Unverstand” (das gleiche Wort wie Lk. 6,11) wurde allen offenbar und konnte keinen Schaden mehr anrichten. Sie werden persönlich auf ihren falschen, bösen Wegen geblieben sein, haben wohl kaum ihren Zaubereiberuf aufgegeben, nachdem sie vor Mose so entlarvt worden waren, d. h. sie selber haben gemäß V. 13 sicher immer mehr Fortschritte gemacht im Bösen; aber auf diejenigen, vor denen sie mit ihrer satanischen Kunst sich brüsteten, konnten sie nach kurzer Zeit keinen Eindruck mehr machen, da vor allen ihr Unverstand offenbar wurde. (2. Mose 8,18.19; 9,11) Und so würde es mit dem Einfluß „dieser” sein! Genau wie in obiger Antwort geschildert, wird der Unverstand so manchen Irrlehrers vor seinen Anhängern und anderen offenbar, und damit schwindet sein Einfluß bei vielen, wenngleich andere, die schon zu sehr hineinverstrickt sind, sich auch durch schmähliche Mißerfolge ihrer Führer nicht mehr befreien lassen, und zwar durch ihre eigene Schuld; sie wollen eben nicht sehen! Solche bleiben selbstverständlich im Fallstrick Satans gefangen. Wo aber Menschen sind wie ein Mose oder solche, die sich durch das Beispiel des Paulus leiten lassen, da vermögen solche „Jannesse” und „Jambresse” nichts auszurichten noch zu erreichen. An solchen Treuen werden sie, nachdem ihr Unverstand offenbar geworden ist, gründlich und für immer zuschanden. Während es sich also in V. 13 um das naturgemäße Weiterfortschreiten der Bösen im Bösen handelt, ist in V. 9 die Rede von dem Nichtweiterfortschreiten in ihrem Einfluß auf solche, vor denen ihr Unverstand offenbar geworden ist.

Wie ernst ist die Ermahnung des Apostels an uns alle: „Von diesen wende dich weg!” V. 5. Gar mancher hat sich mutwillig in Gefahr begeben, um solchen bösen Menschen angeblich zu helfen und - ist in ihren Schlingen zugrunde gegangen! Es kann vorkommen, dass „ein Knecht des HERRN” den Widersachern zu dienen haben wird, um sie in Sanftmut zurechtzuweisen (2,24-26) - und das ist ein gesegneter Dienst -, aber wer sich, ungegründet im Wort, unbefestigt in der Wahrheit und selbstbewußt in seinem Herzen hierhin und dahin wendet, um angeblich „alles zu prüfen” (in völliger Verkennung dessen, was 1. Thess. 5,21 wirklich gesagt ist) und um die vom Irrtum Verführten zu retten, der kommt selber sehr leicht und allermeist in solchen Verführungsfallstricken um (ebenso wie so mancher Jüngling, der „nur einmal” untersuchen wollte, was in dieser und jener dunklen, geheimnisvollen Straße sein lichtscheues Wesen trieb). Die Schrift sagt: „Wachet, stehet fest im Glauben, seid männlich, seid stark!” (1. Kor. 16,13) - „zu aller Zeit betend ... und eben hierzu wachend!” (Eph. 6,18)

Ich habe absichtlich weiter ausgeholt, da mir der Unterschied von V. 9 und 13 wichtig genug schien, um die Beantwortung der eigentlichen Frage durch das Eingehen auf diesen Punkt zu erweitern. Der Gegenstand ist für uns alle heute von der größten Bedeutung. Gebe uns der HERR Gnade, zu leben als „Menschen Gottes” (3,17) nach (noch einmal sei's gesagt!) V. 10-12 und V. 14ff., zu Seiner Ehre!
F. K.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 14 (1929)