Antwort A
Wenn wir den Segen Jakobs 1. Mose 49 lesen, dann finden wir V. 16-18 über Dan folgenden Ausspruch: „Dan wird sein Volk richten, wie einer der Stämme Israels. Dan wird eine Schlange sein am Wege, eine Hornotter am Pfade, die da beißt in die Ferse des Rosses und rücklings fällt sein Reiter. Auf Deine Rettung harre ich, Jehova!”
Als Rahel diesen Sohn bekam, gab sie ihm den Namen Dan, d. h. Richter (1. Mose 30,6). Durch seine Herkunft mütterlicherseits nahm er eine geringere Stellung in Israel ein. Auch in der Veranlagung und im Charakter muss er hinter seinen Brüdern zurückgestanden haben. Nach dem Segen zu urteilen, muss seine Naturanlage mit der Gewalttätigkeit des Löwen und der Hinterlistigkeit der Schlange gepaart gewesen sein, und ihm Blick darauf schließt Jakob seinen Segen über ihn mit den Worten: „Auf Deine Rettung harre ich, Jehova!” Josua 19,40-46 finden wir das Erbteil, das dem Stamme Dan im Lande der Verheißung zugeteilt war. Statt sich dieses Erbteil nun im Glauben anzueignen, scheint diesem Stamme die Glaubensenergie gefehlt zu haben, denn Richter 1,34 wird uns gesagt, dass er sich von den Amoritern in das Gebirge zurückdrängen ließ. Später Richter 18 finden wir den Stamm Dan auf einem neuen Boden, er hatte einen Ort gefunden, wo es an nichts mangelte von allem, was auf Erden ist. Hinterlistig hatten die Angehörigen des Stammes die Stadt Lais überfallen und nach der Verbrennung derselben bauten sie die Stadt wieder und schlugen ihren Wohnsitz darin auf, ja noch mehr: sie gaben ihr den Namen Dan. Auch Richter 5,17 im Lobgesang der Debora ist die Frage „und Dan, warum weilt er auf den Schiffen?” Jedenfalls war ihm der Handel wichtiger als die Sache Jehovas. Richter 18,30.31 finden wir, dass er sogar Götzendienst treibt. Es ist fortgesetztes Rückwärtsgehen. Zuerst das Weichen aus den Grenzen des gelobten Landes, dann das Festsetzen auf dem Boden der Nationen und zuletzt Götzendienst. Ob wir nun darin die Erklärung suchen dürfen dafür, dass der Stamm Dan in Off. 7 fehlt, kann nicht bestimmt festgestellt werden, jedenfalls geben uns diese Punkte viel zu denken. Der Stamm Dan war aufgetaucht und bald wieder verschwunden. 1. Chr. 4-7, wo die Aufzählung der Stämme wieder erfolgt, wird Dan schon nicht mehr genannt. - Dagegen in Hes. 48,1 begegnen wir dem Stamm Dan wieder. Nach dieser letzten Schriftstelle zu urteilen, dürfen wir annehmen, dass wir den Stamm im Tausendjährigen Reiche doch wieder finden, in welcher Form, ist uns allerdings verhüllt. Es ist eines der wunderbaren Geheimnisse Gottes, der Sich erbarmet, wessen Er will. Wenn also aus Dan keiner versiegelt wird, mag das unklare Wandeln und die geteilte Stellung desselben daran schuld sein. Aber jedenfalls dürfen wir doch annehmen, dass etliche aus Dan durch die Drangsalszeiten hindurchgehen und im Tausendjährigen Reich ein Erbe empfangen.
Ph. W.
Anmerkung des Herausgebers
Aus der Eigenart des Segensspruches über Dan und Dans innerer Veranlagung schließen einige, dass der Antichrist, der ja ein Jude sein muss - sonst könnte er bei seinem Auftreten auf die Juden keinen Eindruck machen, vergl. auch Dan. 11,37! - aus dem Stamme Dan kommen würde. Diese Meinung hat viel für sich, aber wo die Schrift nichts Bestimmtes sagt, geziemt auch uns das Schweigen. Wenn dem aber so sein sollte, so könnte dies mit ein Grund sein für das Fehlen Dans in Off. 7 (etwa als Strafe!).
Merkwürdig in bezug auf vorliegende Frage scheint uns der auch oben erwähnte Schluß des Segens zu sein: „auf Deine Rettung harre ich, Jehova!” Der Stamm Dan geht, wie oben beschrieben, scheinbar unter; somit wird keiner aus ihm versiegelt - dann aber im Tausendjährigen Reich macht Gott auch an ihm Seine „ganz Israel” betr. Verheißung wahr, auch er bekommt ein Erbteil. Das scheint uns die Erfüllung jenes Schlußwortes Jakobs zu bestätigen: Dan bedarf der Rettung ganz besonders, er muss in besonderer Weise herausgerettet werden aus den Nationen, mit denen er sich eher vermischt hat als die anderen Stämme, und von denen er sich in nichts mehr unterscheidet. Und Gott vermag ihn zu retten vor der Vernichtung! Wie hell erstrahlt die Gnade, die auch das gefallenste Glied des alten Volkes Gottes noch wieder heraushebt und in das verheißene Erbteil einsetzt! Weil alle Verheißungen in Christo Ja und Amen sind (2. Kor. 1,20), wird selbst der Stamm Dan begnadigt. Das ist ein Stück der Wiederherstellung aller Dinge, wovon die Propheten geweissagt haben (Apg. 3,21). Sie betrifft nicht den Sünder aus den Nationen, dieser verfällt ohne Glauben an Christum rettungslos dem ewigen (endlosen) Verderben (vergl. z. B. Joh. 3,36!). - Aber auch der tiefgesunkenste einzelne Sünder aus den Nationen hat Anteil an der Gnade des ewigen Lebens, wenn er in Buße und Glauben an den Namen des Sohnes Gottes zu Ihm kommt, sich also bei Lebzeiten zu Christus bekehrt (Joh. 1,12; 3,16.36; 5,24; 6,37; Apg. 4,12; 1. Joh. 5,12 u. a.). - Gepriesen sei Er, unser Heiland-Gott, und Seine Gnade! (Off. 5,9.10!).