1. Antwort:
Sie schreiben, dass Sie bekehrt seien, aber noch keinen Frieden haben? Das heißt wohl, dass Sie noch keine Gewissheit Ihrer Errettung, Ihrer Annahme bei Gott haben, nicht wahr? Nun, da schauen Sie ohne Zweifel immer nur in sich selbst hinein und können so naturgemäß niemals Ruhe finden; denn in Ihrem Herzen können Sie bei aufrichtiger Denkweise niemals Gutes finden, sondern nur immer wieder Böses, d.h. Sünde.
Sie geben sich wahrlich mit noch vielen anderen Kindern Gottes der Täuschung hin, dass wir nach der Bekehrung absolut heilige Menschen sein würden. Das können wir aber hier auf der Erde niemals sein. Denn wenn wir auch durch die Wiedergeburt aus Wasser und Geist neue Menschen geworden sind, mit einem ewigen, göttlichen Leben, einem Leben, das unverlierbar und vollkommen ist, so behalten wir eben doch noch den alten Leib, in dem wir Knechte der Sünde und damit unter dem Urteil des Todes waren, und der wegen diesem Urteil sterblich geblieben ist.
Daher besteht auch nach der Wiedergeburt ein beständiger Kampf zwischen Geist und Fleisch in uns (vgl. Röm 7; Gal 5). Woher könnte ein solcher Kampf kommen, wozu wäre die Waffenrüstung in Epheser 6,10-20 nötig, wenn wir durch die Bekehrung sündlos würden und bleiben könnten? Heilige Menschen, die nicht den Kampf zwischen Geist und Fleisch zu kämpfen hätten, gibt es keine.
Betrachten Sie einmal das Leben auch der großen Männer Gottes der Bibel. Wo ist einer, der ganz ohne Fehler wäre? Wo Sie auch hinblicken, in Ihr eigenes Herz oder um sich herum, finden Sie immer mehr oder weniger diesen Kampf. Manche Gläubige geben sich allerdings zu wenig oder gar keine Rechenschaft darüber, dass es ihrem neuen Wesen entspricht, diesen Kampf in der Kraft und Abhängigkeit des Geistes Gottes zu führen, dass wir befähigt werden, im Aufblick zum Herrn die Lüste des Fleisches im Tod zu halten.
Wenn nun Johannes in seinem 1. Brief (Kap. 3,9) sagt, dass der aus Gott Geborene nicht Sünde tut, weil Sein (d.h. Gottes) Same in ihm bleibe und dass er nicht sündigen könne, weil er aus Gott geboren sei, so müssen wir dies im Rahmen seines Gedankenganges auffassen und uns hüten, einen Vers herauszureißen. Johannes schreibt gegen die antichristliche Verführung und zu diesem Zweck zeichnet er das ewige Leben, sowie es uns vom Heiland selbst gezeigt und mitgeteilt worden ist: nämlich vollkommen. Er beschreibt die Charakterzüge, in denen sich das göttliche Leben auch bei uns offenbaren soll und zwar auf eine abstrakte, grundsätzliche Weise. Der neue Mensch, der aus Gott geboren ist, ist diesem natürlich wesensgleich, kann also als solcher nicht sündigen. Dadurch, dass wir neue Menschen geworden sind und den Heiligen Geist besitzen, haben wir die Möglichkeit gewonnen, durch Seine Kraft zu überwinden und nicht sündigen zu müssen; aber wir dürfen dies nicht so auffassen, als ob wir in unserm jetzigen Leibe dazu gelangen könnten, nicht mehr sündigen zu können. Der Kampf zwischen Geist und Fleisch ist da, aber wie bereits betont, in der Kraft und Macht des Heiligen Geistes vermögen wir Sieger zu sein.
Wenn Sie sich Ihrer Errettung freuen wollen, müssen Sie die Gewissheit allein beim Herrn suchen und vor allem Ihn bei Seinem absolut gültigen Wort nehmen, so wie Ihre Kinder Sie unbedingt beim Wort nehmen. Lesen Sie, was über die Errettung durch Glauben geschrieben sieht, z.B. in Johannes 3,16; 5,24; 10,27-30; Römer 8,1; 8,31; 2. Korinther 1,19-21. Glauben Sie ohne zu zweifeln, ohne Rückhalt und ohne Wenn und Aber. Bitten Sie dabei auch den Herrn, Ihnen zu helfen, diese Stellen recht zu verstehen und Seine Gedanken zu erfassen. Ich möchte Sie noch darauf hinweisen, dass gerade die Korinther, an denen betreffs ihres Wandels so viel auszusetzen war, mit "Heilige" angeredet werden (1. Kor 1,2).
Wenn Sie darüber klagen müssen, dass Sie geistlicherweise nicht weitergekommen sind, dann mag das eben von der mangelnden Gewissheit Ihrer Errettung herrühren. Wie können Sie vorwärtsschauen, vorwärtsschreiten, wenn Sie noch am Anfang herumlaborieren; wie können Sie danksagen, sich freuen? Erst wenn Ihre Errettung feststeht, indem Sie auf das unerschütterliche Fundament, Jesus, und Er als gekreuzigt, zurückschauen können, gewinnen Sie Kraft zum Wachsen und Wirken. Das beste Rezept ist: Vorwärts ans Ziel und aufwärts auf den Herrn schauen, sich selber aus dem Auge verlieren.
2. Antwort:
Das erste was der sündige Mensch tun muss, um Frieden zu erlangen1, ist, auf seinem Wege einzuhalten und umzukehren. Das alles geschieht durch Glauben und im Glauben. "Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott wohlzugefallen" (Heb 11,6). Stellen wie Epheser 2, 8.9 und Römer 5,1.2 bieten Gewähr genug, dass Gott uns aus Gnaden rettet und uns rechtfertigt aus Glauben. Dieser Glaube ruht auf dem Erlösungwerk unseres Herrn Jesus Christus, und bringt uns Frieden mit Gott. Auf diesem Werk bauend und auf Gottes Wort achtend, werden wir in der Gnade wachsen.
Wenn wir uns aber nicht rückhaltlos dem Herrn übergeben, dann wird geistliches Wachstum nicht oder nur in geringem Maße vorhanden sein. Mit einer völligen Übergabe steht aber auch ein beständiges Aufblicken zum Herrn in Verbindung. Wir sind in diesem Fall, dankbar der großen Errettung, die uns widerfahren ist, nicht mehr mit uns selbst beschäftigt, sondern mit dem Herrn. Sein Wille wird der unsrige, Sein Leben unser Leben. So gewinnt Christus Gestalt in uns. Paulus schreibt an die Galater: "Nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir" (Gal 2,20). Damit geht, gleichsam Hand in Hand, "sich der Sünde für tot halten" (Röm 6). Je mehr wir dieses beachten, wird das Wort Johannes praktisch Wirklichkeit werden: "Er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist". Das was aus Gott ist (die neue göttliche Natur in Christus), kann nicht sündigen.
Dennoch darf dies nicht dahin führen zu sagen: Jetzt habe ich es erreicht, jetzt bin ich ohne Sünde. Nein, wir würden das weitere Wort Johannes ungültig machen; "Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns" (1. Joh 1,8). So lange wir in diesem Körper leben, ist die Sünde noch unserem Fleisch, und wie manches mag noch vorhanden sein, das vor dem heiligen Auge Gottes nicht bestehen kann. Wenn ich aber meine Sünde bekenne, wird der Herr mir vergeben und ich genieße die kostbare Gemeinschaft mit Gott und erfreue mich Seines Friedens.
Johannes der Täufer war nach dem Urteil des Herodes ein "gerechter und heiliger Mann"; ohne Zweifel war er auch wohlannehmlich vor Gott. Dennoch sagt er von sich in aller Demut: "Der nach mir Kommende aber ist stärker als ich, dem die Sandalen zu tragen ich nicht wert bin" (Mt 3,11). Paulus durfte sich rühmen, den guten Kampf gekämpft zu haben (2. Tim 4,7) und doch nennt er sich den "Ersten der Sünder" (1. Tim 1,15) und sagt, wenn es sich um das Vollkommene handelt: "Nicht, dass ich es schon ergriffen habe oder schon vollendet sei" (Phil 3,12), während er sich zu gleicher Zeit auch unter die in Christus Jesu Vollkommenen einschließt (Vers 15).
Nun, mein lieber Freund, nehmen Sie das Wort wie es da steht und nicht anders: "Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben!" Vertrauen Sie aber dem Herrn Jesus nicht nur in Bezug auf Ihre ewige Errettung, sondern auch in Bezug auf Ihren Wandel. Er wird Ihnen helfen, die Sünde für tot zu halten und Friede und Freude im Heiligen Geist wird Ihr zeitliches und ewiges Teil sein.