Antwort
Der betreffende Vers lautet: „Alles dieses aber wirkt ein und derselbe Geist, einem jeden insbesondere austeilend, wie Er will.” Wir wissen, dass der Geist, von dem hier geredet ist, der Heilige Geist ist (s. V. 3). Was ist „alles dieses”, das Er wirkt? Das sind die in den Versen 8-10 genannten Gaben, die V. 1 „geistliche Gaben”, V. 4 „Gnadengaben” und V. 7 „Offenbarung des Geistes” genannt sind. „Geistliche Gaben” sind sie, weil sie geistlichen Charakter haben; „Gnadengaben”, weil sie ohne Verdienst der Empfänger gegeben werden, und „Offenbarung des Geistes”, weil durch sie der Geist sich offenbart. Der Geist „wirkt” sie: Er ist es, von Dem die Gabe ist und in Dessen Kraft sie ausgeübt wird. Und es ist „ein und derselbe” Geist. Das erklärt uns die wunderbare Einheit aller Erlösten, von der nachher gesprochen wird und die uns im Bilde eines Leibes veranschaulicht wird. Die dann folgenden Worte unseres Verses: „... einem jeden insbesondere austeilend, wie Er will”, zeigen uns nicht nur, dass der Heilige Geist eine göttliche Person ist, die in göttlicher Machtvollkommenheit etwas nach ihrem Willen tut, sondern enthalten in erster Linie einen Gedanken, für den uns das Verständnis gerade durch das bereits erwähnte Bild eines Leibes am besten vermittelt wird. Alle jeweils auf der Erde lebenden Gläubigen bilden „den Christus”, den „Leib”. (Zu diesem Gegenstande siehe „Handreichungen”, Jahrg. 1928, Bd. 13, S. 164-166 oben.) Jeder einzelne Gläubige ist ein Glied dieses „Leibes”. Wie ein jedes Glied eines Leibes seine besondere Aufgabe, seinen besonderen Dienst hat und die gerade für diesen Dienst notwendige Fähigkeit empfangen hat, so ist es auch mit den Gläubigen als Glieder „des Christus”: Jeder Gläubige hat seine besondere Aufgabe, seinen besonderen Dienst, und hat hierfür seine besondere geistliche Gabe - Gnadengabe - empfangen. Und wir zweifeln nicht, dass die Zuteilung dieser Gabe immer nach der Fähigkeit erfolgt ist und erfolgt, die der einzelne Gläubige als Mensch besitzt (vgl. Mt. 25,15). Dieses ist nach unserer Auffassung der Gedanke hier: Der Heilige Geist als Der, welcher herniederkam, um den „Leib” Christi zu bilden und Glied um Glied hinzuzufügen, hat jedem Gliede dieses „Leibes” unter Berücksichtigung seiner Persönlichkeit und ihm verliehenen menschlichen Fähigkeit - „einem jeden insbesondere”! - eine „Gnadengabe” zugeteilt, und Er hat dies getan und tut dies „wie Er will”, weil dieses Austeilen der Gnadengaben mit zur Ausführung Seiner Aufgabe hienieden gehört und darum das „Wie” vom Vater und vom Sohne gleichsam Ihm überlassen ist.
Welche Kostbarkeit für unsere Herzen und zugleich welche ernste Mahnung für uns liegt darin, dass wir - ein jeder - eine „Gnadengabe” empfangen haben, die der Heilige Geist uns - einem jeden insbesondere - verliehen hat nach Seinem Willen (wie Er es nach Seiner göttlichen Vollkommenheit für passend fand), damit wir damit dienen „zum Nutzen” (V. 7)! Wie sollte uns das anspornen, diese Gnadengabe zu gebrauchen, indem wir dem Heiligen Geiste völlig Raum geben! Und dadurch werden wir dazu beitragen, dass „der Christus” zur rechten Gestaltung kommt und Christus hier verherrlicht wird.
Wenn uns der Heilige Geist so gezeigt wird, werden wir uns der Bedeutung des Hierseins des Heiligen Geistes und der Kostbarkeit Seines In-uns-wohnens bewußt und wird unser Herz mit Dank für diese wunderbare Tatsache erfüllt. Aber nie ist es die Absicht des Helligen Geistes, dadurch Sich zu verherrlichen und in unseren Herzen den Platz Christi einzunehmen. Nie!
Sondern es bleibt immer wahr, was der Herr Jesus uns Joh. 16,13-15 in bezug auf den Heiligen Geist sagt: „... Er wird nicht aus Sich Selbst reden ... Er wird Mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen ...” usw. Es ist immer gegen die Absicht und die Gedanken Gottes und somit gegen die Lehre des Wortes Gottes, wenn anstelle Christi der Heilige Geist zum Gegenstand der Verehrung gemacht wird, wie dieses von manchen Gläubigen in falschem Eifer und in Unwissenheit über Gottes Gedanken geschieht. Christus ist unser HERR, und Ihn und den Vater beten wir an durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt und wirkt! Immer ist es Christus, den der Heilige Geist uns groß und herrlich machen will, und gerade dann werden wir „voll Heiligen Geistes”, „erfüllt mit Heiligem Geiste” sein, wenn es dem Heiligen Geiste gelungen ist, Christus in uns zu verherrlichen, und wenn Christus unser ganzes Herz erfüllt!
Darum sei es unseres Herzens fester Entschluß und sehnliches Verlangen, uns ganz dem Heiligen Geiste zu überlassen, damit Er Sein Werk in uns ganz tun kann und Christus uns alles wird und wir miteinander - als „der Christus” (V. 12), als „Christi Leib” (V. 27) - Ihn verherrlichen hienieden! Das ist auch in der von uns betrachteten Schriftstelle die Absicht und das Ziel des Heiligen Geistes!
Th. K.
Schlußbemerkungen des Schriftleiters
Diese um des Raummangels in der 12. Lieferung willen nur kurz gehaltene, aber genügend ausführliche und klare Antwort wird hoffentlich nicht nur dem Fragenden, dem viel daran lag, noch in diesem Jahrbuch die Antwort zu bekommen, sondern auch allen Lesern gute Dienste tun!
Nur noch einige unterstreichende Worte!
Unser Mitarbeiter hat auf Mt. 25,15 hingewiesen und mit Recht! Ich möchte dazu noch die ähnliche Stelle Mk. 13,34 erwähnen, in der dem Gedanken Ausdruck gegeben ist, dass jeder Seiner Knechte „sein Werk” bekommen hat (vgl. S. 224!). Ist das nicht kostbar, aber auch verantwortungsreich genug?! Sollten wir da nicht eine heilige Furcht davor haben, das einem anderen anvertraute Werk an uns zu bringen (wie es so leicht geschieht!), vielleicht, weil es mit mehr Ehre vor den Menschen verbunden zu sein scheint?! Sollten wir nicht darüber wachen, dass - z. B. in einer örtlichen Gemeinde - jedes Glied das ihm zukommende, weil ihm vom HERRN übertragene Werk tun kann, ohne sorgen zu müssen, dass andere es sich aneignen und es dadurch schädigen?! Jeder hat sein Werk, nach seinen Fähigkeiten (Mt. 25,15, siehe Antwort A!), nach seinen geistgewirkten Gaben! (vgl. 1. Petr. 4,10!) Welch wunderbare Ordnung in Gottes Haushaltung - genau analog (gleichlaufend) der des menschlichen Leibes! Gott sei gepriesen! Dass wir dies nur recht achten und anerkennen möchten!
Und noch eins! In dem göttlich-inspirierten Wort „wie Er will” müssen wir - wie man das auch mit dem Worte „Der HERR ist mein Hirte” (Ps. 23,1) oft gemacht hat - jedes einzelne Wort einmal betonen, dann sehen wir den ganzen Ernst und die Kostbarkeit desselben genauer:
„Wie Er will!” - d. h. die Art der Gabe und des Gebens hängt von Ihm allein ab - und zwar trotz der Aufforderung zum „Eifern” um „die größeren Gnadengaben” (V. 31; 14,1.39), dem leicht eine mißverstandene Bedeutung beigelegt wird. Das „Wie” hängt von Ihm ab trotz unseres an seinem Platze guten Eiferns! Ja, das „Wie” hängt vom Worte Gottes ab! - „Wie Er will!” - d.h. Er, der Heilige Geist, teilt aus, nicht ein Geist, der nach menschlichen Beweggründen handelt oder unter menschlicher Beeinflussung usw. Wie oft hat man in unnüchternen Bewegungen den Geist gleichsam zwingen wollen zu handeln nach menschlichem Ermessen und nach unlauteren Motiven, aber Er ist und bleibt der Heilige Geist! Was schließt das doch noch alles in sich! - „Wie Er will!” - d. h. wer kann dagegen sich auflehnen, wenn Er handelt, auch wenn es gegen unsere Erwartungen geht! Sein Wille ist maßgebend, und wie überall, so ist auch hier Sein Wille allein fehlerlos, „gut, wohlgefällig und vollkommen” (Röm. 12,2! in Zusammenhang von 1-8!), und diesem Willen müssen wir uns beugen, bereitwillig und treulich, und - tun wir es, so wird es uns zum Segen sein, wo nicht - so kommt Er sicherlich ohne uns, d.h. ohne unser gehorsames Mitwirken, zu Seinem Ziel, doch welch ein Verlust würde solch ein Beiseitegesetztsein für uns bedeuten! - Darum: „Wie Er will!” Ja, allezeit und völlig!
Dies gelte auch uns allen, d. h. auch den Beziehern und Lesern, besonders aber den lieben Mitarbeitern und uns, den Schriftleitern der „Handreichungen”, in allem Dienst, den wir rückblickend im zu Ende gehenden Jahre tun durften und vor allem fernerhin im neuen Jahre, wenn und wie Er will, tun dürfen, uns gegenseitig „zum Nutzen” (1. Kor. 12,7, vgl. Antwort A!) und Ihm allein zur Ehre! Er ist „Derselbe HERR”, „Derselbe Gott”, „Derselbe Geist” (V. 5.6.9.11) - Er handle nach Seinem Wohlgefallen mit uns, d. i. aber: „Wie Er will!” Amen.
F. K.