Wer war MeIchisedek?

Wer war MeIchisedek und worin bestand sein Priesterdienst?

Antwort

Das Geheimnis, das die Person und Geschichte Melchisedeks umgibt, hat schon oft zu der Frage geführt: Wer war Melchisedek? Die Berichte über ihn in Hebr. 7,3 usw. haben manche annehmen lassen, er sei eine göttliche Person. Dies ist aber nicht der Fall; denn dieser Vers sagt klar und deutlich, nicht, dass er der Sohn Gottes sei, sondern dass er dem Sohne Gottes verglichen - ähnlich gemacht sei. Daraus ersehen wir, dass Melchisedek ein Mensch war, den Gott Sich ersehen und bestimmt hatte, ein Vorbild von dem Sohne Gottes zu sein.

Den ersten Bericht über Melchisedek finden wir in 1. Mo. 14,18. Der erste Krieg, von dem die Schrift berichtet, ist beendet. Abraham ist Sieger und zieht beladen mit Beute heimwärts. Da erscheint plötzlich ein Mann von hoher irdischer und geistlicher Würde. Er ist König von Salem und Priester Gottes, des Höchsten. Seine Herkunft, Familie und sein Geschlecht sind mit einem Schleier umhüllt, den wir nicht durchschauen können. Suchen wir den Anfang seiner Tage, er ist nicht zu finden. Fragen wir nach dem Ende seines Lebens, es hat nicht aufgehört. Ein Geheimnis umgibt seine Person und sein Erscheinen. Er kommt mit Brot und Wein in seinen Händen und mit dem Segen Gottes auf seinen Lippen. Er stärkt den Patriarchen Abraham auf seinem Wege mit irdischer Erquickung und mit noch größerem - mit geistlichen Segnungen von Gott, dem Höchsten, der Himmel und Erde besitzt. Abraham huldigt Melchisedek in seiner Erhabenheit und gibt ihm den Zehnten von allem. Dies ist die Beschreibung des Mannes, in dem wir die Züge dessen sehen sollen, der Priester ist in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks. (Hebr. 5,6)
Gott sorgte dafür, dass von Melchisedek kein Geschlechtsregister, keine Angabe seines Vaters, seiner Mutter, seiner Geburt usw. aufgezeichnet wurde. Auf Grund des Fehlens jeder Angabe konnte von ihm gesagt werden: „Ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister, weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens habend.” Keine Forschung kann den Anfang noch das Ende seines Lebens entdecken. Seine Zeit ist gleichsam von Ewigkeit zu Ewigkeit, und somit konnte Melchisedek ein Vorbild von der Person des Herrn Jesus Christus sein. Denn von wem kann dies gesagt werden, und von wem können die Titel getragen werden „König der Gerechtigkeit” und „König des Friedens” in ihrer vollen Bedeutung als allein von dem Herrn Jesus Christus?

Das Priestertum Christi nach der Ordnung Melchisedeks steht im Gegensatz zu dem Priestertum nach der Ordnung Aarons. Nach der Ordnung Aarons mußten der Vater und die Mutter des Priesters bekannt sein. Das Priesterrecht ging von dem Vater auf den Sohn über. Wer sein Vaterhaus und sein Geschlechtsregister nicht nachweisen konnte, war von dem Priesterdienst ausgeschlossen. (Neh. 7,64) Bei Melchisedek, dem Priester Gottes, des Höchsten, war es anders. Die Schrift gibt, wie schon gesagt, keine Kunde von seinem Vater, seiner Mutter, noch von seiner Nachkommenschaft. Wir kennen weder den Anfang seiner Tage noch das Ende seines Lebens.

Diese Auslassungen sind um so bezeichnender, als wir den Bericht von Melchisedek im ersten Buche Mose finden, in dem gerade die Aufzeichnung der Geschlechtsregister anderer wichtiger Personen mit großer Sorgfalt geschieht, von Melchisedek dagegen wird nichts gesagt. Darin sehen wir aufs neue den Vorsatz Gottes bestätigt, dass Melchisedek ein Vorbild von dem Sohne Gottes sein sollte, dessen ewige Herkunft ein Geheimnis ist, der aber, als Er auf Erden erschien, gesehen und betastet werden konnte.

Dieses Priestertum nach der Ordnung Melchisedeks hat nichts mit Geburt oder Nachkommenschaft - Dinge, die der Erde angehören - zu tun. Es gründet sich allein auf den Eidschwur Gottes. Und weil es auf dem Eidschwur Gottes beruht, ist es unveränderlich und von ewigem Bestand. Und deshalb vermag auch allein der Sohn - der Herr Jesus, auferstanden aus den Toten - das Priestertum nach der Ordnung Melchisedeks auszuüben.

In Hebr. 7,4 wird mit den Worten: „Schauet, wie groß dieser war”, die Größe der Person Melchisedeks (und damit die des Herrn Jesus Christus) hervorgehoben. Seine Größe und Hoheit wird dann darin nachgewiesen, dass er nicht dem Priesterstamme Levi entsprossen war, und weiter, dass Abraham (der Vorfahr Levis) ihm zehntete, und noch besonders, dass Abraham von Melchisedek gesegnet wurde; denn dem konnte nicht widersprochen werden, dass „das Geringere von dem Besseren gesegnet” wird. In dem Segnen Melchisedeks zeigt sich der grundsätzliche Unterschied zwischen dem Priestertum Melchisedeks und dem des Aaron. - Der Priesterdienst nach der Ordnung Melchisedeks war mit Segnung verbunden, während der Priesterdienst nach der Ordnung Aarons mit immer wiederkehrenden Opfern verbunden war.
In Seinem Erdenleben konnte der Herr Jesus keinen Priesterdienst ausüben, weil derselbe allein dem Stamme Levi übertragen, der HERR aber dem Stamme Juda entsprossen war, „zu welchem Stamme Mose nichts in bezug auf Priester geredet hat”. (Hebr. 7,14; 8,4) Der Opferdienst nach der Ordnung Aarons war aber beendet, als der Herr Jesus Sich Selbst geopfert und das Erlösungswerk vollendet hatte. Nun nimmt Er Seine Rechte als „König der Gerechtigkeit” und als „König des Friedens” auf und wird von Gott begrüßt als Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks. (Hebr. 5,10) Deshalb hat Sein Priesterdienst nichts mehr mit Opfern für die Sünde zu tun. Sein Dienst gilt Seinen Erlösten, sie zu segnen mit den Segnungen, die die Frucht Seines Werkes sind, und sie in das Heiligtum Gottes zur Anbetung Seines Vaters zu führen.

Die volle Entfaltung des Priestertums unseres Herrn Jesus Christus nach der Ordnung Melchisedeks wird erst in der Zeit der tausendjährigen Herrschaft des HERRN auf Erden geschaut werden, wenn alle Seine Feinde nach Ps. 110 zum Schemel Seiner Füße gelegt sind, wie wir es nach dem Vorbilde bei Abraham nach der Schlacht der Könige sehen. (1. Mo. 14) Dann werden Ihm die Enden der Erde zum Besitztum gegeben (Ps. 2,8) - dann wird der Fluch von dem Volke der Juden hinweggenommen und das Seufzen der Schöpfung beendet sein, und alle Enden der Erde werden Ihn fürchten. (Ps. 67,7) Von dieser Zeit der Melchisedek-Regierung Christi in den kommenden Tagen spricht der 72. Psalm, der mit den Worten schließt: „Und die ganze Erde werde erfüllt mit Seiner Herrlichkeit! Amen, ja, Arnen.
Auch in der gegenwärtigen Zeit ist der Priesterdienst des HERRN voll Segen für die Gläubigen. Solange wir in der Wüste mit ihren Nöten sind, haben wir den Dienst unseres Hohenpriesters nötig, um von dem Throne der Gnade Hilfe zu empfangen, damit wir in das Heiligtum zur Anbetung Gottes eintreten können.

Der Dienst eines Priesters der irdischen Ordnung kann nicht dem entsprechen, was die Genossen der himmlischen Berufung bedürfen. Der Hohepriester, der diesen angemessen - für diese passend ist, muss „heilig, unschuldig, unbefleckt, abgesondert von den Sündern und höher geworden sein als die Himmel” usw. (Hebr. 7,26.27) Er, der die Frage der Sünde in dem Opfer Seiner Selbst geordnet hat, kann in der Ausübung Seines Priesterdienstes Gnade für alle unsere Bedürfnisse darreichen. Er kann Mitleid haben mit unseren Schwachheiten und vermag unsere Herzen in der Erkenntnis Seiner Liebe über alle Sorgen zu erheben. Er vermag von unseren Füßen den Staub des Weges zu waschen, damit wir an der Freude der Liebe Seines Vaters mit Ihm im Heiligtum teilhaben können. Dieser Art ist Sein Dienst für die Seinigen.
*


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 21 (1936)