1. Antwort:
Wir haben in diesen und den vorhergehenden Versen eine Belehrung darüber, dass die Ehe eine gottgewollte Einrichtung ist. Der Mensch aber möchte in seinem sündhaften Eigenwillen die göttliche Ordnung durchbrechen und alles nach seinem eigenen Gutdünken gestalten. Dass dies früher oder später das Gericht Gottes hervorrufen wird, ist klar. "Verschnittene" (griechisch: Eunuchos, wovon das Wort "Eunuch" abgeleitet ist) will sagen: Entmannte. Es gab solche, die von Geburt an mit einem Gebrechen behaftet waren und deshalb zur Enthaltung von der Ehe gezwungen waren (Vers 12). Andere waren von Menschen gewaltsam entmannt worden, um sie zum Ledigbleiben zu zwingen, um diese um so besser - es waren meistens Sklaven - für ihre Zwecke ausbeuten zu können.
Eine dritte Kategorie hatte sich selbst verschnitten, wohl um sittlichen Versuchungen aus dem Weg zu gehen. Dies hat in völlig falscher Auffassung die katholische Kirche veranlasst, das Eheverbot für die Priester zu begründen, trotzdem sich Gottes Wort an anderer Stelle klar darüber ausspricht und Nicht-Verehelichung (Zölibat) eine Lehre des Teufels nennt (1. Tim 4,1-3). Viele Ausleger haben deshalb geurteilt, dass dies geistlich aufzufassen sei, wie z.B. in der Bergpredigt vom Augenausreißen die Rede ist. "Wer es zu fassen vermag, der fasse es", schließt der Herr Seine Unterweisung. Gewiss will Er damit sagen, der Einzelne möge für seine Person sich die Weisung für seinen Lebenspfad von Gott selbst schenken lassen.
2. Antwort:
Der erfragte Vers gehört zu einer Erläuterung, die der Herr über die Heiligkeit der Ehe gibt, als Antwort auf eine Frage, die die Pharisäer an den Herrn stellten, um Ihn zu versuchen, d.h. Ihm eine Falle zu stellen. Aus dem menschlich Bösen aber ließ der Herr Gutes hervor kommen, und wiederholt wäre uns wohl manche ernste Belehrung nicht geschenkt worden, wenn nicht die Torheit des Menschen dazu Veranlassung gegeben hätte. So ist es auch hier. Der Herr antwortet in Gnaden.
"Verschnitten geboren" will sagen: von Geburt an mit einem Gebrechen behaftet zu sein, das das Eingehen einer Ehe verunmöglicht. "Von Menschen verschnitten" will besagen, durch operativen Eingriff zur Ehelosigkeit verurteilt. Sicher ist dies nicht nach Gottes Gedanken, denn Gott schuf den Menschen, Mann und Frau, mit dem Befehl: "Vermehrt euch!" (vgl. 1. Mo 1,28). Die Ehe ist eine göttliche Ordnung, und es ist nicht weise, göttliche Ordnungen durch Eigenwilligkeit beiseite zu schieben.
Die einen haben die Menschen durch Verstümmelung zur Keuschheit gezwungen, andere haben sich, um keusch zu bleiben, selbst verstümmelt, andere sind mit Keuschheitsgelübden ins Kloster gegangen, um dort ihre Natur "abzutöten". Allerdings haben manche sich "um des Herrn willen verschnitten", um nicht in die Sünde der Unkeuschheit zu fallen. Aber auch dieser Weg ist nicht gottgewollt. Die Gnade ist groß und mächtig genug, in und außerhalb der Ehe, zu einem gottwohlgefälligen Leben fähig zu machen, damit Erlöste in der Kraft des Heiligen Geistes mehr als Überwinder würden.
Quelle: A. Küpfer - 700 Fragen und Antworten, Frage Nr. 636 u. 637