Ganz sichere Deutungen über das, was die "Nikolaiten" in der frühesten Zeit der Christenheit waren, haben wir nicht. Die Meinungen gehen deshalb auseinander und ich möchte mich nur auf das Wahrscheinlichste beschränken. Dr. Emil Dönges schreibt in seiner vorzüglichen Auslegung über die Offenbarung "Was bald geschehen muss", dass "Nikolaiten" von zwei Worten abgeleitet sei. Das eine "Nikon", welches "Beherrscher, Sieger" bedeute, das andere "Laios", das "Volk" bezeichne. Daraus schließt man, dass damals schon die törichte Lehre sich breit machte, einen Unterschied zwischen Laien und Priestern zu machen, eine Sache, aus der viel Böses hervorgegangen ist.
In Ephesus ist noch von Werken der Nikolaiten die Rede, während in Pergamus dieses Ungute schon als eine in die Kirche eingeführte Lehre bezeichnet wird. Also bereits ein gefestigtes System, nicht bloß eine Sekte, denn solche gab es in jener Zeit schon verschiedene, z.B. die Gnostiker usw. Die Schriften der "apostolischen Väter" lehnen einen Klerikalismus noch ab, aber in Pergamus hat eine interessierte Priesterschaft der großen Masse diese Lehre bereits aufgezwungen. Welch großer Jammer auf diesem, mehr als von irgendeinem anderen Abirren von der göttlichen Wahrheit enstanden ist, ist nur zu offenbar.