Wer sind die große Volksmenge in Offenb. 7,9-17?

Wer sind die große Volksmenge in Offenb. 7,9-17?

Antwort A

Nach der Aufnahme der Gemeinde beginnt der HERR ein anderes Werk inmitten der Gerichte, die Er über die Bewohner der Erde bringt. In Off. 7,2-8 lesen wir, dass aus allen Stämmen Israels Knechte Gottes versiegelt werden zum Dienst für den HERRN. Das Evangelium des Reiches soll verkündigt werden, ehe das Ende kommt (Mt. 10,23; 24,14). Der HERR nimmt Sich hierzu Seine Knechte insonderheit aus den Juden. Das Resultat der Verkündigung des Evangeliums des Reiches ist diese große Volksmenge, die niemand zählen kann. Diese große Volksmenge geht nicht in den Himmel ein, sondern in das Reich, welches der HERR im Begriff ist, aufzurichten.

Diese unzählbare Schar ist durch die große Drangsal hindurchgegangen. Manche haben schon in der Drangsal der ersten Hälfte der 70. Woche, die der HERR den „Anfang der Wehen” nennt (Mt. 24,8), ihr Leben lassen müssen. Off. 6, 9-11.) Diese große Volksmenge aber in Off. 7,9-17 wird gesehen als auch durch die zweite Hälfte der Woche „der großen Drangsal” hindurchgegangen. Sie ist von Gott erhalten, gesegnet und beiseite gestellt zum Dienst im Reich. (V. 13-17.) Alle rühmen das Lamm, in dessen Blut sie ihre Kleider gewaschen, weiß gemacht haben, dem sie ihre Rettung und ihr Heil verdanken. Gepriesen sei Sein herrlicher Name!
F. B.

Antwort B

Wir sehen in den angeführten Versen, wie in Kap. 4 und 5, in der Mitte den Thron und dann um denselben in imner weiteren Kreisen die vier lebendigen Wesen, die (24) Ältesten und alle (Zehntausende mal Zehntausende und Tausende mal Tausende) Engel in Anbetung versammelt.

Vor dem Throne - die Schrift beginnt umgekehrt mit dem, was am weitesten außen ist - ist die unzählbare Volksmenge aus allen Völkern, die weiße Gewänder trägt, Palmen in den Händen hat und das Lamm grüßt. In Vers 14 erklärt einer der Ältesten, wer diese unzählbare Schar ist. Es sind solche, die während der großen Drangsal das weiße Kleid der Gerechtigkeit empfangen und ihre Kleider im Blute des Lammes gewaschen haben. Auch in dieser Zeit ist die Tür des Heils nicht geschlossen. Nein, sie steht weit offen, und eine unzählbare Schar hat den Weg gefunden.

Während die 24 Ältesten in Off. 4,4 auf Thronen sitzen und goldene Kronen auf ihren Häuptern haben - beides Zeichen der Herrschaft -, finden wir diese Schar ohne Throne und Kronen vor dem Throne des Lammes stehen und Ihm in Seinem Tempel dienen, statt zu herrschen. Die weißen Gewänder, das Zeichen der Priesterschaft, sind beiden gemein. Sie halten Palmen in den Händen wie der Jude am Laubhüttenfeste, dem Feste des kommenden Königs Israels. (3. Mose 23,40.) Es ist himmlisches Laubhüttenfest aller Nationen und erinnert uns an jenes irdische im Tausendjährigen Reiche, wie es uns Sach. 14,16-19 geschildert ist. Nicht mehr Laubhütten sind die Wohnung, sondern der auf dem Throne sitzt, wird Selbst Sein Zelt über ihnen errichten. Und sie, die aus dem Schrecken der Drangsal kommen, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzthin nicht gewesen ist, sie werden getröstet. Und wie werden sie getröstet! Er Selbst tritt hinzu und bedient sie.

Nicht als der kommende König wird Er hier begrüßt und um Hilfe und Rettung gebeten (Ps. 118,22-26), sondern jetzt sitzt Er auf dem Throne und das Lamm hat Hilfe und Rettung gebracht; Ihm erschallt nun Lob, Preis und Anbetung. - Einst ging so mit Palmen in den Händen Jerusalem seinem wahren Könige entgegen und begrüßte Ihn als solchen mit den Worten des 118. Psalms. (Joh. 12,12.13.) Aber ach, schon nach wenigen Tagen erscholl statt dessen das „Kreuzige, kreuzige!” Welcher Gegensatz zwischen dann und einst!
O. v. Br. (im Felde.)

Anmerkung des Herausgebers

Diese „große Volksmenge” darf nicht verwechselt werden mit der himmlischen Schar, gesehen in dem Symbol der 24 Ältesten, die auf Thronen sitzend den Thron Gottes umringen.

Bei diesem Gesicht des Johannes ist das Zeitalter der Gemeinde schon vergangen. Die Gemeinde ist schon droben. (Kap. 4 und 5.) Bei der Ankunft des HERRN wurden alle, die lebenden und die entschlafenen Gläubigen aller Zeiten, dem HERRN entgegengerückt in die Luft, um auf immer bei Ihm zu sein.

Von diesem Zeitpunkt an beginnt Gott ein anderes Werk. Er hat noch Großes vor mit Israel und den Völkern der Erde, wie wir aus dem prophetischen Worte wissen. Gott handelt wieder in den Linien der alttestamentlichen Prophezeiungen.

Das Zeitalter der Gemeinde und des Evangeliums der Gnade Gottes ist geschlossen. Aber auch in dieser dunkelsten Zeit lässt Gottes Erbarmen die Welt nicht ohne eine Heilsbotschaft: Das Evangelium des Reiches (Mt. 24,14) wird verkündigt. Gott wird Sich aus Juden und Völkern durch Seinen Geist die Boten hierfür zubereiten. Diese Botschaft wird die Herzen solcher berühren, die nicht schon zuvor eigenwillig ihr Herz dem Evangelium der Gnade verschlossen haben. (Lk. 14,24; 2. Thess. 2,10-12.) Diese „große Volksmenge ... aus jeder Nation” sind die Frucht dieser Verkündigung des Evangeliums des Reiches.

Gott ließ Johannes in einem Gesichte sehen, wie Er in der Zeit Seiner Gerichte auf Erden eine unzählbare Schar errettet, die Er gleich den Auserwählten aus Israel in„der Stunde - nicht wie die Gemeinde, vor der Stunde - der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird” (Off. 3,10), bewahrt. Johannes sieht in der großen Trübsalszeit sowohl einen von Gott bewahrten Überrest aus Israel (V. 4), wie auch einen durch diese Zeit hindurch bis zum Eintritt in das 1000-jährige Reich bewahrten Überrest aus den Völkern.

Johannes sah nicht die Wirklichkeit, sondern das, „was geschehen wird nach diesem” in Gesichten. Er sieht die große Volksmenge vor dem Throne, nicht wie die himmlische Schar rings um den Thron her. Damit, dass sie vor dem Throne stehen, ist durchaus nicht zu folgern, dass sie im Himmel sind. Diese Stelle gibt keine Andeutung, die uns zu solcher Annahme berechtigte. Wir haben keinen Anhalt, dass sie starben, auferweckt wurden und im Himmel sind. Im Gegenteil, wir finden sie Gott dienend Tag und Nacht „im Tempel”, nicht „im Himmel”; im Himmel ist nicht Tag und Nacht, und von der himmlischen Stadt lesen wir, dass kein Tempel in ihr ist (Off. 21,22); aber auf Erden wird ein Tempel sein, Hesekiel spricht davon (s. auch Jes. 66,21). In dieser Vision sieht Johannes sie in weißen Kleidern, (dem Symbol ihrer Reinigung und Annahme), mit Palmen in den Händen (dem Zeichen des Sieges und der Überwinder), vor dem Throne stehen. Und während der Zeit der Herrschaft Christi wird Sein Thron auf Erden sein. Sie stehen vor dem Thron - in der Gegenwart des Thrones. Wie auch heute die Gläubigen hinzutreten zum Thron der Gnade.

Diese „große Volksmenge” sind die, welche aus der großen Drangsal kommen. Nicht aus „großer Drangsal”, sondern aus „der” großen Drangsal, dieser ganz bestimmten Zeit von 3½ Jahren oder 1260 Tagen, von welcher der HERR in Mt. 24,21 usw. spricht, als Er auf die Weissagung Daniels Bezug nimmt. Eine Trübsalszeit, wie sie von Anfang der Welt nicht gewesen noch je sein wird. Tausende sind in dieser Zeit hingeschlachtet worden, die ihr Leben nicht geliebt haben bis zum Tode, aber diese „kommen”, nicht „sind gekommen”, bewahrt aus der großen Drangsal als Überwinder. Sie rühmen nun das Heil ihres Gottes und dienen Ihm Tag und Nacht in Seinem Tempel. Auch von der alten Anna lesen wir in Lk. 2,37, dass sie nicht vom Tempel wich, indem sie Nacht und Tag diente, damals nicht mit Lob, sondern mit Fasten und Flehen. Der auf dem Throne sitzt, errichtet „Sein Zelt” „über” ihnen (welches nicht wohl von den himmlischen Heiligen gesagt werden kann) und gibt ihnen den Lohn ihrer Treue. Bewahrt durch Gottes Macht gingen sie durch die Schrecknisse der großen Trübsal - nun werden ihre Tränen getrocknet. Unter Seiner Friedensherrschaft kann keine „Glut” sie mehr treffen.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 5 (1917)