Wer sind die 144000 in Offenbarung 14?

Wer sind die 144 000 in Offenbarung 14?

Antwort A

Am Schluß des 13. Kap. sieht Johannes die furchtbare Zeit der Drangsal unter der Macht der beiden Tiere. Im Gegensatz zu diesem Wirken der Bosheit lässt Gott ihn in einem Gesicht das Wirken Seiner Gnade sehen, die die bestimmte Vollzahl aus Israel aus dem Prüfungstiegel als geläutertes Gold hervorgehen lassen kann.
Der Berg Zion, auf dem sie stehen, ist mit Israels Geschichte verbunden. Es ist der Sitz der Herrlichkeit des HERRN als des Königs (Ps. 2,6; Jes. 24,23). Johannes sieht Ihn aber nicht als König, sondern als Lamm. Mit dem Verworfenen verbunden sieht er die 144 000. Sie stehen auf dem Grunde des Berges Zion. „Zion” in der Schrift ist mehr als nur ein Berg. Er steht im Gegensatz zum Berge Sinai (Hebr. 12,18.22) als das Symbol der unumschränkten Gnade - aber auch zugleich als der Mittelpunkt Seiner Herrlichkeit und Herrschaft auf der Erde. Die Geschichte Zions zeigt uns das Eingreifen Gottes in Gnade, als Israel auf dem Boden des Gesetzes alles verwirkt hatte. So sehen wir auch in diesen 144 000 das Eingreifen Gottes in Gnade für Sein Volk. Er bringt einen Überrest aus Israel als Überwinder durch die letzte Zeit der großen Trübsal hindurch.

Welche Engelgewalten in dieser großen Drangsalszeit wirken werden, davon können wir uns kaum Vorstellung machen. Michael, der Erzengel - „einer der ersten (Engel-) Fürsten”, „der für die Kinder Deines Volkes (Israel) steht” (Dan.10,13.21; 12,1), ist bereits in Off. 12,7 in den Kampf eingetreten. Wie weit er auch Aufgaben für diese 144 000 hat, wissen wir nicht, aber das ist ohne weiteres klar, dass sich die Weissagung Dan. 12,1 auch auf diese Zeit und Dinge in Off. 14 bezieht. Das sind geheimnisvolle Dinge, über die wir nur ahnend, staunend und anbetend nachsinnen können.

Nach dem Vorausgegangenen bedarf es kaum noch der Erwähnung, dass es sich in diesen 144 000 nicht um Gläubige der Jetztzeit handelt. Man fühlt förmlich (nach Hebr. 5,14), dass bezüglich der Gemeinde, die der Leib Christi ist, nicht von einer Versieglung von 144 000 geredet werden kann. Und wenn von „Zeit und Zeiten” die Rede ist, so wissen wir, dass es sich um Israel handelt. Deshalb wird auch von Gott nicht als von „ihrem Vater”, sondern als von „Seinem Vater” gesprochen. Sie stehen nicht im Vaterhause, sondern sie lernen das neue Lied, das vor dem Throne und vor den vier lebendigen Wesen und den Ältesten gesungen wird. Die Gemeinde ist himmlisch - sie ist entrückt, ehe diese Ereignisse ihren Lauf nehmen. Da bleibt kein Glied, auch nicht das schwächste, zurück, wenn der HERR kommt. „Wir werden aber alle verwandelt werden” (1. Kor. 15,51).

Eine andere Frage aber ist, ob die 144 000 in Off. 7 dieselben sind, die wir hier in Off. 14 finden. Hier gehen die Meinungen treuer und schriftkundiger Brüder auseinander. Die einen glauben, dass es sich in Off. 14 um eine Vollzahl (144 000) aus dem Reiche Juda handelt, welche die Trübsalszeit im Lande durchmachen, während es in Off. 7 eine Vollzahl aus den 12 Stämmen ist. Von Juda (den zwei Stämmen, Juda und Benjamin, die in Babylon gefangen waren), kehrten unter Esra viele ins Land zurück. Sie waren es (nicht das zehnstämmige Reich Israel), die den HERRN verwarfen und kreuzigten. Von diesen zwei Stämmen wird der Antichrist empfangen, und über sie wird die große Trübsalswelle ergehen, von welcher der HERR in Mt.24,15-28 redet. Und weil man aus dem prophetischen Zeugnis annimmt, dass die Rückkehr des Überrestes der zehn Stämme ins Land erst geschieht, wenn der HERR Seine Herrschaft angetreten hat, so glaubt man aus diesem u. a. Gründe zu haben, diese Schar als aus Juda von jener in Off. 7 zu unterscheiden.

Andere dagegen meinen, dass man kein Recht für solche Unterscheidung habe, weil, als Gott uns zum ersten Male die 144 000 zeigt, Er uns sagt, wer sie sind, und als Er zum zweiten Male von der Zahl redet, Er nichts erwähnt, noch irgendwie Grund gibt, dass Er von einer anderen spricht als zuvor. Solche glauben vielmehr, dass es sich um die gleichen 144 000 handelt, sie aber in beiden Stellen von verschiedenen Gesichtspunkten gesehen werden: in Kapitel 7 als versiegelt durch den Engel vor der großen Trübsal, und in Kapitel 14 als hindurchgegangen, die an dem Platze des Sieges als Überwinder stehen und als Erstlingsfrucht von der Erde Gott und dem Lamme. Jeder Leser möge für sich selbst prüfen!

Wenn wir Vers 4 lesen: „Sie sind Jungfrauen” - die sich nicht mit „Weibern” befleckt haben - so dürfen wir natürlich nicht denken, dass es buchstäblich 144 000 Jungfrauen sind. Es ist in früheren Jahrgängen wiederholt auf die ersten Verse der Offenbarung hingewiesen werden, in welchen Gott uns sagt, dass uns Gottes Gedanken in diesem Buche „durch Zeichen kundgetan” werden.

In jener Zeit der Gottesgerichte, wo der Lügner aufgetreten ist, der da leugnet, dass Jesus der Christus ist (1. Joh. 2,22), und die Menschen unter „der wirksamen Kraft des Irrtums stehen, der Lüge zu glauben” (2. Thess. 2,9-11), da gehen diese Treuen, bewahrt durch Gottes Macht, unbefleckt hindurch. Lüge und Falschheit wird nicht in ihrem Munde gefunden. In jungfräulicher Reinheit, Liebe und Treue stehen sie für ihren HERRN und tragen den Namen Dessen an ihrer Stirn, dem sie dienen, im Gegensatz zu jenen, die den Namen des Tieres tragen. Sie beflecken sich nicht mit „Weibern”, den Lehren und Lehrsystemen der antichristischen Masse, sondern folgen dem verworfenen Lamme, wohin es führt. Die Liebe zu Ihm lässt sie wie auch uns Seine Genossen sein, auch auf dem Trübsalswege. Sie stehen abseits von dem antichristlichen Schmutze und berühren ihn nicht. Gott gibt ihnen das Zeugnis, dass sie tadellos sind - nicht in sich selbst - aber tadellos in bezug auf ihr Verhalten und Benehmen inmitten ihrer Umgebung - so wie auch wir es sein sollen inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechtes (Phil. 2,14-16). Möge der HERR auch uns solches Zeugnis geben können!

Sie sind die Erstlingsfrucht der neuen Ernte, die von der Erde eingebracht wird für irdische Segnungen. Nicht Erstlinge, wie von Christus in 1. Kor. 15 und von der Gemeinde in Jak. 1,18 geredet ist, sondern Erstlinge für Gott und das Lamm von der Ernte, die bald folgt und welcher die Sichel der Gerichtsernte (V. 15 und 16) voraufgeht.
v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Uns persönlich macht es keine Schwierigkeit, in den 144 000 in Off. 7 und 14 dieselben Personen zu sehen, wenn auch unter völlig veränderten Umständen und zu ganz anderer Zeit, nämlich vor und nach der Drangsal. Aber wir unterwinden uns nicht, unsere Auffassung als die durchaus richtige zu lehren; außerdem kommt es bei vorliegender Frage nicht so sehr auf diesen Punkt an. Es genügt zunächst festzustellen, dass die Zahl 144 000 in Off. 14 in Verbindung steht mit der Geschichte Israels in Gnaden. - Wie vielleicht vielen Lesern bekannt ist, beziehen die adventistischen Sabbatarier die Zahl der 144 000 auf sich. Natürlich ist dies eine der Anmaßungen, an denen Irrlehren gewöhnlich nicht arm sind; vor allem aber geschieht diese Bezugnahme unter völliger Außerachtlassung des gesamten Zusammenhangs der Offenbarung sowie der Tatsache, dass Israel in der Schrift stets Israel bleibt, d. h. niemals mit der neutestamentlichen Gemeinde verwechselt wird, ebensowenig wie je ein Gläubiger der Jetztzeit, der auf dem Grunde der Gnade steht, mit dem Namen „Israel” belegt wird. Die „Adventisten vom siebenten Tag” bringen viel Verwirrung über die, welche ihren bösen Lehren zuhören, indem sie sich das „neutestamentliche Israel” nennen und sich als die um ihrer Treue gegen das Sabbatgebot willen Versiegelten ansehen. Diese adventistische Irrlehre, die das Versöhnungswerk Christi nicht als am Kreuze vollendet anerkennt (!), die das Halten des Sabbats als unbedingt nötig zum Seligwerden betont -während die Schrift das Gegenteil lehrt (vergl. Galaterbrief, Kol. 2 u. a.), die nichts davon weiß, dass ein Gläubiger nach seinem Abscheiden bei dem HERRN ist allezeit (vergl. Frage 18!), die ferner das ewige Gericht, die ewige Verdammnis, die Christus so klar lehrt, nicht gelten lässt usw. usw., diese Irrlehre macht aus der Lehre von den 144 000 einen ihrer Hauptpunkte, wodurch den Einfältigen, die ihnen ins Garn gehen, die Augen verblendet werden. Seien wir auf der Hut, teure Geschwister! und warnen wir, wo noch zu warnen ist! Die eingefleischten Irrlehrer lassen sich nicht von uns helfen, aber an den Überrumpelten, an denen, die sich nach 2. Tim. 2,24-26 noch zurechtweisen lassen, haben wir eine Aufgabe.

Die dreifache kostbare Kennzeichnung der von der Erde Erkauften in Vers 4 und 5 ist sehr beachtenswert. Oft hört man Meinungen wie die, dass hier hingewiesen werde auf Befleckungen, die auf geschlechtlichem Gebiet liegen. Wer die Stelle, die ja aber gar nicht von der Gegenwart redet, gelegentlich so anwenden will, der mag es tun! Aber wenn er den ersten Teil des Verses wörtlich nimmt („Befleckung mit Weibern”), so müßte er es mit dem zweiten Ausdruck auch so machen („Jungfrauen”), woraus folgt, dass eine allgemeine Anwendung ausgeschlossen ist. Nein, wir haben hier Bilder vor uns (nach Off. 1,1zeigen”, „durch Zeichen kundtun”, nicht „sagest”!). und in obiger Antwort ist genügend darüber gesagt. [Auch auf die Gläubigen der Jetztzeit wird der Ausdruck „Jungfrauen” angewendet (in Mt. 25,1-13; 2. Kor. 11,2; vergl. Frage 14!), um unsere Reinheit, Unbeflecktheit vom Wesen der Welt zu bezeichnen.] Jene Jungfrauen von Off. 14,4 lassen sich durch das Wesen der Welt in jener Zeit nicht einnehmen, sie folgen nicht den weltreligiösen Führern jener Zeit der Drangsal ins Verderben hinein, nein, sie folgen dem Lamme in allen Dingen, sie sind erkauft als Erstlinge! welche Bevorzugung der Gnade! und auch was ihr Wort angeht, wandeln sie in Treue ohne Lug und Trug, tadellos, als Menschen, die durch Gnade den Namen Ehre machen, die sie an ihren Stirnen tragen! - Wie gesagt, nicht auf uns beziehen sich diese Worte aus Off. 14; aber sie lehren uns viel in bezug auf uns, die wir, wie sie, „um einen Preis erkauft” sind (1. Kor. 6,20; 1. Petr. 1,18.19) und berufen sind, alles in dem Namen (in Übereinstimmung mit ihm) unseres Herrn Jesu zu tun (Kol. 3,17) und ohne Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis (Eph. 5,11) hienieden hindurchzugehen zur Herrlichkeit und zum Preise Gottes! (Phil. 1,9-11.)


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 4 (1916)