Antwort A
Der Apostel macht uns betreffs der Wiederkunft des Herrn Jesu in 2.Petr. 2,19 aufmerksam, auf das prophetische Wort zu achten. Dasselbe ist ein Licht in der Nachtzeit dieser Welt. Der „Morgenstern” ist Christus Selbst: „Ich, Jesus, Ich bin ... der glänzende Morgenstern” (Off. 22,16). Wir befinden uns unter einem geöffneten Himmel, und das Licht des Morgensternes leuchtet von dort hell in die Herzen der Gläubigen hinein (Joh. 1,4.5 u. 9; 8,12; 12,35.36.46). Durch das „Anschauen der Herr1ichkeit des HERRN” (2. Kor. 3,18) stehen sie wachend in Seiner Gegenwart und rechnen gleichzeitig damit, dass der Morgenstern wirklich erscheinen wird, oder mit anderen Worten, dass die Ankunft des Herrn Jesu Christi mit jedem Augenblick eintreten kann. Sie erwarten Ihn zur Seligkeit (Hebr. 9,28b), und zwar ehe Er als die „Sonne der Gerechtigkeit” (Mal. 4,2) für die ganze Welt erscheinen wird. (Vergl.hierzu den Schluß der Antwort D, Frage 31, Jahrgang 1916, Seite 209.)
Nach Kol. 1,14 und Eph. 1,7 besitzen wir die Errettung unserer Seelen in der gegenwärtigen Zeit, während wir für die künftige Weltzeit die Erlösung unseres Leibes erwarten (Röm. 8,23). Diese wird in Erscheinung treten, wenn wir aufgenommen werden, um für alle Zeit bei Ihm zu sein (1. Thess. 4,16.17; Phil. 3,20.21).
Den Morgenstern können wir nur sehen, wenn wir uns die Mühe geben, zu wachen, denn nach Off. 2,26-28 wird der Morgenstern denen gegeben, welche überwinden, und zwar den Schlaf während der finsteren Stunden der Nacht. Der Herr Jesus - Er, der der glänzende Morgenstern ist - wird in 1. Tim. 1,1 als „unsere Hoffnung” bezeichnet und nach Tit. 2,13 sollen wir die „glückselige Hoffnung erwarten”, mit anderen Worten: die Ankunft der Person Jesu Christi, umdie Gemeinde zu Sich zu nehmen vor dem Anbruch des Tages (Joh.14,3; 1. Thess. 5,6).Das Ausschauen nach dem „Morgenstern” nötigt uns zur Treue und zur praktischen Reinigung (1. Joh.3,3) und zum Wachen und Beten (Mt. 24,42; Off. 3,3).
C. L.
Antwort B
In 2. Petr. 1,16-19 sagt Petrus den Gläubigen, dass sie wohl tun, auf das prophetische Wort zu achten als auf eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in ihren Herzen. Was kann auch das Herz des Gläubigen in dieser armen Welt und in den Umständen des Lebens mehr erquicken und beleben, als die Gewißheit und die lebendige Hoffnung, Jesus kommt, um mich heimzuholen? (Joh.14,3.) „Bis der Morgenstern aufgehe in euren Herzen” will sagen, dass diese Hoffnung im Herzen eine feste Gestalt gewinne und eine lebendige Hoffnung sei, die uns befähigt, auf den kommenden HERRN zu warten.
In Off. 2,28 richtet der HERR die Worte: „Ich will ihnen den Morgenstern geben” nur an die Überwinder in Thyatira, d. h. Er will ihnen jetzt schon die sichere, lebendige Hoffnung Seiner Ankunft ins Herz geben. Und wenn Er gekommen ist und Sein Reich aufgerichtet hat, so sollen sie mit Ihm herrschen in Seinem Reiche. In Off. 22,16.17 nennt Sich der HERR Selbst „der glänzende Morgenstern”, und die Braut ruft sofort: „Komm, Herr Jesu.” Der Morgenstern geht auf vor Sonnenaufgang, er leitet den Tag ein. Wenn Er als Morgenstern Seiner Erlösten gekommen ist und sie zu Sich genommen hat, wird Er mit ihnen kommen, und „aufgehen” wird dann „die Sonne der Gerechtigkeit” mit Heil unter ihren Flügeln - für Israel zunächst und dann für die ganze Erde. Er ist die Wurzel und das Geschlecht Davids.
F. B.
Antwort C
Es ist beachtenswert, dass wir gerade in dem Sendschreiben an Thyatira (die Weihrauchspendende), welches die Periode der römischen Kirche kennzeichnet, inmitten aller Verwirrung etliche finden, denen der HERR sagen kann: „doch was ihr habt, haltet fest, bis Ich komme” (V. 25) und „Ich werde ihm den Morgenstern geben” (V. 27). Wir haben ja verschiedene Schriftstellen, die von dem Morgenstern reden und die alle in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Lies 2.Petr. 1,19.
In Off. 22,16 bezeichnet Sich der HERR Selbst als der glänzende Morgenstern. Dem wunderbaren Aufgehen des Morgensternes geht die Nacht voraus; in dieser Nacht bedienen wir uns des Lichtes, das uns für den Pfad gegeben ist, des Wortes Gottes, schauen aber immer nach einem helleren Schein oder vielmehr nach dem Spender dieses Lichtes, nach dem Sohne Gottes, der den Seinen als Morgenstern erscheinen wird, aus. Solche Leute gab es auch zu jenen Zeiten in Thyatira; in allen dunklen Zeiten und in allem Verfall hat der HERR eine Schar, die an Ihm und Seinem Worte festhält und auf Sein Kommen wartet. Dem, der in Bereitschaft und wachend dasteht, wird der Morgenstern leuchten; er schaut über die Nacht hinaus und weiß, dass in der ersten Morgendämmerung, gleich nach Mitternacht, der Morgenstern am Horizont erscheint.
Ähnlich war es in den Tagen der Geburt unseres HERRN. Nicht Große und Gewaltige waren es, die auf den Messias warteten, sondern ein Simeon und eine Anna, sie harrten auf den Trost Israels (Lk. 1,25-38), sie verstanden die Zeichen der Zeit. Ebenso jene Magier vom Morgenlande (Mt. 2.1.2). Sie hatten Seinen Stern gesehen und waren gekommen, Ihm zu huldigen. So auch hier in Thyatira. Der HERR sieht etliche, die überwinden, und ihnen verheißt Er den Morgenstern, d. h. weil sie in der lebendigen Hoffnung auf den HERRN lebten, offenbart Er Sich ihnen als der Morgenstern, der erscheinen und sie bei Seinem Kommen mit Seinem Lichte begrüßen will.
So sehen wir auch hier die Scheidung zwischen Licht und Finsternis. Für die einen kommt der Herr Jesus als Richter oder als aufgehende Sonne der Gerechtigkeit (Mal. 4,1-3), für die anderen aber, welche ausgeharrt haben und Ihn in Treue erwarteten, kommt Er vor den hereinbrechenden Ereignissen als der hell glänzende Morgenstern, d. h. sie werden Ihm entgegengerückt und bei dem HERRN sein allezeit (1. Thess.4,17).
Jesus Christus ist dieser Morgenstern, der uns hienieden leuchtet und nach dessen Aufgehen wir uns sehnen. Immer wieder wird der Gläubige in all den Dunkelheiten seinen Blick üben und nach dem Horizont ausschauen, ob Er erscheint, bis dahin lasst uns weiter flehen:
„Amen, Amen, Jesu eile,
Still' das Sehnen Deiner Braut,
Mächtiglich die Wolken teile,
Dass Dich unser Auge schaut.
Steig herauf am Horizonte,
Morgenstern, durchbrich die Nacht.
O, dass Deine Braut schon thronte
Dort mit Dir in Himmelspracht!”
Ph. W.
Anmerkung des Herausgebers
Wer ist der Morgenstern? Der HERRr sagt, dass Er Selbst der „glänzende Morgenstern” ist (Off. 22,17). Was ist der Morgenstern? Der Zusammenhang zeigt uns zweifellos, dass der HERR es ist als kommend für die Seinen in Gnade vor Seinem Kommen zum Gericht.
Dieser Titel steht mit Seinem Kommen in Verbindung. Dreimal in diesem Kapitel (22,7.12.20) spricht Er von Seinem Kommen, und Seine Ankündigung als „Morgenstern” wird sofort von dem Geist und der Braut mit einem „Komm” beantwortet.
Beide Testamente, das Alte wie das Neue, enden mit der Ankündigung Seines Kommens, das eine mit dem Hinweis auf das Gericht, das andere mit dem Hinweis auf Seine Gnade. (So die letzten Verse.) Das Alte Testament schließt mit Ihm als „Sonne der Gerechtigkeit” (Mal. 4,2), das Neue Testament schließt mit Ihm als „Morgenstern”. In Seinem Charakter als „Sonne” erscheint Er Israel und der schlafenden Welt und führt den Tag „brennend wie ein Ofen” ein (Mal. 4,1), aber als „Morgenstern” erscheint Er (vor diesem Seinem Kommen als „Sonne”) für Seine Brautgemeinde, sie herausnehmend aus dieser Welt vor Beginn des „großen und furchtbaren” Tages. So wie das Kommen des Morgensternes dem Aufgang der Sonne vorangeht, so geht auch das Kommen des HERRN als „Morgenstern” Seinem Kommen als „Sonne” voraus. Der HERR als „Morgenstern” leuchtet und erhellt nicht die Welt, für diese ist Er nur das Zeugnis eines für sie kommenden Tages.
Während der HERR uns in Off. 22,16 sagt, dass Er Selbst der Morgenstern ist, sagt Er uns in Off. 2,28, dass Er dem Überwinder den Morgenstern geben will, d. h., dass Er Sich Selbst in diesem Charakter dem Überwinder schenken und offenbarmachen will. Wer also die Freude des Morgensternes haben will, muss ein Überwinder sein.
Man möchte fragen, wer ist der Überwinder? Ein Überwinder in Thyatira war der, der die Dinge, die dem HERRN entgegen waren, überwand. Was war das ? 1. die Duldung des Weibes Jesabel, die Duldung solcher, die sich „Prophetin” nennen, d. h. die fälschlich einen Stand einnehmen, in welchem man vorgibt, der Mund des Heiligen Geistes zu sein und Gottes Worte zu reden. Dem HERRN entgegen ist. 2. die falsche Lehre, wodurch Seine Knechte verführt werden und 3. die Hurerei, d. h. die Verbindungen, die Gott nicht erlaubt. Zuwider ist Ihm 4. Götzenopfer zu essen, d. h. Dinge mitzumachen, hinter welchen Satan steht und in denen dem Gott dieser Welt gehuldigt wird. Diese Dinge mußten überwunden werden.
Ich habe wider dich, dass du ... „duldest” (ob willig oder unwillig, macht keinen Unterschied). Dies gab Wegweisung dem Überwinder. Er macht sich frei von der Autorität, der Lehre und den Werken Jesabels. Das gemeinsame Joch der Ungläubigen wird abgelegt nach dem Worte des HERRN (2. Kor. 6,14); Welche Genossenschaft hat Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit - welche Gemeinsamst Licht und Finsternis - welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Der Überwinder kehrt zur Autorität des HERRN, zur Lehre der Apostel und zu „Seinen” Werken zurück. („Seine” Werke [V. 26] nicht „Jesabels” Werke [V. 22]. Werke, die Seinen Geist, Sein Leben, Ihn Selbst offenbaren.)
Dem Überwinder will der HERR Sieg geben und ihn teilnehmen lassen an Seinem Sieg, wenn Er den Widerstand der Menschen wie Töpfergefäße zerschmettern wird. Aber mehr noch als Überwindung und Sieg, Er will ihm auch den „Morgenstern” geben.
Wohl wissen wir, dass alle, die des HERRN Eigentum sind, „die Lebenden” bei der Ankunft des HERRN Ihm entgegengerückt werden (1. Thess. 4,15.17). („Wir werden aber alle verwandelt werden” [1. Kor. 15,51]); wer aber jetzt den Sieg über die „Töpfergefäße” haben und den „Morgenstern” empfangen und genießen will, der darf „ nicht schlafen, wie die übrigen” (1. Thess. 5,6), sondern muss sich frei machen von Jesabel und ihrer Lehre.
Und ist es nicht so? Gläubige, die sich noch nicht des „Morgensternes” erfreuen, sind es nicht meistens solche, die sich noch nicht hinweggereinigt haben von dort, wo Jesabel mit ihrer Lehre, Hurerei und Götzendienst geduldet wird? Die Nacht ist noch nicht vorbei. Noch heißt es zu überwinden. Der Überwinder erfaßt das Wort: „Was du hast, hatte fest, bis Ich komme” (Off. 2,25). „Halte fest das Bild der gesunden Worte ... bewahre das schöne anvertraute Gut ...” (2. Tim. 1,13.14).
Der Morgenstern leuchtet keinem Schläfer. Wem aber der Morgenstern im Herzen aufgegangen ist, dem leuchtet Trost und Mut und Freude mitten in der Dunkelheit des Verfalles und der Verwirrung, der wandelt getrennt von der Welt, gereinigt von der Ungerechtigkeit, wachend und wartend auf seinen HERRN.