Wer ist unter dem männlichen Sohn in Offb. 12,5 zu verstehen?

Wer ist unter dem männlichen Sohn in Offb. 12,5 zu verstehen?

Antwort A

Nach meiner Überzeugung ist das männliche Kind (Off. 12,5) niemand anderes als Christus, der Sohn, der nach Ps. 2 die Nationen mit eiserner Rute weiden wird. Das Weib ist Israel, aus dem der Christus dem Fleische nach stammt (Röm. 9,5).
J. W.

Antwort B

Der männliche Sohn ist ohne Zweifel Christus. Ps. 2,9 bestätigt es. Er ist jetzt entrückt zum Throne Gottes und wird an einem noch zukünftigen Tage alle Nationen weiden mit eiserner Rute. Dieser männliche Sohn ist der Sohn des Weibes (V. 1 u. 2), das ist Israel, „aus welchem, dem Fleische nach, der Christus ist” (Röm. 9,5). Wir lernen an dem männlichen Sohne, dass uns in dem Weibe Israel gezeigt wird. Auch die Lade des „Bundes” (Off. 11,19) beweist, dass uns hier Dinge in Verbindung mit Israel gezeigt werden. (Ein Bund ist nur mit Israel gemacht, die Lade Israel gegeben!) Die Erde sieht Johannes unter dem Zeichen des Gerichtes: Blitze - Stimmen - Donner - Erdbeben - Hagel, aber im Himmel werden ihm die Ereignisse mit Israel in einem „großen Zeichen” im himmlischen Lichte gezeigt. Das Weib selbst ist nicht im Himmel. Das „große Zeichen” - das, was das Weib betrifft - wird dort im himmlischen Lichte, wie Gott es sieht, nach Seinen Vorsätzen - gezeigt und gesehen. Israel in Verbindung mit Christus - „bekleidet mit der Sonne”, dahinten, „unter ihr” liegt die vergangene Herrlichkeit des Alten Bundes gleich dem Monde, in dem auch nur ein matter Widerschein von der Lichtherrlichkeit der Sonne gefunden werden kann. Die Krone von zwölf Sternen zeigt uns die Herrschaft und Herrlichkeit des zwölfstämmigen Volkes. Nirgends finden wir einen Grund, weder bei dem „männlichen Sohne” noch bei dem „Weibe”, an die Gemeinde oder sonst jemand zu denken. Wo ist ein „männliches Kind”, das die Gemeinde geboren und das in den Himmel entrückt wäre? Erinnert uns dagegen „Sonne, Mond und zwölf Sterne” nicht sofort an die einzige Stelle der Schrift, 1. Mose 37,9, wo wir Gleiches finden? - und wieder ist es das Haus Jakobs, Israel!
v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wir sind sehr dankbar dafür, dass die vorstehenden Antworten so unzweideutig bezeugen, dass der „männliche Sohn” der Christus, das „Weib” Israel ist. Bei keiner anderen Deutung wird das Zeugnis der Schrift beachtet (wie z. B. Ps. 2 u. a.). Es gibt im Anschluß am Off. 12,3-6 einige geradezu phantastische Deutungen, die den Stempel menschlicher Erfindung zeigen, indem sie dem gesamten Schriftzeugnis ins Gesicht schlagen. Zu diesen Deutungen gehört die von namhaften Brüdern vertretene Lehre, dass nicht die ganze gläubige Gemeinde des HERRN entrückt werde, sondern nur eine „zum Durchbruch gelangte” Schar von Überwindern, welche den Charakter von „Männlichen” tragen, „die ganze Bibel ins Leben umsetzen, die Entrückung im Glauben erfassen”(!!) usw., während die übrige Gemeinde, die „nie verstanden hat, ein Wüstenleben zu führen”, dann nach der Entrückung jener „Männlichen” in die Wüste flieht, um die „Wüstenerziehung nachträglich durchzumachen”(!!). Wir fühlten uns stark versucht, außer obigem noch einige Proben von diesen Phantastereien mitzuteilen, aber wir schämen uns, dergleichen in unser Blatt zu setzen, das eine Handreichung aus dem Worte Gottes sein soll. Es möchte aber sein, dass einige unserer Leser ähnlichen Anschauungen gehuldigt haben; die bitten wir von Herzen, dass sie wieder nüchtern werden und glauben dem, was die Schriften sagen. Durch 1. Thess. 4,13-18 wird obige Lehre gerichtet. Davon aber abgesehen, bitten wir noch einmal, man möge doch Off. 12,5a: „der alle Nationen weiden soll mit eiserner Rute” berücksichtigen! Kann man dies Wort denn überhaupt, wenn man Ps. 2 und Off. 2,26.27 kennt, auf jemand anderes als auf Christus beziehen? Und ist es überhaupt möglich, V. 1.2 mit der Zwölfzahl auf die Gemeinde zu deuten? Welch eine Kunst der Vergeistigung von Schriftstellen gehört dazu, diese Bilder auf die Gemeinde zu beziehen!
Nein, wir haben in diesen kostbaren Versen ein Bild vor uns, in dem uns Israel als Weib gezeigt wird, zuerst wie es den Christus gebiert und unter welchen Anfeindungen Satans, dann wie der Christus entrückt wird - und da Er der Erstling ist, so ist mit Seiner Entrückung vor der antichristlichen Trübsalszeit auch die unsere (der Gemeinde) gewährleistet, 1. Kor. 15,23 - dann die Flucht des Weibes in die Wüste, woselbst es (d. h. die gläubigen Juden, der Überrest) 1260 Tage weilen wird, während der Herrschaft des Antichristen und des Tiers (vergl. dazu Frage 43!). Welch eine Sorgfalt Gottes für die Seinen! Wenn sie auch nicht zu der dann schon entrückten Gemeinde Jesu Christi gehören, sie sind doch Sein, und Er hat ihnen eine Stätte bereitet. Wir brauchen nicht zu wissen, wo diese Stätte in der Wüste ist, aber Gott weiß es! In V. 13-17, worauf wir hier nicht mehr näher eingehen können, ist uns gezeigt, wann und unter welchen Umständen dem Weibe (dem gläubigen Überrest aus Israel) „an ihre Stätte” zu fliehen, d. h. zu fliegen, gegeben ist.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 2 (1914)