Antwort A
lasst uns prüfen, ob Psalm 11,4 nicht die Antwort auf Psalm 11,3 ist! Zunächst darf daran erinnert werden, dass in den Psalmen häufiger solche Fragen aufgeworfen werden und die Antworten meist unmittelbar folgen. Im gleichen Psalm 11,1 wirft der Sänger David eine analoge Frage auf. Er folgt nicht dem Rat der Feinde, gleich einem Vogel auf die Berge in der Irre hin und her zu fliegen - nein, er bleibt in seinem Neste des Glaubensvertrauens auf seinen Beschützer in der lebendigen Hoffnung auf Jehova. Vergleiche ferner unter anderen die Fragen: Ps. 10,1; 74,1; 77,9; 94,1-7; 114,5.6; 116,12 mit den Antworten in den gleichen Psalmen! Bevor wir die Frage Ps. 11,3 aus Ps. 11,4 beantworten, müssen wir noch den Begriff „Grundpfeiler, Säulen, Grundfeste” erläutern.
David denkt wohl in Ps. 11 zunächst an die tatsächlich unter Saul niedergerissenen Grundpfeiler der Gerechtigkeit (Gesetz) und des Gerichtes (nicht nur im Sinne von „Verurteilung”, sondern auch in Verbindung mit dem Begriff von „Zucht, Ordnung aufrechterhalten”. „Richter” bedeutet im Schriftgebrauch auch „Ordner”!). Erleben wir nicht heute auch das Niederreißen dieser beiden gottgegebenen Säulen gesunden Volkslebens? „Es ist keine Treue (andere übersetzen „Wahrheit”) und keine Güte oder Liebe und keine Erkenntnis Gottes im Lande ...”, klagt der Prophet Hosea 4,1ff. Genau wie heute! „Sie wissen nichts und verstehen nichts, in Finsternis wandeln sie einher, es wanken alle Grundfesten der Erde.” (Ps. 82,5) Aber „Jehova prüft den Gerechten”, „gerecht ist Jehova, Gerechtigkeiten liebt Er.” (Ps. 11,5 u. 7) Die Grundfesten des Thrones Gottes sind und bleiben immer Gerechtigkeit und Gericht. (Ps. 89, 14; 97,2) Gnade und Wahrheit gehen vor Seinem Angesicht her. Jesus Christus, der Offenbarer der Gedanken Gottes, zeigte uns als vollkommener Mensch hier unten diese Grundsätze am rechten Platze, keine Anwendung des einen auf Kosten des anderen. Sein Heiliger Geist überführt von Sünde, von Gerechtigkeit, von Gericht! Warum stürzte der Thron Sauls? Warum wanken die Throne in unseren Tagen? Weil ihre Grundfesten nicht Gerechtigkeit und Gericht sind, weil Gnade und Wahrheit nicht recht geteilt werden. Durch Gerechtigkeit steht ein Thron fest. (Spr. 16,12) „Güte und Wahrheit behüten den König und durch Güte stützt er seinen Thron.” (Spr. 20,28.)
Das unentbehrliche Fundament gesunden Volks- und Staatslebens ist die Familie. In ihrem Schoße bilden sich alle Begriffe über Pflichten, Rechte, Treue, Liebe, Ordnung, Zucht, Autorität. Das Ansehen der Obrigkeit des Staates steht und fällt mit der Anerkennung der ersten gottgegebenen Obrigkeit von Vater und Mutter. So erklärt sich das Sturmlaufen des antichristlichen Geistes gegen die Familie als Grundlage aller göttlichen Ordnungen und Segnungen. Das sehen wir nicht nur in krassester Form in Rußland, wo z. B. der bolschewistische Grundsatz durchgeführt wird: „Die Kinder gehören nicht der Familie, sondern dem Staat” - das ist auch schon in Deutschland und anderen Ländern offenbar. Einige Sätze aus dem Aufsatze des heimgegangenen Bruders von Viebahn „Das Haus des Christen im Lichte des Wortes Gottes” mögen hier, weil zum Thema passend, folgen: „Vater und Mutter bilden die erste von Gott geordnete Obrigkeit, welche die Pflicht der Regierung, der Fürsorge, der Erziehung und das Recht der Bestrafung hat. In diese göttliche Ordnung hinein wird der Mensch geboren; sie bildet die Grundlage seiner Existenz; dort empfängt er seinen Namen, seine Sprache und Heimat, ja alles, was er auf Erden ist und wird. Das, was einem Kinde und Jüngling in der Familie geworden ist oder gemangelt hat, begleitet ihn als Segen oder Mangel durch sein ganzes Leben und Werden.” Auflösung der Familie - Ehescheidungen - freie Liebe bzw. „wilde Ehen”. - Weiter schreibt der Verfasser obengenannter Broschüre: „Insofern ein Staat durch seine Gesetzgebung dieser Auflösung seiner Fundamente Vorschub leistet, beschleunigt er seinen Untergang. Überall da, wo die verantwortlichen Organe eines Staates die Unantastbarkeit der Familie und ihrer Ordnungen gegen den Ansturm des Umsturzes nicht mehr zu schützen vermögen, erklären sie sich selbst außerstande, der wesentlichsten Aufgabe ihrer Verantwortlichkeit zu genügen.
Welche Obrigkeit könnte erwarten, von den Bürgern ihres Volkes geehrt zu werden und die Staatsgrenze geachtet zu sehen, wenn in diesem Volke Vater und Mutter nicht mehr geachtet und geehrt werden? Wie könnte man da Liebe und Aufopferung für das Vaterland erwarten, wo Liebe und Aufopferung für die erste und wahre Heimat des einzelnen, für seine Familie, sein Vaterhaus, erloschen ist? Wie könnte Zucht und Ordnung in einem Volke aufrechterhalten werden, dessen Glieder von ihrer Jugend auf den Eigenwillen und die Zuchtlosigkeit gegen Vater und Mutter an die Stelle von Ordnung und Zucht setzen durften?” Soweit von Viebahn.
Das Ziel des Ansturmes zeigt 2. Thess. 2,4. Materialistische Skepsis und wilde Genußsucht brechen die ideellen Kräfte und jedes geistige Interesse.
Von dem Pfeiler und der Grundfeste der Wahrheit: der Gemeinde des lebendigen Gottes, die gegründet ist auf dem Felsen Jesus Christus, steht geschrieben: „Die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen.” (Mt. 16,18) Nun zur eigentlichen Beantwortung der Frage in Ps. 11,3!
„Was tut dann der Gerechte?” Der durch den Glauben an den Herrn Jesus und Sein für uns vergossenes Blut versöhnte und gerechtfertigte Christ, wollen wir hinzusetzen. Was tut der Hausgenosse Gottes, der Himmelreichsbürger, der Fremdling hier unten gegenüber solchem Anstürmen des antichristlichen Geistes? Die Welt kann er nicht ändern, auch nicht bekehren, aber er zeugt für seinen HERRN und gegen das Böse. Überzeugen kann nur Gott durch Sein Wort und Seinen Geist. Was tut also der Gerechte als einzelner, als Familienhaupt, als Glied der Gemeinde, unter seinen Arbeitsgenossen in der Welt? Ps. 11,4 gibt uns zwei Antworten. Hab. 2,4 mit den drei neutestamentlichen Anführungen (Röm. 1,17; Gal. 3,11; Hebr. 10,38) beantwortet auch die gleiche Frage. Doch bleiben wir bei der Beantwortung aus dem Psalm 11.
- Antwort. Vers 4a: „Jehova ist in Seinem heiligen Palast (oder Tempel).”
- Antwort: Vers 4b: „Jehova - in den Himmeln ist Sein Thron!”
Zu 1:
a) Er ist droben in Seinem heiligen Tempel.
b) Er wohnt in unseren Herzen - unser Leib, der Tempel Seines Geistes.
Zu a: Der HERR, dem alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden, thront zur Rechten der Majestät in der Höhe. Vgl. Jes. 6 und Ps. 2. - Er, der Richter der ganzen Erde, der einst Sein Blut für uns, die Schuldigen, gab, verwendet Sich für uns, ist unser Hohepriester und Sachwalter, des Leibes Heiland und unser verherrlichtes Haupt. Was vermögen die Menschen gegen uns mit all ihren Listen? Vermag der HERR sie nicht aufzudecken? Satan hat begehrt uns zu sichten, aber der HERR in Seinem heiligen Tempel bittet für uns. (Lk. 22,31) Das Böse nimmt auf der Erde seinen Fortgang. Der Feind stürmt weiter und immer mehr gegen die Grundpfeiler an. Merkt der HERR es nicht, sieht und hört Er es nicht? Er, der uns liebt! „Seine Augen schauen (auf uns), Seine Augenlider prüfen die Menschenkinder”, Ps. 11,4 und 7: „Sein Angesicht schaut den Aufrichtigen an.” Sollte Er nicht jeden Anschlag unserer Feinde zunichte machen können und uns zu Seinem Preise durchhelfen in allen Nöten und Anstürmen!? Bald ist der Glaubenskampf zu Ende, und wir dürfen Ihn schauen, der gesagt hat: „Ich komme bald.” Der Blick auf Ihn droben in Seinem heiligen Palast bringt zur Ruhe auch vom eigenen Wirken-Wollen. Zu b: Er wohnt auch in unseren Herzen durch Seinen Geist und ist nach Seiner Verheißung da, wo zwei oder drei versammelt sind in Seinem Namen. (Mt. 18,20) Der in uns ist, ist größer als der, welcher in der Welt ist. (1. Joh. 4,4) Sein Heiliger Geist will uns leiten und den HERRN verherrlichen.
Was tut also der Gerechte nach der Antwort in Vers 4a?
„Aber Jehova ist in Seinem heiligen Palast - still (andere „schweige”) vor Ihm ganze Erde!” (Hab. 2,20) Liegt nicht gerade zunächst im Stillesein und Vertrauen unsere Stärke, weil Gott es so in Seinem Worte sagt und weil die Erfahrung aller Zeugen es bestätigt! Und doch wird uns meist nichts so schwer im Glaubenskampf wie das Stillesein im Bewußtsein: „Der HERR wird für uns streiten.” (Vgl. 2. Chr. 20,16.17 mit 2. Mose 14,14.) Nur wenn wir stille sind, können wir hören, was Gott uns zu sagen hat, kann Er uns von Fall zu Fall Seinen Willen kundtun, Seine Weisheit offenbaren. Darum: „Alles Fleisch schweige vor Jehova; denn Er hat Sich aufgemacht aus Seiner heiligen Wohnung.” (Sach. 2,13; vgl. 3. Mose 9,23 - 10,7 und 4. Mose 12)
Nur stille Leute gehorchen der zarten Stimme des Heiligen Geistes. (Apg. 5,32) Gehorsame Kinder Gottes haben dann, und nur dann, Vollmacht gegenüber den Versuchen, die Grundpfeiler unserer Familien umzureißen. Zucht von anderen verlangen kann nur, wer selbst in der Stille vor Gott an sich Zucht übt. Das Stehen vor Gott und Warten auf Seinen Befehl verlieh Elias die Autorität gegenüber dem Götzendiener Ahab. Wir erinnern uns der Stille eines Mose in Midian und des Paulus in Arabien. Daniel 2,12ff. gibt uns ein Beispiel für unser Handeln. Vers 12: Drohen des Feindes. Vers 16: Daniel erbittet Frist zur Stille. 2,17: Gebetsgemeinschaft. (Hebr. 4,16) Vers 19: Antwort Gottes. V. 20-23: Lobpreis Gottes; und in den folgenden Versen: Verherrlichung Gottes, Beugung der Feinde, Ehrung, Vollmacht Seines Knechtes Daniel.
Was tat der vollkommene Knecht Jehovas, der Gerechte in Seinem Erdenwandel? Suchte Er nicht vor jeder Entscheidung immer wieder die Stille im Gebet vor Gott? (Lk. 4,42; 5,16; 6,12; 9,28; 11,1; vgl. auch Jona 2,8) Wie handelte die urchristliche Gemeinde beim Anstürmen des Feindes? Sie geht in die Stille und legt Gott die Lage dar, wie der Wortlaut des gemeinsamen Gebets (Apg. 4,23-30) uns zeigt, und Er handelt zu Seinem Preise!
Auch im täglichen Familienverkehr sollten wir gewissermaßen naturnotwendig dahin kommen, bei jeder Frage unserer Hausgenossen erst einen Augenblick stille zu werden zum Aufnehmen der Verbindung in der vorliegenden Frage mit Dem, der uns gesetzt ist von Gott zur Weisheit, wie es z. B. in Neh. 2,4 geschildert ist. So werden die Gerechten Vollmacht haben auch in unseren Tagen durch Den, der auch heute bis ans Ziel in Seinem heiligen Tempel ist - nur so werden wir auszuharren vermögen, wenn die Anstürme sich noch steigern gegen die Grundpfeiler. „Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!” (1. Kor. 15,57)Wir kommen nun zur zweiten Antwort aus Psalm 11,4b: „Jehova, in den Himmeln ist Sein Thron!” Der Thron Gottes steht in Verbindung mit der Regierung Gottes. Gott handelt, wenn wir so sagen dürfen, nach gewissen Regierungsgrundsätzen, die Er uns geoffenbart hat, soweit wir sie wissen müssen. Das Zepter der Aufrichtigkeit ist das Zepter Seines Reiches. Der ewige Herrscher auf dem himmlischen Thron „lässt es dem Aufrichtigen gelingen” und „gibt den Demütigen Gnade”. (Spr. 2,7; 3,34 u. a.)
Der gegen die Grundpfeiler anstürmende Unglaube (dessen Stützen nach Hab. 2,4 Hochmut und Lüge sind) wird zuschanden, weil der Gerechte durch den Glauben lebt, dem König aller Könige dient, der ihm durch Aufrichtigkeit und Demut, die beiden Säulen des Glaubenshelden, den Sieg verleiht. Nur Wahrheit und Demut schaffen die Atmosphäre des Vertrauens im Kampf des Alltages. „Jehova hat in den Himmeln festgestellt Seinen Thron, und Sein Reich herrscht über alles!” (Ps. 103,19) „Der Himmel ist Sein Thron und die Erde der Schemel Seiner Füße!” (Jes. 66,1) Wird es etwas an den Regierungswegen Gottes ändern können, wenn der Mensch in seiner Verblendung sich auf dem Schemel Seiner Füße empören will? Diese Stelle wendet ja Stephanus in seiner Verteidigungsrede Apg. 7,49 an, und die Herzen der Hörer wurden durchbohrt (V. 54)
Schon eingangs wurde die Stelle erwähnt: „Gerechtigkeit und Gericht sind Deines Thrones Grundfeste.” Weil diese Grundfeste ewig bleibt und doch alle Menschen einmal vor diesem Thron erscheinen müssen (Off. 20), darum verließ der HERR der Herrlichkeit den Himmel, ließ Sich einen Leib bereiten, um in diesem Leibe der Niedrigkeit am Kreuze auf Golgatha vor dem Throne Gottes zu erscheinen. Dort hat Er das Gericht für uns erduldet, den Tod geschmeckt und die Gerechtigkeit für uns erworben. Jetzt thront Er zur Rechten der Majestät als die Gnade und Wahrheit in Person - vergleiche bitte Psalm 89,14.15 mit Joh 1,14.18.
Nicht mehr lange, geliebter Mitpilger, währt der Weg durch die Wüste! Bald hat das Anstürmen des antichristlichen Geistes ein Ende. Die Stunde ist nahe, da der Vater den Sohn senden wird, die Seinen einzuführen ins Vaterhaus.
Gepriesen sei der HERR! Auch die Zeit ist nahegerückt, da sich Ps. 2 erfüllen wird. Schon jetzt wissen wir bei aller Anmaßung der Menschen: „Der HERR, der im Himmel thront, lacht, der HERR spottet ihrer!” „Dein Thron steht fest von alters her, von Ewigkeit her bist Du!” „Saget unter den Nationen: Jehova regiert!, auch steht der Erdkreis fest, er wird nicht wanken. Er wird die Völker richten in Geradheit.” (Ps. 93,2 und 96,10) Was tut also der Gerechte nach Ps. 11,4b? Er wendet die Regierungsgrundsätze des Thrones Gottes auch in seiner Familie, an seiner verantwortlichen Stelle, an und stellt sich damit bewußt auf den Felsen der Treue Gottes, der uns in die Gemeinschaft berufen hat mit Seinem Sohne und auf den Felsboden des Wortes Gottes. Der HERR nennt solche Leute, die sich auf den von Gott gelegten Grund stützen (1. Kor. 3,11 und Mt. 7,24ff.) - „klug”. Was dann auch kommen mag: „Platzregen”, „Ströme”, „Winde”, wenn Gott es zuläßt; - wir zittern vielleicht, aber der „Fels der Ewigkeiten” wankt nicht.
Wenn wir so im Glauben wandeln, werden wir immer wieder, wie schon gesagt, erfahren: „Dem Demütigen gibt Gott Gnade, und dem Aufrichtigen lässt Er es gelingen!” Er schenkt uns dann zu Seinem Preise die Vollmacht zum Ausharren. „Seine Augen schauen, Seine Augenlider prüfen die Menschenkinder”. (Ps. 11,4) Er straft den Gesetzlosen (V. 5 u. 6). „Denn gerecht ist Jehova; Gerechtigkeiten liebt Er, Sein Angesicht schaut den Aufrichtigen an!” (V. 7)
Ist also der Vers 4 des Psalms im einzelnen und der ganze Psalm in allen Versen nicht eine klare Antwort auf die Frage in Psalm 11,3?!
Gepriesen sei der HERR für Sein unerschütterliches, ewiggültiges Wort!
Es ist wahr, Gott, der vollkommene Erzieher, muss uns erst mit unserer eigenen Kraft zuschanden werden lassen. Nur zerbrochene Leute können als Säulen in Familie und Gemeinde stehen inmitten des Sturmes unserer Tage. Nur zerschlagene Herzen - die Opfer Gottes - werden verstehen und immer besser verstehen wollen:
„Jehova ist in Seinem heiligen Tempel” = Gott ist Liebe!
„Jehova, in den Himmeln ist Sein Thron” = Gott ist Licht!
Dieser „feste Grund Gottes steht”- trotz aller Anstürme - „und hat dieses Siegel: Der HERR kennt, die Sein sind; und: jeder, der den Namen des HERRN nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit!” (2. Tim. 2,19)
A. v. W.
Antwort B
Über „das Warum” kann man weder dogmatisieren noch spekulieren, man kann nur eine Meinung oder einen Gedanken geben. Dürfen wir nicht vielleicht denken, dass der Heilige Geist uns durch diese „Frage ohne Antwort” dahin bringen möchte, ernst zu überlegen, ob ein solcher Fall wirklich möglich wäre? Denn wenn es in der Tat den Mächten der Finsternis oder menschlicher Verschlagenheit gelingen könnte, dann wäre es mit dem Gerechten aus, er könnte überhaupt nichts tun, sondern nur in die Verzweiflung versinken. Die Grundpfeiler oder Festen sind wohl nur in dem Herzen unseres allmächtigen Gottes befestigt, denn es steht geschrieben. „Der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel” usw. (2. Tim. 2,19) „Dinge, die erschüttert werden können, werden erschüttert werden, auf dass die, welche nicht erschüttert werden, bleiben” (Hebr. 12,27); und „wir haben ein unerschütterliches Reich empfangen”. (V. 28)
Wie schrecklich und unsicher wäre es, wenn die kleinste Möglichkeit vorhanden wäre, dass die Grundpfeiler umgerissen werden könnten! Doch das ist ausgeschlossen, denn Jehova Selbst bezeugt: „Siehe, Ich gründe einen Stein in Zion, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, aufs festeste gegründet.” (Jes. 28,16) Könnten überhaupt die Grundpfeiler oder Grundfesten, die Gott gegründet hat - so fragen wir wieder - umgerissen oder umgestoßen werden? Diese unbeantwortete Frage von Ps. 11,3 ist also eine Stärkung des Glaubens und der Zuversicht. Ebenso wie es unmöglich war, dass der Feind über den HERRN siegen konnte, so ist es völlig ausgeschlossen, dass das Fundament Gottes ins Wanken gebracht werden könnte. Hat etwa die absurde Entwicklungstheorie einen allerkleinsten Riß in Gottes Grundpfeilern verursacht? Hat irgendeine andere gottlose Vermutung das geringste Stückchen von dem ewigen unbeweglichen Felsen abgeschnitzelt? „Der, welcher im Himmel thront, lacht, der HERR spottet ihrer.” (Ps. 2,4) Leichter wäre es, mit einem Bombardement von gekochten Erbsen den Felsen von Gibraltar zu pulverisieren, als Gottes Gnade umzustoßen!
Es ist also nicht notwendig für uns zu wissen, was wir in einem Falle tun sollen, der in Wirklichkeit gar nicht - Gott sei Preis! - vorkommen kann!
F. Btch.
Bemerkungen des Schriftleiters
Wie kostbar sind diese Antworten, wie geradezu lieblich zu lesen, nicht wahr?! Mahnend und tröstlich zugleich! Und zwar beide, obwohl sie in scharfem Gegensatz zueinander zu stehen scheinen. Aber wirklich, es - scheint nur so! Täten sie es wirklich, so hätte ich sie wohl nicht beide aufgenommen. Doch glaube ich im Sinne der teuren Mitarbeiter zu handeln, wenn ich z. B. auch Antwort B mit aufnehme, gerade weil sie so passend ist zur Ergänzung der Antwort A. Also kein Gegensatz ist da, sind doch sogar zum Teil die gleichen Bibelstellen mit angeführt worden für ähnliche Bezeugungen!
Aber zeigt Antwort A nicht, wie sehr die Grundfesten, wie schonungslos die Grundpfeiler umgerissen werden, und sagt demgegenüber nicht Antwort B, dass dies nimmermehr möglich sei - führt letztere nicht gar einen Vergleich an, der an den biblischen von dem „Kamel und Nadelöhr” erinnert, um die Unmöglichkeit des Umreißens der Grundpfeiler darzutun?! Ja - jedoch diese Tatsache ist auch unserem geliebten Mitarbeiter, der uns Antwort A beschert hat, nicht fremd. Wie könnte sie auch!
Warum rede ich so lang und breit hierüber? Um die Leser zu „beruhigen”? Das täte wohl nicht nötig! Aber um wieder einmal zu betonen, wie unumgänglich wichtig es ist, die verschiedenen Gesichtspunkte zu beachten, von denen aus man die gleiche Sache betrachten kann, betrachten muß. Antwort A sieht die Frage von Ps. 11,3 an von dem Gesichtspunkt aus, dass dem Menschen gleichsam die Grundpfeiler, die Grundlagen - z. B. des Staats (und das ist sicher in diesem Psalm ein Hauptgedanke!) - anvertraut worden sind, dass sie seiner Verantwortung anheim gefallen sind, und was macht er damit? Genau das gleiche, was er mit allem, was Gott ihm anvertraut hat, macht: Er zerstörte, er wirft's durcheinander, verführt von dem großen „Durcheinanderwerfer ”, dem Teufel (diabolos = [wörtl.] der „Durcheinanderwerfer”!), er macht zunichte, was Gott herrlich machte; er tat's schon im Paradiese, hat er doch, eben der Verführung der Schlange erlegen, jene wichtigste Grundbasis von allem, den Unterschied zwischen Licht und Finsternis, gründlich durcheinandergeworfen, woran er noch heute arbeitet mit in letzter Zeit mehr Erfolg denn je! Hierfür nur ein Beispiel: Da ist die „Gottlosenbewegung” -und da ist die Bekämpfung derselben! Ist letztere etwa nicht gut? O ja, nur dass sie zuallerallermeist von solchen Kreisen ausgeht, die in ihren Reihen die Gottlosigkeit, d. h. die im Sinne der Schrift (vgl. Eph. 2,12f. u. a.), geradezu künstlich züchten, nämlich von den sogenannten „Kirchlichen”! Es sind die kirchlichen Systeme, in denen falsche Toleranz gepredigt wird, in der neben wenigen gläubigen eine Unzahl ungläubige und zum Teil sogar die Gottessohnschaft Christi usw. leugnende „zum Predigtamt rite ordinierte” kirchliche Angestellte Dienst tun, durch welche die leichtgläubigen Menschen irregeführt werden, werden doch sogar schon die kleinen Kinder, die doch noch gar nicht glauben können, zu „Christen” gemacht mittels der ewig schriftwidrigen Säuglingstaufe usw. usw. ...! Alle diese armen Irregeleiteten werden ja nicht etwa „zu Gott gebracht”, sondern von Ihm weiter und weiter ab, sie sind ohnehin von Natur „los von Gott” und kommen auch nicht zu Gott, weil man ihnen die biblische Bekehrungspredigt vorenthält und sie mit Steinen füttert statt mit Brot ...! Und solche unbiblischen Kreise glauben die Gottlosenbewegung unterdrücken zu können?!! Da ist Vermischung von Licht und Finsternis, da ist Umreißen der Grundpfeiler göttlicher, ewiger Grundsätze! Und was tut da der Gerechte? Antwort A sagt sehr schön: Er geht in die Stille, er betet, fleht, wandelt im Glauben usw. Sicher, das tut er, wenn es recht um ihn steht. Aber noch eins zu tun ist seine Aufgabe, und das gehört mit zum Wandel im Glauben: Eph. 5,11 mit 2. Kor.6,14-18! Gewiß geht dies eben Gesagte über den Rahmen von Antwort A über Ps. 11 etwas hinaus, aber nur weil ich die Grundpfeiler noch allgemeiner fasse als jene Antwort. Sie sind für mich alles, was Gott als Grundlagen Seines ewigen Reiches gegeben hat. - Aber genug davon; ich wollte nur zeigen, wie unter irdischem Gesichtswinkel gesehen alles, was dem Menschen anvertraut wird, eingerissen, umgestoßen wird!
Und dagegen Antwort B? Hier wird alles nur von göttlichen, ewigen Gesichtspunkten aus gesehen, und da ist uns klar gesagt in kürzesten Ausdrücken: Unmöglich können Gottes Grundpfeiler erschüttert werden! Nein, mag die Menschheit, mag der Teufel dran rütteln und sich einbilden, Gott absetzen und die Säulen Seines heiligen Tempels umstoßen zu können - nichts wird ihm gelingen! Ja, wahrlich: „Ein unerschütterliches Reich” ist unser. (Hebr. 12,28) Und was tut da der Gerechte, wenn er die vom göttlichen Gesichtspunkt ohnmächtige Wut des Feindes sieht? Was bleibt ihm zu tun? Er betet an! Aber auch ein Wandel nach Hebr. 12,28b! Dieses zur Ergänzung zu beiden Antworten hinzuzufügen lag mir am Herzen. Möge es mit zur Klärung dienen!
Darüber hinaus nur noch die kurze Bemerkung, dass auch übersetzt werden kann, wie einige Übersetzungen (z. B. von Eß) ähnlich tun: „Werden die Grundpfeiler (des Staates, nach dem Zusammenhang) umgerissen - was kann („könnte”) da der Gerechte wohl ausrichten?” So dass er sich soweit wie möglich von allen denen, die dies Zerstörungswerk leisten, fern halten sollte! Bei dieser Bedeutung wäre es leicht, eine Verbindungslinie zu ziehen zu Röm. 13,1ff. und Tit. 3,1ff.; 1. Petri 2,13ff., wodurch uns, den Gerechten, u. a. zur Pflicht gemacht wird, uns nicht an gegen die gottgegebene Obrigkeit gerichteten Handlungen zu beteiligen. Ich habe aber nicht mehr den Raum, diese Deutung weiter auszuführen, ich lege sie nur zur Prüfung mit vor. (Heute zeitgemäß!)
Der HERR wolle obige Antworten benutzen, uns durch dieselben - ja mehr: - durch Sein Wort Licht zu geben für den irdisch gefahrvollen und doch von Gott aus so sicheren Pfad des Glaubens, den wir zu pilgern haben, bis Er kommt! (Ps. 119,105)
Was tut der Gerechte? „Der Gerechte wird aus Glauben leben!” (Hebr. 10,38)
F K.