Wen betreffen die Gerichte in Offenbarung 14?

Handelt es sich in Offenbarung 14,13–20 nicht ausschließlich um das Gericht über die Nationen? In welchem Zusammenhang steht dieses Gericht mit dem Volk Israel?

In diesem Kapitel ist sowohl von den Nationen als von Israel (bzw. Juda und Jerusalem) die Rede. Verse 1 bis 5 zeigen den gläubigen Überrest aus Juda, Verse 6 bis 16 beziehen sich auf die Nationen und Verse 17 bis 20 auf das abtrünnige Juda.

Israel wird in der ganzen Bibel von den Nationen stets scharf unterschieden. Als von Gott für sich auserwählt, bleibt Israel für immer abgesondert, obwohl es heute unter die Nationen zerstreut ist. Gott rechnet es nicht unter dieselben, darum ließ Gott auch nicht zu, dass es sich mit denselben vermische. Zwar war die Gefahr hierzu immer vorhanden, hatte aber sehr zugenommen, und das ist wohl mit ein Grund, dass Gott die furchtbaren Judenverfolgungen zuließ, um diese Vermengung zu verhindern. Israel nimmt von Anfang bis zum Ende der Heiligen Schrift seine ihm eigene Stellung ein und daher haben wir hier zwei Bilder des Gerichts: Ernte und Weinlese.

Die Ernte in den Versen 14 bis 16 betrifft sehr deutlich erkennbar die Nationen der Erde, unter Ausschluss des Volkes Israel (vgl. Joel 4,11-14). Es ist das gleiche Gericht von dem wir in Matthäus 13 lesen. Dort wird uns gesagt: "Der Acker ist die Welt" (Vers 38). Nun ist die Ernte "überreif geworden" (Off 14,15); dementsprechend wird das Gericht sein.

In den Versen 17 bis 20 finden wir das Gericht über den Weinstock, "die Weinlese". Der Weinstock wird öfters als Symbol auf Israel angewendet (vgl. Jes 5,1-7; Ps 80,9-12; Mt 21,33-41). Das Gericht betrifft hier Juda und Jerusalem. In Vers 20 werden darum auch Stadt und Land der Juden angedeutet. Während bei der "Ernte" noch Gerechte ausgesondert werden, welche verschont bleiben, ist hier das Gericht ein totales, denn der gläubige Überrest ist durch die "Versiegelung" (Off 7) schon früher ausgeschieden worden. Nichts und niemand wird dem Zorn Gottes entgehen.


Beantwortet von: Adolf Küpfer
Quelle: A. Küpfer - 700 Fragen und Antworten, Frage Nr. 451