Welches Kommen meint Jesus in Matth. 16,28 und Joh. 21,22?

Welches Kommen meint Jesus in Matth. 16,28 und Joh. 21,22?

Antwort A

Ich dachte, Mt. 26,64 könnte da etwa Aufschluß geben, welches Kommen Jesus in Mt. 16,28 meint. Es ist also nicht das Kommen Jesu gemeint, auf das wir noch warten, sondern das Kommen Seiner Herrschaft vom Himmel her.

In Joh. 21,22 aber meint der HERR das Kommen, das auch wir noch erwarten. Nicht sagt ja der HERR, dass Johannes soll bis dahin leben bleiben. Er will offenbar nur sagen, dass es in Jesu Macht liege, wie lange Er einen Seiner Jünger auf dieser Erde behalten wolle, und daß, wenn Er wolle, Er auch die Macht habe, ihn zu bewahren bis an jenen Tag.
K. E.

Antwort B

In Mt. 16,28 zeigen die zwei Ausdrücke „Sohn des Menschen” und „in Seinem Reiche”, dass es sich um ein Kommen für die Erde handelt; dieses Kommen ist die besondere Erwartung des Volkes Israel, aber auch der ganzen Schöpfung (Römer 8,19-22; 2.Thess. 1,7-10).
Einige Worte über den Zusammenhang, in welchem wir gleichsam die Vorgeschichte zum 28. Vers finden.

In Kap. 16,13-20 sehen wir festgestellt, dass Jesus „der Christus sei”, der Gesalbte, der König (Ps. 2,6), was wir für diese Betrachtung vor Augen behalten wollen. „Von der Zeit an” (Vers 21), das deutet den Anfang eines neuen Zeitabschnittes an, „begann Jesus ... zu zeigen, dass er ... vieles leiden, und getötet und ... auferweckt werden müsse”, also die Verwerfung des Königs; (vergl. Dan. 9,26a). - Im Verse 22, durch das Verhalten des Petrus, wird der Zustand des jüdischen Volkes geoffenbart, welches durch die Propheten die Notwendigkeit des Leidens Christi hätte wissen können, sie aber nicht verstand und noch nicht versteht (Lk. 24,7.25.26.44-46); Römer 10,14-21); in den letzten Zeiten wird dieses Volk wie auch die anderen Nationen vom Satan durch dessen Werkzeuge den Fürsten und den Antichristen völlig beherrscht werden (Dan. 9,26b; 11,32a.36-39; 2. Thess, 2,3-4.9; Off. 13,11-18). (Die Verse 24-26 sind ein Hinweis auf die große Drangsal von Dan. 11,33-35; 12,1; Sach. 13,9; Off. 13,15.) Dieselbe wird durch die Erscheinung des Sohnes des Menschen beendigt, der durch das Gericht alles in Ordnung bringt und die die Erde betreffenden Verheißungen erfüllt (Sach. 14,3.12ff.; 2. Thess. 2,8; Dan. 12,1-3; Mal. 4,1-3; Off. 19,20 - 20,6). Merken wir hier, daß, während in den im Alten Testament angeführten Stellen die Rede von dem Kommen für Israel ist, im Neuen Testament dieses Kommen den ganzen Erdkreis betrifft, welches mit Seinem Namen „Sohn des Menschen” übereinstimmt.

Das im Verse 28 Gesagte wurde „nach sechs Tagen” in einer Gesichts-Erscheinung vor den Augen von drei Jüngern erfüllt (Mt. 17,1-9). Der HERR wurde umgestaltet, und es erschienen und unterredeten sich mit ihm Moses und Elias. Moses, als erster, kündigte den Messias an (5. Mose 18,15.18). Elias erscheint unmittelbar vor Seinem Kommen als Letzter. (Mal. 4,5. Vergl. auch Frage 12, Seite 38 der „Gegens. Handr.” 1913.) Ihre Erscheinung mit dem HERRN „nach sechs Tagen” zeigt die Zeit der vollkommenen Vollendung aller Weissagungen, die in diese Zeitperiode fallen, vom Anfang (Moses) bis zum Ende (Elias) an. Dies geschah, oder besser, wird geschehen am Ende der 70. Woche von Dan. 9,24.

In Joh. 21,22 aber darf man wohl annehmen, dass die Rede vom Kommen des HERRN zur Entrückung der Kinder Gottes ist; dies stimmt auch mit dem Charakter dieses Evangeliums überein. In demselben findet man die Offenbarung „des Vaters” durch „den Sohn”. Der Titel „Brüder” (Vers 23) enthält das durch den Tod und die Auferstehung des HERRN gebildete neue Band der Verwandtschaft mit dem Vater (11,52; 20,17). Was ist aber die Erwartung der Brüder? Sicher nicht die Wiederherstellung des Reiches für Israel, denn inmitten dieses Volkes waren sie nun Fremdlinge. Ihr Weg geht jetzt gen Himmel, wohin der HERR ging. Sie erwarten nichts anderes als die Erfüllung von Joh. 14,3: „Ich komme wieder und werde euch zu Mir nehmen”, Obwohl der Tod in Joh. 21,22.23 nicht ausgeschlossen ist, wird doch gezeigt, daß, wenn der HERR will, wir nicht durch den Tod zu gehen brauchen (1. Kor. 15,51); dagegen zeigen die Worte in Mt. 16,28den Tod nicht schmecken, bis”, - dass der Tod bleibt für die „etlichen”, die diese Verheißung erhielten.

Bruder! Wir, die wir solche Hoffnung haben, lassen wir, ich und Du, die baldige Wiederkunft unseres HERRN unser Handeln und Tun beeinflussen! lasst uns in Ihm bleiben, auf dass wir nicht beschämt werden bei Seiner Ankunft (1. Joh. 2,28). Diese Erwartung ist nicht nur ein Zustand, sondern eine Tätigkeit (1. Thess. 1,10; Phil. 2,12-16; Off. 22,11b). Möchten wir in Aufrichtigkeit des Herzens sagen dürfen: „HErr, Du weißt alles, Du erkennst, dass ich Dich liebe habe” und „Ja, komm, Herr Jesus!
R. W. D.

Anmerkung des Herausgebers

Wir sind hocherfreut über diese klaren Darlegungen, möchten sie vielen dienen. besonders auch denen, die noch leicht geneigt sind, alles, was von dem Kommen des HERRN gesagt ist, auf denselben Zeitpunkt zu beziehen. Herrliche Dinge liegen vor denen, die zu Seiner Gemeinde gehören, aber auch Israel hat Großes zu erwarten, wenn erst die Gemeinde entrückt ist zu Christo! Um so mehr sollten wir Gläubigen der Jetztzeit uns sehnen nach dem HERRN, damit Er Seine Pläne bald durchführen kann, die Er mit uns und mit Israel und der Welt hat!


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 2 (1914)