Welchen Platz nimmt das Gericht der Lebendigen in der Offenbarung ein?

Welchen Platz nimmt das Gericht der Lebendigen in Matth. 25,31-46 in der Offenbarung ein?

Antwort A

Diesen Ereignis geht Off. 19,11-21 vorauf. Dann wird der HERR auf dem Throne Seiner Herrlichkeit sitzen und alle Nationen werden vor Ihm versammelt werden. Dieses alles wird sich auf Erden vollziehen und ohne Zweifel in Jerusalem bei Beginn des 1000-jährigen Reiches. Auch ist wohl anzunehmen, dass nicht alle Nationen auf einmal vor Ihm erscheinen werden.

In der Offenbarung finden wir dieses Gericht nicht buchstäblich beschrieben. In Kap. 20,4 lesen wir, dass Throne gesehen werden, und die darauf saßen, denen wurde gegeben Gericht zu halten und zu herrschen mit Ihm 1000 Jahre. In diesen Worten dürfte man es finden. Es scheint danach, dass der HERR auch bei diesem Gericht Mitgenossen, Mitrichter hat. Man vergleiche Mt. 19,28; 1. Kor. 6,2.3. Wir finden nicht jedes zukünftige Ereignis in der Offenbarung beschrieben. Z. B. von der Entrückung berichtet sie nichts. Wir finden nur die vollzogene Tatsache in Off. 4 u 5. Dagegen wird uns die Entrückung in 1. Thess. 4 beschrieben wie auch 1. Kor. 15,51.52. So spricht Mt. 25,31-46 ausführlich von dem Gericht der lebenden Nationen, während die Offenbarung es in Kap. 20,4 nur andeutet.
F. B.

Antwort B

In Mt. 25,31-40 sehen wir das Teil der Gerechten und in den Versen 41-46 das Teil der Gottlosen.
Nachdem der Herr Jesus als Sohn des Menschen vom Himmel herabgekommen ist, wird Er Sich als König auf den Thron der Herrlichkeit setzen. (Mt. 25,31-34.) Alsdann wird das Gericht der lebenden Nationen oder Völker beginnen. (Dieses Gericht der Lebendigen ist nicht zu verwechseln mit dem Gericht der Toten in Off. 20.)

Hier in Mt. 25 handelt es sich um die bei der Wiederkunft des HERRN lebenden Völker auf Erden. Diese scheidet der HERR in Schafe und Böcke, die einen nennt Er „Gesegnete” und „Gerechte”, die anderen „Verfluchte”. Die Gesegneten gehen ein in das Reich (1000-jährige Reich), die Verfluchten in die ewige Pein.
Nicht um die Gemeinde, die Braut, handelt es sich hierbei, diese ist schon zuvor in den Himmel entrückt. Sie wird ihren HERRN als den König Israels bei Seiner Herabkunft zum Gericht begleiten und dabei zugegen sein. (1. Kor. 6,2; Off. 19,14.) Dieses Gericht der Lebendigen steht dem Gericht der Toten gegenüber. Dieses letztere findet viel später - nach dem 1000-jährigen Reiche - statt, wenn die Welt ihr Ende gefunden hat, also Himmel und Erde aufgelöst sind. (Off. 20,11.)
Vielfach werden diese beiden Gerichte, das über die lebenden Völker (Mt. 25,31-46) und das Endgericht über die Toten (Off. 20,11-15) miteinander verwechselt.
In Off. 20,11-15 sehen wir den „großen weißen Thron”, Bücher werden aufgetan, und die Toten werden nach dem gerichtet, was in den Büchern geschrieben ist, nach ihren Werken. Alle, von Anbeginn der Geschichte an, müssen erscheinen. Es heißt: „Das Meer gab die Toten, die in ihm waren, und der Tod und der Hades gaben die Toten, die in ihnen waren.” Kein Toter bleibt zurück.

Während es sich hier (Off. 20) um das Gericht der Toten handelt, bei dem kein Lebendiger zugegen ist (und wie könnte auch ein Lebendiger dabei sein, da Himmel und Erde schon vergangen sind), handelt es sich in Mt. 25 um das Gericht der Lebendigen, und kein Toter ist dabei zugegen. - Die Toten werden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben steht, nach ihren Werken; die Lebendigen dagegen werden gerichtet gemäß ihrer Stellungnahme zu denen, die der HERR „Seine Brüder” und „die Geringsten” nennt.

Diese Seine Brüder” (V. 40 u. 45) sind die, welche nach der Entrückung der Gemeinde das Evangelium des Reiches predigen, und in der Aufnahme oder Verwerfung dieser offenbarte eben jeder die Aufnahme oder Verwerfung Christi.
Wohl uns, wenn wir über die Gerichte hinausblicken dürfen auf Ihn, den kommenden HERRN, der für uns im Gericht war und uns damit eine ewige Herrlichkeit erworben hat.
Ph. W.

Antwort C

Zur Beantwortung dieser Frage ist es wichtig, sich über Mt. 25 und die Endgerichte der Offenbarung klar zu werden.
In Mt. 24 u. 25 antwortet der HERR Seinen Jüngern auf die Frage: „Wann wird dieses sein, und was ist das Zeichen Deiner Ankunft und der Vollendung des Zeitalters?” (Vers 3.) Es ist das jüdische Zeitalter gemeint. Von der Gemeinde war den Jüngern noch nichts bekannt (siehe Antwort auf Frage 14, 1917). Der HERR teilt Seinen Jüngern mit:

1. Auf der Erde werden Kriege, Hungersnöte, Seuchen und Erdbeben sein. Die Juden werden gehaßt und verfolgt werden, falsche Propheten werden aufstehen. Und - „dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis” (24,14); Kap. 24,1-28.

2. Christus, der Sohn des Menschen, wird auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit erscheinen, und Er wird durch Seine Auserwählten den Überrest aus Israel von den Enden der Erde versammeln. (24,29-31).

3. Dann redet der HERR von Seinen Knechten, ihrem Verhalten während Seiner Abwesenheit und ihrer Belohnung in den Gleichnissen vom Feigenbaum, von den zehn Jungfrauen und von den anvertrauten Talenten (Kap. 24,32 - 25,30).

4. Von Vers 31-46 in Kapitel 25 kündigt der Herr das Gericht der Nationen bei Seiner Wiederkunft in Herrlichkeit an. Beachten wir, es ist das Gericht über die Lebenden, nicht über die Toten. Das Gericht geschieht nach dem Verhalten der Völker zu Seinen Brüdern, den Juden. Drei Klassen werden unterschieden: Schafe, Böcke und Brüder. Die Einen werden gerettet, die Anderen gehen in die ewige Pein.Vergegenwärtigen wir uns nun die Ereignisse von Offenbarung 19 u. 20.

Das 19. Kapitel beginnt mit den vier Hallelujas der verherrlichten Heiligen (1-6); hierauf heißt es in Vers 7: „Die Hochzeit des Lammes ist gekommen”.
Mit Vers 11 beginnt alsdann das zweite Kommen des HERRN in Herrlichkeit (Mt. 24,30 u. 25,31). Christus kommt auf weißem Pferde aus dem geöffneten Himmel, auf dass Er die „Nationen schlage” (Vers 15). Das Tier, die Könige der Erde und ihre Heere versammeln sich, um mit Ihm Krieg zu führen; aber das Ergebnis ist das endgültige Gericht über das Tier (Vers 19), den falschen Propheten (Vers 20) (siehe auch 13,1 u. 13,11-17) und die Könige der Erde (Vers 21).

Am Anfang des 20. Kapitels wird uns dann mitgeteilt, dass Satan, die alte Schlange, tausend Jahre gebunden wird (Vers 1-3). Nachdem der Abgrund über ihm verschlossen ist, beginnt das Tausendjährige Reich, an dessen Anfang die erste Auferstehung ihren Abschluß findet. Niemand, der verloren geht, nimmt daran teil. Die Unerlösten werden nicht anferweckt, sondern nehmen nach dem Tausendjährigen Reich an dem Gericht der Toten teil (Vers 11-16).

Nach dem Tausendjährigen Reich werden Satan und seine Mitgefangenen losgelassen. Der Teufel verführt die Nationen wiederum. Aber Christus richtet den Gog und den Magog (Vers 9), Satan (Vers 10) und die Toten vor dem großen weißen Thron (11-16). Dies ist das Endgericht, das Gericht der Toten, von dem aber in Mt. 25 keine Rede ist. Es ist also klar, dass das Gericht der Nationen in der Offenbarung nicht erwähnt ist, wie andererseits das Gericht der Toten im Mt.-Evangelium nicht zu finden ist. Das Gericht in Mt. 25 als das Jüngste Gericht zu bezeichnen ist unrichtig und irreführend. Das Matthäusevangelium berichtet von dem Messias und Seiner Verwerfung von seiten der Juden bei Seinem Kommen in Knechtsgestalt; ferner im 25. Kapitel von der Wiederkehr des Messias in Herrlichkeit, wobei Er die Nationen nach ihrem Verhalten zu dem gläubigen Überrest der Juden richten wird. Die Offenbarung erzählt uns hiervon nichts, da sie den ganzen Verlauf der großen Ereignisse bis zur endgültigen Beseitigung des Bösen, Satans, und seiner Anhänger berichtet. Es scheint mir, dass das Gericht der Nationen (Mt. 25) nach dem Gericht über das Tier, den falsche Propheten und die Könige der Erde stattfindet; also am Ende des 19. Kapitels.

Stellen wir nun, soweit wir das bis heute erkennen, die Ereignisse der letzten Zeit, des „Tages des HERRN”, zusammen, so erhalten wir folgende Ordnung:

1. Die Wiederkunft des HERRN in Herrlichkeit (Mt. 24,29.30; Off. 19,11).

2. Das Tier und der falsche Prophet werden in den Feuersee geworfen; die Könige der Erde und ihre Heere verfallen dem Gericht (Off. 19,11-21).

3. Das Gericht über die Nationen (Mt. 25,31-46; Sach. 14,1-9).

4. Der Abschluß der ersten Auferstehung und das Tausendjährige Reich
(Off. 20,4-6).

5. Die satanische Empörung und ihr Enden (Off. 20,7-10).

6. Die zweite Auferstehung, die Auferstehung der Toten und das Endgericht
(Off. 20,11-15).

7. Der Tag Gottes, nachdem die Erde verbrannt ist durch Feuer (2. Petr. 3,1;
Off. 21,1).

Wir möchten nicht verfehlen, den Gläubigen das aufmerksame Lesen und Sichversenken in die Offenbarung zu empfehlen. Wir nähern uns der Endzeit. Der gegenwärtige Weltkrieg bringt Entscheidungen, an die wir noch vor wenigen Jahren nicht gedacht haben. Die finstere Stunde der Mitternacht wird bald dem Morgenrot des Tages des Herrn weichen mussen.
C. S.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 5 (1917)