Was will Paulus mit 1. Thess.2,7b sagen?

Was will Paulus mit 1. Thess.2,7b sagen?

Antwort

Er will, soweit ich verstehe, den Thessalonichern seine ungeheuchelte, uneigennützige Liebe bezeugen (V. 5!) und bedient sich dabei eines überaus rührenden Bildes. Und zwar, meint er, hätten alle Gelegenheit gehabt, ihn in seiner zarten Hingabe kennen zu lernen, denn er sei mitten unter ihnen gewesen, so dass alle ihn beobachten konnten. Er vergleicht sich in seinen Liebesäußerungen mit einer Amme, die ihre eigenen (so wörtlich, was viel deutlicher ist als die Luther-Übers.) Kinder pflegt, nährt oder wärmt. In der Tat, das ist eine besondere Liebe! Eine Amme wird zum Aufziehen fremder Säuglinge geholt, und sie gibt ihnen ihre Kraft; aber wenn sie selber Kinder hat, so genießen diese eine ganz andere Liebe und Hingabe, als die fremden je beanspruchen können. So glaube ich diese Stelle auffassen zu sollen, wodurch wir besser als durch irgend ein anderes Bild die zarte Fürsorge des Apostels für die geistlichen Kinder, die Gott ihm schenkte, für die Gemeinden, die er gründen durfte, erkennen können. Dazu paßt dann auch Vers 8, der von dem sehnlichen Liebesverlangen handelt, das den Apostel trieb, nicht nur das Evangelium, sondern - wie eine säugende Mutter oft ihre eigene Lebenskraft bis zum äußersten ihren Lieblingen opfert - auch sein eigenes Leben ihnen mitzuteilen, wie Vers 9 es darstellt. Welche Hingabe! Welches Opfer der Liebe!

Wenn wir nun bedenken, dass kein Ausdruck der Schrift lediglich aus dem Herzen der Schreiber geflossen ist, sondern vielmehr letzten Endes durch den Heiligen Geist gewirkt, hervorgerufen und in Buchstaben und Worte geprägt ist, und dass dieser alles von dem Seinen, d. h. dem des HERRN Selbst nimmt (Joh. 16,14.15; vgl. 5,39), so haben wir auch in dieser apostolischen Stelle eine Beschreibung der über alles hinausgehenden, alles, was wir erbitten oder erdenken können, weit übersteigenden Liebe des Christus, der Sich Selbst gab für uns, die Bluterkauften Seinen. Wenn wir das betrachten - welch ein Feld anbetender Bewunderung erschließt sich uns da! Ich möchte da zum Vergleich hinweisen auf die Stelle aus Hebr. 2,13: „Siehe, Ich und die Kinder, welche Gott Mir gegeben hat!” und dann die folgenden Verse! - Wie sehr sind wir geliebt, geliebt schon von treuen „Menschen Gottes”, geliebt aber vielmehr von Ihm Selbst, der an unseren Platz kam, uns zu retten und für ewig an Sein und des Vaters Herz zu bringen!

lasst uns Seine Liebe mehr bewundern und sie mit unserer, wenn auch schwachen, so doch geistgewirkten hingebenden Gegenliebe beantworten in Tat und Wahrheit!
F. K.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 10 (1925)