Ich glaube, dass sich jeder Christ diese Frage im Laufe seines Lebens stellt. Wenn wir die Bibel zurate ziehen, finden wir diesbezüglich keine direkte Antwort. Wir stoßen allerdings auf viele verschiedene Bibelstellen, die uns zeigen, wer und wie Gott ist. So heißt es zum Beispiel, dass Gott gerecht ist: «Er ist der Fels; vollkommen ist sein Tun; ja, alle seine Wege sind gerecht. Ein Gott der Treue und ohne Falsch, gerecht und aufrichtig ist er» (5.Mo 32,4). So ist Gott. «Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte» (Ps 103,8). Dazu sagt uns die Bibel auch, dass Gott nicht will, dass auch nur ein Einziger verloren gehe. «Meinst du, dass ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht Gott der HERR, und nicht vielmehr daran, dass er sich bekehrt von seinen Wegen und am Leben bleibt?» (Hes 18,23). Diese Aussage wird im Neuen Testament wiederholt: «… welcher will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen» (1.Tim 2,4).
Gott will das Heil aller Menschen. Dafür gab er auch Seinen Sohn. «Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben» (Joh 3,16). Dieser Sohn hat unsere Schuld auf sich genommen und dafür bezahlt! Nun liegt die Entscheidung bei uns. Was machen wir mit diesem Angebot?
Mir ist bewusst, dass mit diesen Ausführungen die gestellte Frage noch nicht beantwortet ist. Eine mögliche Antwort, so meine ich, ist in Hiob 33,14-29 zu finden: «Denn auf eine Weise redet Gott und auf eine zweite; nur beachtet man´s nicht. Im Traum, im Nachtgesicht, wenn der Schlaf auf die Menschen fällt, wenn sie schlafen auf dem Bett, da öffnet er das Ohr der Menschen und schreckt sie auf und warnt sie, damit er den Menschen von seinem Vorhaben abwende und von ihm die Hoffart tilge und bewahre seine Seele vor dem Verderben und sein Leben vor des Todes Geschoß. Auch warnt er ihn durch Schmerzen auf seinem Bett und durch heftigen Kampf in seinen Gliedern und richtet ihm sein Leben so zu, dass ihm vor der Speise ekelt, und seine Seele, dass sie nicht Lust hat zu essen. Sein Fleisch schwindet dahin, dass man´s nicht ansehen kann, und seine Knochen stehen heraus, dass man lieber wegsieht; so nähert er sich der Grube und sein Leben den Toten. Kommt dann zu ihm ein Engel, ein Mittler, einer aus tausend, kundzutun dem Menschen, was für ihn recht ist, so wird er ihm gnädig sein und sagen: ‹Erlöse ihn, dass er nicht hinunterfahre zu den Toten; denn ich habe ein Lösegeld gefunden. Sein Fleisch blühe wieder wie in der Jugend, und er soll wieder jung werden.› Er wird Gott bitten und der wird ihm Gnade erweisen und wird ihn sein Antlitz sehen lassen mit Freuden und wird dem Menschen seine Gerechtigkeit zurückgeben. Er wird vor den Leuten lobsingen und sagen: ‹Ich hatte gesündigt und das Recht verkehrt, aber es ist mir nicht vergolten worden. Gott hat mich erlöst, dass ich nicht hinfahre zu den Toten, sondern mein Leben das Licht sieht.› Siehe, das alles tut Gott zwei- oder dreimal mit einem jeden …»
Dort, wo Menschen noch nie etwas von Gottes Evangelium gehört haben, dort, wo noch nie die frohe Botschaft verkündigt wurde, so denke ich, hat Gott auch Mittel und Wege, Menschen zu begegnen. Denn Gott will, dass allen Menschen geholfen wird. Er ist gerecht und voller Güte. Und so müssen wir unsere diesbezüglichen Fragen einfach ein Stück weit stehen lassen, ja Ihm überlassen, denn Er macht keine Fehler!
Doch die eigentliche Frage, die sich bei diesem Thema stellt, ist: Was tun wir, um all die Menschen, die noch nie mit dem Evangelium erreicht wurden, zu erreichen? Der Auftrag Gottes ist eindeutig: «Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes» (Mt 28,19). Leider zerbrechen sich viele Christen den Kopf darüber, was wohl mit den Menschen geschieht, die noch nie mit dem Evangelium erreicht wurden. Das hat auch seine Berechtigung. Aber noch viel wichtiger wäre es, unsere Verantwortung wahrzunehmen, die Konsequenzen zu ziehen und uns auf den Weg zu machen, die Unerreichten zu erreichen! Das ist unser von Gott gegebener Auftrag. Nehmen wir ihn auch wahr?
Und so können wir letztendlich die gestellte Frage getrost Gott überlassen! Denn schließlich liegt (es mag banal klingen) die Beantwortung in Seiner Verantwortung und Kompetenz. Wir aber müssen unsere Verantwortung wahrnehmen! Denn eines Tages werden nicht wir die Fragen stellen, sondern vielmehr wird Er sie an uns richten. Haben wir Seinen Auftrag auch ausgeführt? Möge der Herr uns dazu immer wieder neu Gnade geben.
Quelle: Zeitschrift Mitternachtsruf, Februar 2009, Seite 20