Was ist die Sünde gegen den Heiligen Geist?

Immer wieder werden wir in der Seelsorge mit der Frage konfrontiert: «Habe ich die Sünde wider den Heiligen Geist begangen? Kann mir Gott noch vergeben?»

Menschen, die diese Fragen stellen, dürfen wir getrost antworten: «Nein, Sie haben die Sünde gegen den Heiligen Geist nicht begangen!»

Solange wir auf dieser Erde sind, ist es leider so, dass wir immer wieder fehlen und den Heiligen Geist betrüben. Ja, wir sündigen und wir lästern sogar. Johannes schreibt: «Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns!» (1.Joh 1,8). Dies ist leider eine Tatsache. Gleichzeitig weist uns Johannes aber auch auf die Möglichkeit der Vergebung hin, sagt er doch im folgenden Vers: «So wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns unsere Sünden vergibt und uns reinigt von aller unserer Untugend!» Um die Aussage des Herrn Jesus zu verstehen: «Darum sage ich euch: Alle Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben; aber die Lästerung gegen den Geist wird nicht vergeben» (Mt 12,31), müssen wir den ganzen Textzusammenhang betrachten. Ja, wir müssen sogar einen etwas grösseren Rahmen abstecken und zum Alten Testament zurückgehen. Einer der Hauptzwecke des Alten Testaments ist es, die Ankunft des Messias, des Erlösers, anzukündigen. Als Bestätigung Seiner Ankunft würden den Messias große Zeichen und Wunder begleiten.

Als Jesus anfing, öffentlich aufzutreten, ging Er «nach seiner Gewohnheit am Sabbattag in die Synagoge und stand auf, um vorzulesen» (Lk 4,16). Er ließ sich die Schriftrolle geben und las vor: «Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, den Armen frohe Botschaft zu verkünden; er hat mich gesandt, zu heilen, die zerbrochenen Herzens sind, Gefangenen Befreiung zu verkünden und den Blinden, dass sie wieder sehend werden, Zerschlagene in Freiheit zu setzen, um zu verkündigen das angenehme Jahr des Herrn» (V 18-19).

Indem Jesus dies tat, nahm Er damit für sich in Anspruch, der verheißene Erlöser zu sein, auf dem der Geist des Herrn war. Als Legitimation dafür heilte Er Kranke, trieb Dämonen aus, ging über das Wasser, speiste eine große Volksmenge mit fünf Broten und zwei Fischen und erweckte selbst Tote zum Leben usw. usf. Ja, Er ging noch einen Schritt weiter und behauptete, Gott gleich zu sein! Eine ungeheuerliche Anmassung, wären da nicht die Zeichen und Wunder, die im Einklang mit den Aussagen des Alten Testaments standen. Die Begleiterscheinungen und göttliche Legitimation des Messias wurden nämlich in den alttestamentlichen Schriften prophezeit.

Dies alles wussten die Pharisäer und Schriftgelehrten nur zu gut. Damit standen sie jedoch in einem grossen Dilemma. Denn entweder bejahten sie nun die Messianität Jesus Christi und glaubten an Ihn – und würden gleichzeitig in der Gefahr stehen, Amt und Stellung zu verlieren – oder aber sie leugneten diese. In diesem Fall müssten sie einen entsprechenden Ausweg suchen. Leider wählten sie das Zweite, sie lehnten Jesus Christus ab. Dies geschah wider jedes bessere Wissen, entgegen ihrer Schriftkenntnis und allen Aussagen ihrer eigenen Überlieferung zum Trotz. Bewusst leugneten sie den Anspruch Jesu Christi als Messias, obwohl sie wussten, dass Er der Messias Israels ist! Ja, sie trieben ihre Ablehnung so auf die Spitze, dass sie die Wunder und Zeichen, die Jesus durch die Kraft des Heiligen Geistes tat, der Kraft der Dämonen zuwießen: «Als aber die Pharisäer es hörten, sprachen sie: Dieser treibt die Dämonen nicht anders aus als durch Beelzebul, den Obersten der Dämonen!» (Mt 12,24).

Dieses bewusste Leugnen des Wirkens des Heiligen Geistes, dieses unablässige Ablehnen des verheißenen Messias, dieses Nicht-Wahrhaben-Wollen, diese willentliche Entscheidung: «Wir wollen nicht!», ja, dieses Ränkeschmieden, um den Gesalbten aus dem Weg zu räumen, dieses Machtspiel, um die eigene Position zu halten, all dies bezeichnete der Herr Jesus als die Sünde wider den Heiligen Geist.

Keiner, dessen Gewissen sich noch regt, hat dies getan. Keiner, der sich vor dem lebendigen Gott noch fürchtet, hat dies getan. Dessen ist keiner schuldig, der noch Schuldgefühle kennt oder über seinen verlorenen Zustand noch weint.

Fassen Sie Mut und blicken Sie auf Jesus! Er vergibt immer wieder gern – immer und immer wieder. Jederzeit! Und sollte das Gewissen dennoch nicht zu Ruhe kommen können, halten Sie sich an das Bibelwort: «Doch auch wenn unser Gewissen uns anklagt und schuldig spricht, dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott größer ist als unser Gewissen. Er kennt uns ganz genau!» (1.Joh 3,20). Gott und Seine Gnade ist größer, größer selbst als Ihr aufgewühltes Gewissen!


Beantwortet von: Samuel Rindlisbacher
Quelle: Zeitschrift Mitternachtsruf, September 2012, Seite 28