Antwort A
Es ist nicht das Evangelium der Gnade Gottes (Apg. 20,24), das seit der Ausgießung des Heiligen Geistes allen Menschen verkündigt wird.
Es ist auch nicht das Evangelium des Reiches Gottes nach Mt. 4,23, das den Juden verkündigt worden ist zur Zeit des Herrn Jesu und wieder gepredigt werden wird nach Mt. 24,14 in der Endzeit, sondern es ist das Evangelium, das die Rechte Gottes als Schöpfer und Richter vorstellt.
Weder Israel, das ins Tausendjährige Reich eingeht, noch wir, die wir unsere ewige Heimat im Vaterhause droben haben, könnten unsere Errettung und unser Heil auf diese Forderung gründen, die Gott im ewigen Evangelium stellt, wir haben alle nur in der Gnade in Christo Jesu Heil gefunden. Im ewigen Evangelium der Endzeit fordert Gott bei jedem Volk und Land der Erde nur Anbetung und Unterwerfung unter Ihn, den Schöpfer und Richter.
Psalm 96, 97, 98 bezeugen schon von alters her dieses ewige Evangelium.
F. B.
Antwort B
Die Schrift redet in bezug auf das Evangelium in verschiedener Weise. So lesen wir einmal in Mt. 4,23 von einem Evangelium des Reiches, welches der Herr Jesus den Juden verkündigte. Ferner lesen wir einmal von einem Evangelium der Gnade Gottes, das erstere wendet sich an die Juden, das zweite an alle Menschen der Jetztzeit. Dieses ewige Evangelium wendet sich in der Endzeit an die in stumpfer Sicherheit sitzenden Menschen, es heißt „jeder Nation und jedem Stamm und Sprache und Volk” wird es verkündigt werden. Und die Verkündigung lautet: „Fürchtet Gott und gebt Ihm die Ehre, denn die Stunde Seines Gerichts ist gekommen, und betet Den an, der den Himmel gemacht hat und die Erde und das Meer und die Wasserquellen.” Inmitten ihres Verderbens lässt Gott die Menschheit noch einmal zur Buße rufen. Gott fordert hier Unterwerfung unter Ihn als den Schöpfer Himmels und der Erde und Anbetung Seiner, als des allein wahrhaftigen Gottes. Wer sich diesen Forderungen Gottes in jener dunklen Endzeit unterwirft, dem wird dieses Evangelium mit seinem Heil zugerechnet werden. Es ist dies die geringste Forderung, welche Gott an die Menschheit stellt, aber auch die bestimmteste. Es ist gleichsam der letzte Appell vor dem im Hereinbrechen begriffenen Gericht, eine nochmalige Ankündigung und Anbietung ewigen Heils, ähnlich wie Paulus in Apg. 17,30.31 den Heiden Gott als Schöpfer und Richter vorhält. Es handelt sich hier um die ewigen und unwandelbaren Reichsgesetze und Rechtsbegriffe unserem Gottes, der Sein Recht nicht beugen lässt und an diesen Rechten als Schöpfer und Richter festhalten muß, aber auch den Menschen ein Evangelium mit ewigen Folgen anbietet. Jedenfalls wird Gott kein Mittel unversucht lassen, um einen jeden einzelnen mit Sich in Beziehung zu bringen, nur wird es in der Jetztzeit, wo das Evangelium der Gnade angeboten wird, leichter sein, sich für Gott zu entscheiden als in der Zeit, wo Gott dieses ewige Evangelium verkündigen läßt.
Ph. W.
Antwort C
Evangelium heißt „gute Botschaft”. Die Heilige Schrift redet von verschiedenen Arten von Evangelien.
1. Das Evangelium des Reiches Gottes war die Verkündigung der Aufrichtung des David und seinem Samen verheißenen irdischen Reiches des Segens (2. Sam. 7,8) durch den Messias. Dem Volke Israel wurde dadurch verkündigt, dass der Messias (Jesus Christus) tausend Jahre lang auf dieser Erde in Gerechtigkeit und Friede inmitten Seines Volkes und zum Heil aller Nationen regieren werde. Diese Predigt begann durch den HERRN und Seine Jünger (Mk. 1,15) und wurde unterbrochen durch die Verwerfung des HERRN von seiten der Juden.
Unmittelbar vor dem Kommen des Königs in Herrlichkeit wird es während der großen Trübsal wieder verkündigt werden (Mt. 24,14).
2. In der gegenwärtigen Zeit zwischen der Verwerfung Christi und Seiner Erscheinung (Epiphanie) wird das Evangelium der Gnade Gottes (Apg. 20,24) allen Menschen, ob Juden oder Heiden (Tit. 2,11), verkündigt, damit sie Vergebung der Sünden und ewiges Leben in Seinem Sohne empfangen (Apg. 26,18). Die Schrift nennt es auch das Evangelium Gottes (Röm. 1,1), das Evangelium Christi (2. Kor. 10,14), das Evangelium der Herrlichkeit (1. Tim. 1,11), das Evangelium eures Heils (Eph. 1,13), das Evangelium des Friedens (Eph. 6,15).
Über dieses Evangelium wurden dem Apostel Paulus besondere Offenbarungen zuteil, die die völlige Tragweite des Werkes Christi für die Seinen betreffen und wodurch der Leib Christi und das himmlische Teil der Gemeinde (Ecclesia) kundgemacht wurde. Da den anderen Aposteln diese Offenbarungen nicht gemacht wurden, spricht Paulus von „seinem Evangelium” (Röm. 2,16; 16,25; 2. Tim. 2,8) vgl. Band I, Fr. 13!
3. Das ewige Evangelium wird durch einen Engel allen Bewohnern der Erde verkündigt, und zwar am Ende der großen Trübsal und vor dem Gericht der Nationen (Mt. 25,31). Sein Inhalt ist: „Fürchtet Gott und gebet Ihm Ehre, denn die Stunde des Gerichts ist gekommen.” Demnach verkündigt der Engel in Off. 14,6 einerseits das Ende der Trübsal für den gläubigen Überrest der Juden und für die, welche während der Drangsale errettet werden, andererseits aber für die Menschen dieser Welt und Satan, den Fürsten derselben, die Stunde des Gerichts, der Verdammnis. Es ist ein ewiges Evangelium, da Sein Auftrag: „Fürchtet Gott und gebet Ihm Ehre” von Anfang bis zum Ende der Welt seine Geltung hat.
C. Th.
Anmerkung des Herausgebers
Wie wunderbar ist doch diese dreifache Unterscheidung von Evangelium in der Schrift! - Dieses ewige Evangelium wird nur von einem Engel verkündigt. Es ist kostbar, dass einer aus dem Geschlecht der „dienstbaren Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, welche die Seligkeit ererben sollen” (Hebr. 1,14), diese Botschaft zu verkünden hat. Soll sie dadurch an Wert und Ernst in den Augen der Menschen gewinnen? Wir glauben es; denn dann wird eine Zeit sein, wo das Sichtbare noch mehr über das Unsichtbare triumphiert als heute, wo „selig sind, die nicht sehen und doch glauben”. Wenn aber der Satan „mit Wundern und Zeichen der Lüge” die Menschen verführt, dann bedarf auch das Evangelium eines außerordentlichen Boten, um angenommen zu werden.
Das „ewige Evangelium” war schon vor dem Gesetz da. Ein Blick in die Konkordanz zeigt uns etliche Stellen, wo das „Fürchten Gottes” vor dem Gesetz vom Sinai betont wird, so z. B. in 2. Mose 1,17-21 bei dem ägyptischen Volk! - Röm. 1 zeigt uns, dass die Nationen im ganzen dieses ewige Evangelium verworfen haben und statt dessen in den rohesten Götzendienst verfallen sind. Wird nach Off. 14,9.11 nicht dann auch Götzendienst in vollendetster Form auf Erden im Schwange sein? Da tritt Gott wieder mit dem ewigen Evangelium an die Menschen heran. Und auch dieses „ewige Evangelium”, obgleich kein „Evangelium der Herrlichkeit” (1. Tim. 1,11), ist, was das Wort besagt: eine „frohe Botschaft” mit Ewigkeitswert für die, die es annehmen! Gelobt sei Gott für Sein Liebeswerben um die Menschen!