Was begreift „üble Nachrede“ in sich?

Was begreift „üble Nachrede“ in sich? (1. Petr. 2,1.)

Antwort A

Bei der üblen Nachrede läuft es darauf hinaus, den Ruf des anderen zu untergraben. Beim Sprechen über Böses muss das Wohl dessen, der das Böse getan hat, vor unserem Herzen und Auge sein, wenn üble Nachrede vermieden werden soll. Als der Chloe Hausgenossen (1. Kor. 1,11) dem Paulus die bösen Dinge in Korinth berichteten, geschah es, um Heilung zu bewirken. Dies war keine üble Nachrede. Die Worte jemandes zu wiederholen und Sinn und Absicht verhehlen oder gar entstellen ist eine Schande und ist böse. Ziba verleumdete Mephiboseth, als er zu David sagte: „Siehe, er bleibt zu Jerusalem, denn er sprach: Heute wird mir das Haus Israel das Königtum meines Vaters wiedergegeben.” (2. Sam. 16.) In demselben Kapitel finden wir in dem Fluchen Simeis ein Beispiel von Schmähungen ohne Wahrheit, während wir in Evang. Joh. 9,28 Wahrheit in der Schmähung finden.

Antwort B

Üble Nachrede begreift nicht bloß böses oder unwahres Sprechen in sich, es schließt auch das Sprechen der Wahrheit mit böser Absicht ein. Das, was wir sagen, mag Wahrheit sein, aber der Zweck mag teuflisch sein. Die einfache Tatsache, dass Gott uns warnt vor üblem Nachreden, sollte genügen, es als Böses zu meiden. Die Welt, in der wir leben, ist eine übelredende, lästernde Welt: Gott wird verlästert (1. Petr. 4,14). Der Weg der Wahrheit wird verlästert (2. Petr. 2,2). Würden, Gewalten werden verlästert (2. Petr. 2,10). Christen werden verlästert (1. Petr. 4,4). Unser Heilsgut wird verlästert (Röm. 14,16); man lästert, was man nicht kennt (2. Petr. 2,12). lasst uns mit dieser übel redenden, lästernden Welt nichts gemein haben. lasst uns uns vielmehr reinigen von den bösen Augen, dem bösen Argwohn, dem bösen Sprechen, den bösen Werken, dem bösen Herzen des Unglaubens!

Antwort C

Diese Schriftstelle warnt uns eindringlich vor der allgemeinen Gewohnheit des üblen Nachredens hinter dem Rücken anderer. Geschwätz, Ärgernis, Lieblosigkeit, Geringschätzung, Verachtung, Trennung usw. sind die traurigen Folgen.
Wenn wir ein Fehlen beim Bruder sehen, sollten wir nicht suchen, mit ihm in Gnade zu sprechen, und zwar allein? Wir sollten seine Sünde nicht vor die Öffentlichkeit bringen! Aber auch beim Einzelgespräch halte im Gedächtnis den Splitter und den Balken! (Mt. 7,3ff.)

Die Zunge ist ein kleines Glied, aber welche Macht hat sie! Tod und Leben sind in der Gewalt der Zunge (Spr. 18,21). Worte sind Samenkörner, welche Frucht zum Leben oder Tode tragen. Welche feierliche Warnungen spricht der Herr über den Gebrauch der Zunge aus! - Jede üble Nachrede ist ein Mißbrauch der Zunge. Wir mögen die Wahrheit sagen und doch die Zunge mißbrauchen, weil das, was wir sagen, nicht in Liebe und nicht zum Wohl und Nutzen des andern gesagt ist, sondern nur, um unsere Bosheit und Eitelkeit zu befriedigen oder um unsern Selbstinteressen zu dienen. Wenn wir mehr den Grund unseres Herzens durchforschten und im Lichte des Richterstuhles Christi ständen, wir würden sorgfältiger das Tor unserer Lippen bewahren.
A. „E. T.” übs. v. v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Übles Nachreden ist eines der mächtigsten Mittel in der Hand Satans, durch das er sowohl Kinder Gottes untereinander zu entzweien als auch blühende Versammlungen zu zerstören sucht. Und obwohl die Gläubigen so sehr leicht in diesen Fallstrick (vgl. Spr. 12,13!) geraten, so gehen manche doch so oberflächlich darüber hinweg, als hätte es nichts zu bedeuten, wenn man des Bruders Ruf schädigt. Ist es nicht fast so, als ob manche es ernstlich als ihre Aufgabe ansehen, traurige Dinge, die sie aus dem Leben irgendeines Kindes Gottes wissen oder zu wissen meinen, als eine wichtige Wahrheit oder als ein „offenes Geheimnis” unter dem Volke Gottes zu verbreiten? Sie scheinen nicht zu bedenken, dass nur „die Liebe erbaut”. Es kann aber weder Liebe zum Herrn und Seinem Werk noch zu den Geschwistern sein, die den Gläubigen ins Herz gibt, also zu handeln! - Wir sollen doch ja heilig und treu umgehen mit dem Namen und Ruf unserer Brüder und Schwestern! Und dies bezieht sich nicht zum wenigsten auch auf schon verstorbene Kinder Gottes. Es ist ein trauriges Zeichen von dem inneren Zustand eines Gläubigen, wenn er es wagt, etwa im Geist des Hochmuts oder auch einer gewissen Sensationslüsternheit oder aus andern Gründen über einen vielleicht tiefen Fall eines nunmehr Heimgegangenen zu reden, besonders vor solchen, die bisher nichts davon wußten. Jener Heimgegangene ist nun in der Ewigkeit beim Herrn, der ihm sicherlich vor dem Tode seine Sünde aufdecken und vergeben konnte! Wer darf etwas anderes als nur Liebes berichten von dem, dem der Herr vergeben hat?! - lasst uns vorsichtig sein im Gebrauch unserer Zunge (Jak. 3), vorzüglich, wenn es sich handelt um das Reden über andere! (Psalm 15,3; 101,5; Spr. 26,20.22; 12,18; 1. Petr. 3,10.11.)


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 1 (1913)