Was bedeutet „in einer Sprache reden“?

Was bedeutet „in einer Sprache reden“? 1. Kor. 14,2.

Antwort A

Was die geistlichen Gaben anbetrifft, so ist die Prophetengabe die kostbarste; sie ist diejenige Gabe, die eine göttliche Botschaft empfängt und weitergibt; sie enthält ein Wort der Ermahnung oder auch der Erbauung. Eine weitere Art von geistlichen Gaben besteht darin, einen göttlichen Gedanken in die menschliche Sprache zu übertragen. Diese beiden Arten sind wohl nützlicher als die ziemlich geheimnisvolle Gabe „des Redens in Zungen”. Es schien, als ob diese Gabe darin bestand, in Ekstase einen göttlichen Gedanken zu ergreifen und zu sammeln, ohne diesen selbst in verständlicher Rede auszudrücken. Man sprach, aber es waren Laute ohne Bedeutung für das menschliche Ohr. Der Apostel Paulus macht in 1. Kor. 13,1 noch einen Unterschied zwischen Menschen- und Engelzungen. Ohne Zweifel konnten sich die Kinder Gottes in solchen Kundgebungen erbauen; aber denken wir an die Ungläubigen!

Wir können wohl sagen, wie die geistlichen Gaben zu bewerten sind, um jeglichen Mißbrauch zu vermeiden: Tut alles zur Erbauung!
Aus dem Französischen übersetzt von C. L.

Antwort B

Von Sprachenreden ist im Worte Gottes verschiedentlich die Rede. In Apg. 2,4 heißt es: „Und sie wurden alle mit Heiligem Geiste erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen”, und die anwesenden Menschen „von jeder Nation derer, die unter dem Himmel sind”, hörten sie „die großen Taten Gottes reden”, jeder einzelne in seiner eigenen Mundart (V. 5-11). Die Jünger redeten also die verschiedensten fremden Sprachen, ohne sie erlernt zu haben, durch die unmittelbare Wirkung des Heiligen Geistes. Soviel ich weiß, hören wir von dieser Art Sprachenreden nicht wieder im Worte Gottes, so dass wir wohl annehmen können, dass dieses sich nicht wiederholt hat.

In 1. Kor. 14,2 ist aber offenbar etwas anderes gemeint. Das zeigt der Wortlaut des Verses: „Denn wer in einer Sprache redet, redet nicht Menschen, sondern Gott; denn niemand versteht es, im Geiste aber redet er Geheimnisse.” Das würde und könnte nicht gesagt werden, wenn es sich nur um eine „andere” - also von einem anderen Volk gesprochene - Sprache handelte. Es ist vielmehr eine von niemandem gekannte Sprache, eine „neue” Sprache, wie es in Mk. 16,17 heißt. Deshalb bedurfte auch dieses Sprachenreden der Auslegung, sollte das Geredete den Hörern etwas nützen (1. Kor. 14,5), und war kein Ausleger da, so sollte der, der die Gabe der Sprache hatte, in der Versammlung schweigen (V. 27.28). Das Auslegen der Sprachen war ebenso eine Gabe wie das Sprachenreden selbst (1. Kor. 12,10b).
Ich rede von dieser Sache in der Form der Vergangenheit, weil nach meiner Überzeugung das Sprachenreden als Gabe des Geistes nicht mehr besteht, sondern aufgehört hat (1. Kor. 13,8c: „seien es Sprachen, die werden aufhören”). Warum? Weil das Sprachenreden zu den Zeichen gehörte, die denen folgten, die da glaubten, und durch die der HERR mitwirkte und das Wort bestätigte (Mk. 16,20; 1. Kor. 14,22), solches Mitwirken und Bestätigen des Wortes durch Zeichen aber jetzt, wo das geschriebene Wort Gottes vollendet vorliegt, nicht mehr stattfindet. - Heute ist die Zeit mehr denn je, einfach der Wahrheit zu glauben, und die Herzen werden erprobt, ob das einfache - und doch so kostbare und herrliche - Wort Gottes ihnen genug ist. Hüten wir uns daher vor allem Trachten nach Zeichen, sondern seien wir nüchtern, damit nicht der Feind Gelegenheit habe, solches Trachten zu seinem Vorteil auszunützen. Er ist immer bemüht, unsere Herzen von der Einfalt gegen den Christus abzuwenden (2. Kor. 11,3). Wie können wir dem sicher entgehen? Wenn wir nur auf Seine - unseres guten Hirten - Stimme hören! (Joh. 10,4.5.27).
Th. K.

Anmerkung des Schriftleiters F. K.

Im Jahrbuch II(1914) der „G. H.” anläßlich Fr. 30 habe ich mich betr. der „Zungenrede” ausgesprochen wie Antwort B heute, wonach gemäß 1. Kor. 13,8.9 die Sprachen aufhören werden. Sie haben aufgehört bald nach dem apostolischen Zeitalter, warum sie also jetzt noch wiederhaben wollen, da sie doch offenbar ihren Dienst getan haben?!

Wenn wir unter den Gesichtspunkten, die uns obige Stelle gibt, 1. Kor. 14 aufmerksam lesen, so müssen wir sagen, dass es dem Apostel vor allem darauf ankommt, dass die Gemeinde erbaut werde. Um die Gemeinde handelt es sich hier wie in dem ganzen Zusammenhang von Kap. 11,17 an bis zum Schluß von Kap. 14. Es sind Unterweisungen, welche die Gemeinde des HERRN, und zwar mehr die Ortsgemeinde betreffen (Eph. 4 bezieht sich auf die ganze Gemeinde). Die Gemeinde ist der Boden, auf dem die Offenbarungen des Geistes geschehen. Schon dadurch, abgesehen von den vielen unmöglichen Nebenerscheinungen und falschen Lehren, welche die dem Schreiber dieses gutbekannte „Zungenbewegung” in sich birgt, ist dieselbe gerichtet, da sie gerade nicht in geordneten, auf dem Boden der Schrift stehenden Gemeinden ihr Wesen hatte, sondern vielmehr abseits stehend von der biblischen Gemeinde, weswegen auch die meisten Zungenbegabten weiblichen Geschlechts waren, denen doch nach 1. Kor. 14,34ff. jedes Reden innerhalb der Gemeinde deutlich genug verboten ist. Ist das etwa gleichgültig?

Selbst wenn also obige Auslegung von 1. Kor. 13,8.9 nicht richtig wäre (dass also die Zungen „aufhören” würden, während die anderen Stücke „weggetan” werden sollten beim Kommen des Vollkommenen), wenn es also noch heute biblisches Zungenreden gäbe oder geben könnte, so ist das der „Pfingstbewegung” wie auch das anderer Separatisten nicht biblisch, da es abgesehen von den Anordnungen des Heiligen Geistes über die Gemeinde des HERRN geschieht, ja ihnen entgegengesetzt.
Sollte es aber dem Heiligen Geiste trotz des heutigen Verfalls, wo doch Erkenntnis und biblische Weissagung (vgl. Bd. I, Fr. 32!) nötigere Stücke sind (zur Belehrung und Erbauung), gefallen, innerhalb heutiger örtlicher Gemeinden, die auf biblischen Grundsätzen fußen (vgl. Apg. 2.42; 2. Tim. 2,19 u. a.), Zungensprachen zu geben, so würden es nach Kap. 14 wohl andere Sprachen sein als von dem Redenden unerlernte Menschensprachen (wie Apg. 2). Wären es solche, dann genügte ein Kenner der betr. Sprache, um sie zu übersetzen, während hier solche nötig sind, die die Gabe des Auslegens (nicht die Fähigkeit des Dolmetschens) haben: es müssen also wohl Arten von Engelsprachen sein, (1. Kor. 13,1), himmlische Sprachen, die nicht zu erlernen sind. Und mit diesen wäre dann gemäß den apostolischen Anordnungen zu handeln, d. h. wenn kein Ausleger da wäre, müßte der Zungenbegabte schweigen, da sein unverständliches Reden (das nach V. 2 den Charakter einer an Gott gerichteten Anbetung hat) nicht zur Erbauung dient. - Erbauung, Belehrung - das sind die Stücke, auf die es dem Apostel innerhalb der Gemeinde ankommt. Brauchen wir also heute jene Zungen? Brauchten wir sie, so gäbe der Heilige Geist sie in der Gemeinde des HERRN in solcher Weise, dass ein Zweifel an ihrer Echtheit unmöglich wäre - wie es damals auch gar keinen Zweifel an ihrer Göttlichkeit gab! Aber Er gab und gibt sie nicht mehr - sie haben aufgehört! Doch wichtige, köstlichere Gaben sind noch da, wenn auch in Schwachheit (da alles im Verfall ist, besonders die Gemeinde selbst) und stückweise. Doch sie dienen zur Belehrung und Erbauung. lasst uns ihnen horchen und gehorchen zur Ehre des HERRN und zu unserem Segen, bis „das Stückweise fortgetan wird”, weil „das Vollkommene” gekommen sein wird - dann nämlich, wenn der HERR gekommen sein wird! - Amen, komm, Herr Jesu!


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 6 (1918/19)