Was bedeutet 2. Korinther 13,8?

Was bedeutet 2. Korinther 13,8?

Antwort

In früheren Jahren haben wir dies Wort zusammen mit 2. Petr. 3,18 mehrfach als Motto für den Dienst der „Handreichungen” gebraucht (siehe z. B. Jahrb. 10, S. 249!), um damit anzudeuten, worauf es uns bei der Herausgabe derselben allein ankomme: auf die Darstellung der Wahrheit - und Jesus Christus, in dessen Gnade und Erkenntnis wir zu wachsen wünschen - Er ist die Wahrheit!

Wenn nun jetzt diese Stelle in Form einer Frage gebracht werden mußte, so mag die Beantwortung derselben gewissermaßen wieder wie ein Bekenntnis unseres Blattes sein, durch das alte und neue Leser die Wichtigkeit solchen Dienstes für die Wahrheit mehr einsehen lernen! Die Stelle ist ja eigentlich wie ein Grundsatz allgemeiner Art gebraucht und sollte darum von allen Gläubigen ohne weiteres anerkannt und in ihrer Bedeutung gewürdigt und angewandt werden. Aber sie scheint gleichwohl nicht für jedermann auf den ersten Blick verständlich zu sein. Sie ist in ihrer Kürze auch nur zu verstehen aus dem Zusammenhang des ganzen Kapitels, über das ich darum hier einige Worte sagen muß.

Der Apostel Paulus hatte seinem ersten ernsten Briefe bald den zweiten folgen lassen können, da - wie er von Titus, seinem Gehilfen, erfahren hatte, jenes erste Schreiben eine im ganzen ausgezeichnete Wirkung gehabt und eine gründliche Buße bewirkt hatte (vgl. 2. Kor. 7,2-16.11!). Dennoch musste er sich schließlich mit noch vorhandenen nach Korinth gekommenen Gegnern, den falschen jüdischen Lehrern, scharf auseinandersetzen, mit Leuten, die er nach Kap. 11,13-15 (vgl. Kap. 10!) unter Inspiration des Geistes in einer Weise kennzeichnen muß, dass man in ihnen keine Gläubigen sehen kann, sondern nur Satansknechte, die sich in selbstüberheblichem Unrecht „Diener Christi” nannten (V. 22). Mit solchen Menschen hatte er sich zu vergleichen (11,16 bis 12,15), damit seine Korinther, zu denen er wie ein Vater zu seinen Kindern in hingebender Liebe redet (man vergl. nur Kap. 12,15, Elb. Übers.!), recht unterscheiden lernen möchten, wo die Wahrheit sei: ob bei jenen, deren ganzes Werk den Stempel satanischer Tätigkeit trüge, oder bei ihm, der in nichts den übrigen Aposteln nachgestanden habe (12,11), ja, der z. B. von Dingen zu rühmen wüßte - aber er redete, meint er, als ein „Tor”! - wie kein anderer (12,1-11!). Auf solche betrügerische Leute hörten sie?! Paulus musste ihnen androhen, dass er, wenn er wiederkäme, ernstlich mit ihnen ins Gericht gehen würde (Kap. 12 Schluß und 13 Anfang!), und daran würden sie den Beweis, den sie suchten(!!), bekommen, dass Christus in ihm rede (13,3!). Und dabei brauchten sie doch nur ihren eigenen Glauben - wenn sie ihn hatten - und seine Fundamente zu prüfen, um zu sehen, dass der Apostel durch Gottes Kraft lebe gegen sie (V. 4), denn sie waren doch die Frucht seiner Arbeit! Tasteten sie - verführt durch jene Betrüger - die Apostelschaft des Paulus an, so tasteten sie ihr eigenes Christentum an! Welch ein Beweis für die Wahrheit seiner Echtheit als Apostel Jesu Christi! Wie hat doch ein Paulus leiden müssen - nicht nur durch solche Satansknechte, sondern vielmehr durch seine geistlichen Kinder, die jenen vertrauten und darum ihm mißtrauten! In gewisser, wenn auch geringerer Weise machen die treuen Arbeiter noch heute ähnliches durch, und ein wie großer Schmerz ist das!

Und nun bricht seine übergroße Liebe zu ihnen, seinen geistlichen Kindern, wieder durch: Waren sie in ihrem Glaubensleben unbewährt, so hätte das als Tadel für ihn als Apostel gelten können, doch durfte er hoffen, sie würden seine Bewährung erkennen (V. 6). Aber nicht auf ihn selbst kam es jetzt für ihn mehr an, sondern auf sie! Mochte er bewährt oder unbewährt sein, einerlei - wenn sie nur zurechtkämen (V. 9!) und in nichts etwas Böses tun möchten! Dafür betete er (ein wichtiger Fürbittegegenstand unter uns Gläubigen!), nicht um seinetwillen, sondern um ihretwillen, damit er nicht in Strenge gegen sie verfahren müßte, wenn er käme, und seine Vollmacht vom HERRN zur Auferbauung, statt zur Zerstörung (ihrer Zuchtlosigkeit und ihres Zukurzkommens usw.) gebrauchen könnte (V. 10); denn daran läge ihm, dass sie täten, was recht sei, wenn er denn auch als untüchtig (sowie als unberechtigt zum Tadeln!) in seiner Arbeit erscheine! Welch eine selbstverleugnende, von Christo Jesu empfangene und gelernte Liebe! O, dass auch wir hier lernten und darin uns übten in unserem Verhalten untereinander innerhalb der Gemeinde Gottes!
Und hier nun sagt er das Wort unserer Frage! Ich denke, nun ist es leicht zu erklären und anzuwenden! Er sagt gleichsam: Wenn ihr gemäß der Wahrheit des Evangeliums wandelt und handelt, wenn ihr nichts Böses tut und keine Gemeinschaft mit dem Bösen macht - was vermöchten wir (sagt der Apostel) dann gegen euch? Dann ist das Recht auf eurer Seite, ich wäre im Unrecht, wollte ich euch tadeln, wollte ich für die Wahrheit eintreten so, als stündet ihr nicht in ihr! Nur wenn die Wahrheit, d. h. das Wandeln in ihr - und die göttliche Wahrheit ist unantastbar, denn Christus ist die Wahrheit! - nicht eure Sache wäre, wenn ihr vielmehr im Bösestun voranginget, dann müßte ich in apostolischer Machtvollkommenheit euch strafen, denn mein gottgegebener Dienst und meine Vollmacht vom HERRN ist nur für die Wahrheit, d. h. zugunsten derselben; handelt ihr aber der Wahrheit gemäß, so vermag ich nichts gegen euch und - freue mich dessen (V. 9a), denn nur ihr liegt mir am Herzen, nicht ich und mein Nutzen oder meine Ehre!

Ob diese innigen Mahnworte ihren Zweck verfehlten? Wir wissen es nicht genau, aber sicher hat Paulus ihre gute Wirkung mit Recht erhoffen dürfen, und darum konnte er, der so die Gesinnung Christi bewies (vgl. Phil. 2,1-5!), den 2. Korinthenbrief mit derart kostbaren, gottgehauchten (2. Tim. 3,16) Worten schließen - wie sie uns allen in Kap. 13, V. 11ff. ans Herz gelegt werden. Dem HERRN sei Preis für dieselben! Er schenke auch uns Gnade, dem ernsten, verantwortungsvollen Vers 8 gemäß allezeit, d. h. in allen Beziehungen, auf die wir ihn anwenden können, zu wandeln und zu handeln und „in Wort und Werk und allem Wesen” zu bezeugen: „Wir vermögen nichts gegen die Wahrheit, sondern für die Wahrheit!
F. K.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 14 (1929)