Was bedeutet 1. Korinther 3,17?

Was bedeutet 1. Korinther 3,17?

Antwort des Schriftleiters

(Aus Raummangel nur weniges!)
Nach V. 16 ist die Gemeinde als Ganzes „ Gottes Tempel”, in dem - wie im A. T. im Tempel vorbildlich - der Geist Gottes Wohnung gemacht hat. Dies ist für uns ein wunderbares Geheimnis, ähnlich dem, dass der Geist nach 6,19 in jedem Gläubigen wohnt. Es ist eine unsagbar hohe Würde, die da auf uns ruht, eine Tatsache zwar, aber eine menschlich unfaßbare, nur für den Glauben verständliche. Freilich mochten die Korinther in dieser Tatsache nicht recht zu Hause sein, wie die mahnende Frage „Wißt ihr nicht ...?” (hier das erste der zehn „Wißt ihr nicht ...?” des ersten Korintherbriefes) zeigt.

In der Würdigung dieser Tatsache liegt nun die Bedeutung von V. 17, nach dem gefragt wurde. Die Korinther, fleischlich, wie sie waren (3,1.3), hängten sich an Menschen (V. 4; vgl. 1,12f.), ließen sich von selbsterwähltem Parteizwist beeinflussen und verstanden darum auch nicht den Ernst und die Wichtigkeit eines gottgemäßen Bauens „auf dem Grunde, der gelegt ist” (V. 11). Die Apostel, auf die sie blickten, waren doch nur „Diener”, Ackerleute, Bauleute (V. 5ff.), die an ihnen, den Korinthern, den ihnen aufgetragenen Dienst taten. Womit und wie nun gebaut werden würde, war Sache der Bauenden, wobei Stufen oder gar Gegensätze zu verzeichnen sein würden, die an jenem Tage, dem Tage des HERRN, dem der Lohnverteilung, offenbar werden würden, denn dann würde es solche geben, die vollwertigen Lohn empfangen würden ob des verwendeten vorzüglichen Baumaterials, während andere wohl mit Not selber errettet werden würden, aber ihr untaugliches Werk würde im Feuer der endlichen Prüfung verbrennen. (Vgl. zu diesen nur kurzen Ausführungen Jahrbuch 5, Frage 12!)

Aber noch andere mochte es geben, die eine geradezu verderbliche Arbeit tun würden, eine solche, durch die dem heiligen Tempel Gottes wirklich verderblicher Schaden zugefügt werden würde. Solche „Arbeiter” würden als Lohn ihrer Tätigkeit dasselbe empfangen, was sie ausübten; denn wenn sie den Tempel Gottes verderben würden, so würde Gott sie verderben (auch im Grundtext das gleiche Wort!). Ich persönlich glaube, man darf hier an zweierlei Arten von Verderben denken: an zeitliches oder an ewiges. In 1. Kor. 5,4.5 sehen wir ein zeitliches Gericht, ähnlich in 1. Kor. 11,29ff.; auch in 1. Tim. 1,20 können wir wohl ein solches sehen. Der Sinn wäre dann der: Wenn Gläubige, also solche, die wirklich des HERRN sind (wenn auch untreu), etwas in die Gemeinde des HERRN hineintragen, was ihren Charakter als Tempel Gottes schädigt, so wird an ihnen ein zeitliches Gericht vollzogen (wie an Ananias und Saphira, Apg. 5). Wenn aber die Verderber des Tempels Gottes Ungläubige oder Scheingläubige sind, so ist ein ewiges Gericht ihnen sicher, wie wir es im Vorbild in dem Gericht an der Rotte Korah sehen können (4. Mose 16!) Beides ist furchtbar ernst und sollte uns allen zu denken geben!

Fragen wir nun, worin solch Verderberdienst bestehen kann, der solche Gerichte hervorruft, so möchte ich nochmals auf die Parteisucht der irdisch gesonnenen Korinther hinweisen. Mit dieser säeten sie auf ihr Fleisch (Gal. 6,7.8, eine Stelle, die zuerst auf Gläubige Bezug hat!), und die Folge würde sein: Verderben (so oder so!)! Andere Verderbertätigkeit könnte sein dämonische Lehre - wie denn alles hier in Betracht Kommende unter satanischer Beeinflussung steht (oder aus satanischer Quelle kommt), auch das Parteiwesen, das aus Menschen etwas macht und den HERRN und Sein Wirken nicht versteht. Zu dem Punkt böser Lehren gehört vorbildlich die Wirksamkeit Bileams (vgl. Judas V. 11 und Off. 2,14.!) und in heutiger Zeit die ganze Flut böser Lehren, wie sie in den „verderblichen Sekten” (2. Petri 2,1) der Gegenwart sich breitmacht, sowie in dem pharisäischen oder auch sadduzäischen Umgehen mit dem Worte Gottes (vgl. meinen Aufsatz über den „Sauerteig” in vorliegender Lieferung!). Solchen „falschen Propheten” (2. Petri 2,1) wird „ein schnelles Verderben” zuteil, wie es in genannter Stelle heißt (vgl. Judasbrief).
Gott schweigt nicht - auf die Dauer! - zu Schäden, die Seinem heiligen Tempel zugefügt werden. Er kann mit dem - zeitlichen oder ewigen - Gericht zögern aus Langmut, aber einmal schlägt Er zu, wenn die, welche Sein Handeln herausfordern, nicht Buße tun. Auch Leute wie „Hymenäus und Philetus” (2. Tim. 2,8) entgehen dem Gericht nicht, wenn auch in jener Stelle noch nichts vom Gericht gesagt wird. Es könnte doch sein, dass sie noch einmal wieder „nüchtern würden aus dem Fallstrick des Teufels” (V. 26!; vgl.1. Tim. 1,20!). Aber - Gott kommt nicht zu spät mit Seinem Gericht und Verderben! Das lasst uns nie vergessen! Etwas, was wie der Tempel heilig, d. i. für Gott abgesondert, ist, steht unter Seinem besonderen Schutz, wehe, wer Sein Heiligtum antastet - selbst in bester Absicht, aber in Unkenntnis Seiner Heiligkeit! (Vgl. 2. Sam. 6,6.7; siehe auch im Blick auf Ungläubige 1. Sam. Kap. 5 und 6!) In gewisser Weise darf, kann und muss man wohl die angefragte Stelle 1. Kor. 3,17 auch auf 6,19 anwenden (im Zusammenhang!). Gott ist ein heiliger Gott, und Er sagt zu uns: „Seid heilig, denn Ich bin heilig!” (1. Petri 1,15ff.)
lasst uns daher wohl auf der Hut sein, „niemand betrüge sich selbst!” sagt Paulus V. 18! lasst uns auch wachen über die Heiligkeit des Tempels Seiner Gemeinde, den wir Gläubigen von heute bilden! lasst uns die Augen offen halten, dass nichts moralisch oder lehrhaft Böses (kein „Sauerteig”) verderblichen Eingang finde, wie es in Korinth leider der Fall war - über die, welche die Schuld tragen an solchem Verderben des heiligen Tempels Gottes, wird früher oder später von Gottes Seite Verderben kommen, zeitlich oder ewiglich, und wie furchtbar wäre es auch nur, wenn eines Arbeiters Werk in Feuer aufgehen würde als untauglich für Gott!

Wir haben uns in Jahrbuch 15, Frage 12 mit den „falschen Aposteln”, „betrügerischen Arbeitern”, „falschen Brüdern” usw. (von 2. Kor. 11,13 und Gal. 2,4 u. a.) zu beschäftigen gehabt - diese Art Leute und ihre Arbeit fällt gewiß unter das Wort der Frage! Mögen wir in nichts solchen Menschen gleichen oder ähneln, noch von ihnen lernen! Der HERR bewahre uns davor! Er gebe uns vielmehr Gnade, „treue Leute” nach 2. Tim. 2,2 zu sein und stets mehr zu werden, die dann wie die „80 Priester Jehovas”, die „wackeren Männer” einst in 2. Chr. 26,17 (16-21!), eintreten allezeit für die Heiligkeit des Tempels Jehovas! - „Denn der Tempel Gottes ist heilig, und solche seid ihr!” Wunderbar!
F. K.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 16 (1931)