Sie haben Recht: Die Taufpraxis zur Zeit der Apostel war eindeutig und klar: Wenn sich jemand bekehrte, wurde er sofort getauft. Heute ist man diesbezüglich in vielen Gemeinden zurückhaltender. Dies nicht ohne Grund. Wenn sich zur Zeit der ersten Gemeinde jemand bekehrte, dann wusste er sehr genau, dass das nicht nur gesellschaftliche Ausgrenzung, sondern Verfolgung, ja sogar den Tod nach sich ziehen konnte. Die Entscheidung, sich taufen zu lassen, konnte also – wie das heute noch in gewissen Ländern der Fall ist – sehr weitreichende, ja existenzielle Konsequenzen haben. Entschloss sich jemand zur Taufe, dann bezeugte er damit, dass er tatsächlich gewillt war, um Jesu willen ausgestoßen zu werden.
Heute wird vielfach ein verkürztes Evangelium verkündigt, das in etwa so lautet: «Komm zu Jesus und du wirst für ewig gerettet.» So wahr und so herrlich die Botschaft auch ist, dass Jesus Christus für unsere Sünden gestorben ist (Röm 5,6), so wahr und ernst ist es auch, dass unser Herr eine ganze Hingabe unsererseits erwartet. Das besagt ja gerade die Lehre über die Taufe in Römer 6, wo es unter anderem heißt: «Denn wenn wir mit ihm verbunden und ihm gleich geworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein» (Röm 6,5). «Verbunden in Seinem Tod» bedeutet: «Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir» (Gal 2,20). Oder um es mit dem persönlichen Zeugnis des Paulus noch etwas konkreter zu sagen: «Es sei aber fern von mir, mich zu rühmen als allein des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch den mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt» (Gal 6,14).
Darum tun Älteste einer Gemeinde gut daran, die Taufanwärter hinsichtlich ihrer geistlichen Reife zu prüfen und zum Beispiel auch ein Mindestalter festzulegen. Das kann zwar unter Umständen bedeuten, dass ein 15-Jähriger noch nicht zur Taufe zugelassen wird, obwohl er geistlich vielleicht reifer ist als ein 17-Jähriger. Respektiert der oder die Jüngere die Anordnungen der Ältesten, wird er/sie sich gedulden, bis das von den Verantwortlichen seiner Gemeinde festgelegte Alter erreicht ist. Lehnt er/sie sich gegen diese Vorgabe auf, beweist er/sie gerade damit, dass die nötige Reife noch fehlt …
Die Taufe ist nicht heilsnotwendig, wohl aber ist sie ein Gehorsamsakt – und auf jedem Gehorsamsakt liegt ein besonderer Segen Gottes!