Warum musste der Herr Jesus durch Samaria ziehen?

„Warum musste der Herr Jesus durch Samaria ziehen?“ (Joh. 4,4.)

Antwort A

Diese Stelle, wie die wesensverwandte in Lk. 19,5, lässt uns einen Blick tun in des HERRN Herz. - Natürlicherweise gab es für Ihn keinen äußeren Zwang, durch Samaria zu ziehen, um nach Galiläa zu kommen. Und für den Juden war es sogar höchst unnatürlich, diesen Weg zu wählen. Der strenge Jude musste vielmehr auf der anderen Seite des Jordan durch Peräa reisen, um jegliche Gemeinschaft mit den Samaritern zu vermeiden (vgl. V. 9 u. a.!).

Warum musste dann der HERR? Weil Er nie etwas anderes tat, als was Er sah den Vater tun (Joh. 5,19 u. a.), und weil alles, was Er tat, mit dem Willen des Vaters in ursächlicher, innerer, geistiger Verbindung stand. Und da sah Er, wie der Vater die Seelen der Samaritaner zu Ihm, dem Sohn zog (Joh. 6,37.44!), Er sah die Vorarbeit des Vaters an jenen von den Juden verachteten Verlorenen, Er sah im Geiste das Weib, mit dem Er jenes köstliche, evangelistische Gespräch haben würde, Er sah die Scharen, die durch ihr Wort zu Ihm kommen und um Seines Wortes willen an Ihn glauben werden, Er sah, dass dem Vater Anbeter gewonnen werden würden, - Er sah, und darum kam Er. (Wir müssen erst kommen und dann sehen.) Er sah die ziehende Liebe des Vaters und die Frucht Seiner künftigen Arbeit, Er sah „die Felder weiß zur Ernte” (V. 35), darum musste Er kommen! Liebreicher, herrlicher Heiland! So mußtest Du, durch Gottes Liebe gesandt und durch Deine Liebe getrieben, auch kommen auf diese Erde, uns zu erlösen. Du mußtest, obwohl Du wußtest, was Deiner wartete. (Vgl. Lk. 24,7.26.46; Mt. 16,21; Joh. 3,14 u. a.) Hochgelobt sei Dein Name!

Er mußte! Ob Er, unser Gott, gegenwärtig nicht vieles tut, weil Er es tun muss im Hinblick auf ewige Segnungen für Verlorene und für die Seinen? Sollten wir nicht diesen Krieg mit allem Schweren, was er uns bringt, auch in diesem Lichte ansehen? Gott muss uns so führen, weil auf diesem Wege, dem für uns so beschwerlichen, Segensschätze für uns enthalten sind wie auf keinem anderen bequemeren, und weil auf diese ernste Weise mehr Seelen zu Ihm gezogen werden, als je auf einem anderen. „Wenn es nötig ist”, so sagt uns auch 1. Petr. 1,6; und so ist es: Gott muß! und ungeahnter Segen ist schon unser Teil auf diese Weise geworden!
Noch manches mag uns dies göttliche „Mußte” lehren, so auch, dass wir möchten so aufmerksam auf die Winke des Geistes sein, dass wir dies und das tun müssen, was vielleicht anderen verkehrt zu sein scheint - nur, damit Er Segnungen vermitteln kann, die sonst ausbleiben würden (vgl. Joh. 11,6.14.15!).

Forschen wir weiter auf solchen Linien der Liebe unseres Gottes und Heilandes, tauchen wir uns dort tief hinein! Wahre Anbetung wird die Folge sein - und die ist Er wert in Ewigkeit!
F. K. (z. Zt. beim Militär).

Anmerkung der Schriftleitung

Der gewöhnliche Weg von Judäa nach Galiläa ging nicht durch Samaria - es mochte ein kürzerer Weg sein, aber ein Jude ging ihn nicht. Samaria stand außerhalb der jüdischen Verheißungen. Zwar behaupteten die Samariter, Anteil an den Verheißungen zu haben; den Juden aber war dies ein Ärgernis, sie verachteten sie. Sie sagten zu Jesus: „Du bist ein Samariter und hast einen Dämon.

Was veranlaßte den HERRN, dass „Er musste aber” durch Samaria reisen? Was sagt die Schrift: „Als der HERR erkannte, dass die Pharisäer gehört hatten, ...” verließ Er Judäa (V. 1-3). Er ging ihnen aus dem Wege. Er wollte nicht mit ihnen streiten. „Er wird nicht streiten”, so hatte Gott Seinen Knecht, an dem Seine Seele Wohlgefallen hatte, beschrieben (Mt. 12,19). Und nach dem Bilde des großen Meisters schreibt Paulus an Timotheus: „Ein Knecht des HERRN aber soll nicht streiten usw.” (2. Tim. 2,24). Die Pharisäer wollten Ihn umbringen (Mt. 12,14). Was tut Er? Nichts, Er geht einen Schritt weiter und setzt Seinen Dienst der Gnade fort.

So scheint es auch hier zu sein. Er geht ihnen aus dem Wege. Aber das „Muß” der Liebe und des Erbarmens nötigt Ihn, durch Samaria zu reisen. Dorthin, wo die Durstigen ihren Durst aus der „Quelle Jakobs” zu stillen suchten, dorthin muss Er, um ihnen „das Wasser des Lebens” zu bringen. Er musste durch Samaria reisen, um die Grenzen für die Gnade aufzuheben und dürstende Seelen von „Jakobs Quelle” zum „lebendigen Wasser” zu führen. Mit ein paar Worten (Joh. 4,21-24) durchstreicht Er den ganzen jüdischen Kultus, alles, was mit Jerusalem, dem Tempel usw. verbunden war, und verkündigt, dass ein neuer Tag der Gnade angebrochen, an dem Gott in Geist und Wahrheit angebetet wird. Um dies ans Licht zu bringen, glauben wir, „mußte” Er auch durch Samaria reisen.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 6 (1918/19)