Antwort A
Wir ersehen zunächst aus dem oben angeführten Abschnitt der Schrift, dass Simon Zauberei trieb. Dazu vgl. 5. Mose 18,10-12! Die Wirkung der Predigt des Philippus bei dem Volke war, dass sie glaubten und getauft wurden. Simon dagegen bekennt sich nur äußerlich zu Christus, um einen Vorteil für sich zu haben; auf ihn passt das Wort 1. Tim. 6,5 und 2. Tim. 3,8.9. Simon ging in seiner Verblendung so weit, dass er glaubte, durch Geld die Gabe des Heiligen Geistes erkaufen zu können. (Ich möchte darauf hinweisen, dass auch im Mittelalter geistliche Ämter für Geld verkauft wurden; deshalb wird, wenn jemand geistliche Gaben für Geld anbietet, dieses seit jener Zeit „Simonie” genannt.) Es war dies eine Gefahr für die Gemeinde des HERRN, aber der Heilige Geist wachte und machte den Simon mit seinem trügerischen Herzen offenbar als ein Werkzeug des Satans. Petrus darf ihn im Ernst ermahnen und muss ihm sagen, dass sein Herz nicht aufrichtig vor Gott sei und dass er Buße tun solle wegen der Bosheit seines Herzens und ihm etwa der Anschlag seines Herzens vergeben werde. Wir sehen hieraus, wie eine unlautere Gesinnung einen Menschen betrügen und in das Verderben bringen kann (2. Kor. 4,3.4), und dürfen daraus schließen, dass Simon kein Kind Gottes gewesen ist, sondern sein durch Geldliebe verhärtetes Herz glaubte sich die Gaben Gottes erkaufen zu können, um vielleicht damit noch weiteren Mammon zu gewinnen. Ob er später wirklich Raum zur Buße fand und ein Kind Gottes wurde, können wir nicht sagen. Wir müssen es der Treue Gottes, welcher will, dass alle Menschen errettet werden (1. Tim. 2,4), überlassen, ob vielleicht der Geist Gottes später noch an diesem Manne gearbeitet hat, um ihn von der Sünde zu überführen (Joh. 16,8).
Ph. W.
Antwort B
Petrus sagt: „Du hast weder Teil noch Los an dieser Sache” (V. 21). Dies beantwortet die Frage. Durch die Verkündigung des Evangeliums wurden Seelen gerettet. Der Heilige Geist wirkte. Gläubige wurden durch den Heiligen Geist gesalbt und versiegelt, aber Simon hatte weder Teil noch Los an der Sache. „Wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht Sein” (Röm. 8,9). Man kann glauben - getauft sein - sich zu den Gläubigen halten - vom Geiste reden und doch weder Teil noch Los an der Sache haben!
Aber auch Simon glaubte. Was war das für ein Glaube? Es war die Überzeugung von der Wahrheit der Dinge, aber Gewissen und Herz wurden nicht erreicht. „Dein Herz ist nicht aufrichtig vor Gott” (V. 21). Von der Höhe seiner eigenen Größe brachte ihn dieser Glaube nicht herunter. - Der Mann, der einst das Volk „außer sich” (in Staunen) brachte, wurde jetzt selbst durch die großen Wunder „außer sich” gebracht (V. 13). Es ging ihm wie den Zauberern in Ägypten: er musste die Macht Gottes anerkennen! Auf einen Glauben, der durch das Sehen von Zeichen und Wundern bewirkt wird, legt der HERR keinen Wert (Joh. 2,23-25). Wahrer Glaube kommt aus der Predigt (Röm. 10,17), aber nicht aus Worten menschlicher Weisheit und der verstandsmäßigen Überführung. Solche Simons von heute mögen alles glauben, was über Christus gepredigt wird, aber etwas ganz anderes ist es, „an Ihn” zu glauben. Man mag alles glauben, was in der Bibel steht, aber das ist noch kein Glaube „an den Herrn Jesus” (Apg. 16,31). Wahrer Glaube ist mit Sorge um die Seele - mit Sündenschuld und Sündennot verbunden. Er bewirkt ein Aufdecken des Lebens vor Gott, Buße und einen gebrochenen Willen. Solches sind die Wirkungen des Heiligen Geistes in der Seele, daran hatte Simon weder Teil noch Los. Warum nicht? Sein Herz war nicht aufrichtig vor Gott. Aufrichtigkeit führt zum Bekenntnis von innen heraus, dass man gänzlich verdorben und unrein sei (Mk. 7,21).
Der letzte Mahnruf zur Buße (V. 22) findet keinen Widerhall in Simons Herzen. Gleichwie die Teufel glauben und zittern, so zittert auch er vor dem, was über ihn kommt (V. 24). Aber von einer Betrübnis gottgemäß zur Buße (2. Kor. 7,9) finden wir nichts. Kein Bekenntnis kommt über seine Lippen. Nur ein: „Bittet ihr für mich den HERRN” mit dem Wunsche, dem Gericht zu entgehen, das ist alles, und damit schließt der Heilige Geist die Geschichte eines Mannes, der weder Teil noch Los an der Sache hatte.
v. d. K.
Anmerkung des Herausgebers
Die Kirchengeschichte berichtet von dem späteren Leben Simons nur Trauriges. Und die Schrift spricht nicht davon, ob Simon später noch zur Bekehrung gekommen ist, ja, nicht einmal davon, ob Petrus und Johannes seiner Bitte gemäß für ihn gebetet haben! So kann es auch heute vorkommen, dass unaufrichtige Simonsseelen um Fürbitte bitten und ihnen das Versprechen, für sie zu beten, nicht gegeben werden kann! Das Schweigen der Schrift hinsichtlich des ferneren Lebens dieses Mannes ist eine ernste Mahnung für solche, die sich begnügen mit einem durch äußere Eindrücke hervorgerufenen äußeren Bekenntnis ohne wahres Leben aus Gott, während der Grund dieses traurigen Zustandes Unaufrichtigkeit des Herzens ist! Simons Charakter zeigt deutlich, dass er nicht aus der Wahrheit war (Joh. 18,37) und die Liebe zur Wahrheit nicht annehmen wollte (2. Thess. 2,10). Nichts macht einen Menschen zum wahren Christen, als der echte Herzensglaube an Jesus Christus, den Sohn Gottes und Sünderheiland, wie die Schrift uns vielfältig bezeugt. Nichts anderes! Auch nicht der Vollzug der Wassertaufe, die in der Schrift mit dem Glauben verbunden ist (s. z. B. Mk. 16,16). Hierbei ist Irrtum möglich; es kann irrtümlicherweise einer getauft werden, dem's noch nicht in Wahrheit zukam; auch jene „Zerstreuten” (V. 4), zu denen Philippus gehörte (vgl. V. 1 mit 4 u. 5), konnten sich irren, und auch wir können es. Gott aber irrt Sich nicht! „Der HERR kennt, die Sein sind” (2. Tim. 2,19). Darum kann man aus dieser Geschichte nicht folgern, dass das Wort des HERRN: „Meine Schafe ... gehen nicht verloren ewiglich” (Joh. 10,27-29; vgl. Band ll, Fr. 33), hinfällig werden könnte angesichts der anscheinenden Tatsache, dass Simon verloren gegangen sei. Simon war eben, wie obige Antworten an der Hand der Schrift genugsam beweisen (siehe noch V. 23!). kein Kind Gottes, kein Schaf Jesu Christi, ist es auch in keinem Augenblick seines Lebens gewesen, sondern er täuschte nur, durch Satan betrogen, eine Zeitlang sich und andere.