Nein, Judas hat nicht mehr am Abendmahl teilgenommen, durfte es auch gar nicht. Im Evangelium Lukas haben wir auch nicht die chronologische, sondern die gedankliche Folge der Ereignisse. Matthäus und Markus zusammen mit Johannes 13 geben die wahre Reihenfolge bezüglich des Abendmahls. Aus den drei ersten Evangelien, also auch Lukas, geht hervor, dass der Herr und die Jünger zuerst das jüdische Passahmahl aßen, und erst danach oder gegen Ende setzte Er das Abendmahl ein. Das sagt gerade Lukas am deutlichsten.
Die Eröffnung von Judas' Verrat gab Jesus natürlich vorher während dem Passahessen, denn das Eintauchen des Bissens in die Schüssel mit der Sauce (vgl. 2. Mo 12,8) kann sich doch nur auf dieses beziehen, und hätte beim Abendmahl ja gar keinen Sinn. Johannes sagt aber noch deutlicher, dass der Herr den Bissen selber eingetaucht und dann Judas gereicht habe zum Zeichen. Dies war und ist heute noch eine orientalische Übung, welche Freunden und Gästen gegenüber als besondere Ehrung und Freundschaftszeichen gilt. Dem Verräter gegenüber bedeutete dies eine Warnung, die aber auf das bereits verkaufte Gewissen des Judas nur als ein Stachel wirkte, so dass er es in Seiner heiligen Gegenwart nicht länger aushalten konnte und hinausstürzte. Da er schon dem Teufel völlig Raum gegeben hatte (Joh 13,26-30), wie hätte er noch an dem Gedächtnismahl teilnehmen können? Unmöglich!
Beachten wir auch die Belehrung von 1. Korinther 11, wo die ernsten Folgen gezeigt werden, wenn Gläubige unwürdig, d.h. mit beflecktem Gewissen, "essen und trinken". Wie hätte der Herr selbst die Gedächtniszeichen Seines Todes dem reichen können, der gar kein Teil daran hatte, vielmehr sogar diesen Tod mit herbeigeführt hatte? Das ist doch wohl ausgeschlossen.
Lukas zeigt in seiner Schilderung lediglich, wie Jesus daran denkt, dass Er nun selbst das wahre Passahlamm sein werde, das wirklich die Sünden wegnehmen würde, somit das Passah als Vorbild in Ihm seine Erfüllung fände. Deshalb gibt Er den Seinen, die zur neuen Haushaltung der Gnade gehören, ein neues Zeichen, das der Erinnerung an Seinen Opfertod. Sie sollten Sein Gedächtnis feiern, "bis Er kommt" (1. Kor 11,26). Da passte die Erwähnung von Judas' Verrat nicht hinein; daher folgt sie auch erst nachher.