War Jesu Aussehen entstellter als dasjenige aller anderen Menschen?

In Jesaja steht, dass das Aussehen des Knechtes des Herrn, des Herrn Jesus, entstellter war, «mehr als irgendeines Mannes» und seine Gestalt, «mehr als der Menschenkinder». (…) Es kann auch sein, wie ich mir überlegt habe, dass der Urtext hier nicht sinngemäss wiedergegeben werden konnte. Aber wie ist es möglich: Entstellt, «mehr als irgendeines Mannes»? Nach der Logik, welche in der Mathematik verwendet wird, bedeutet dies, dass man anstelle des Mannes in diesem Text einen x-beliebigen hier einsetzen kann und es folgt, dass das Aussehen des Herrn entstellter war als bei diesem Mann. Auch muss man sich bewusst sein, dass z.B. nach einem Unfall bzw. in einem Krieg das Aussehen eines Opfers sich auch entstellen kann. Wie denken Sie, ist diese Textstelle zu verstehen?

Das «mehr als» ist keinesfalls vom griechischen, mathematisch-logischen Sinn her zu sehen, sondern vom hebräischen, vergleichenden. Die deutschen Bibelübersetzungen geben den Urtext in dieser zentralen Passage absolut sinngemäss wieder. Im Vergleich zu allen anderen Menschen waren nie (weder vorher noch nachher) ein menschliches Angesicht und ein Körper so entstellt.

Ein Grund war die schreckliche Misshandlung der Römer für die zum Tod am Kreuz Verurteilten. Der amerikanische Bibellehrer John MacArthur erklärt dies in seiner Studienbibel wie folgt:

«Die Peitsche, mit der gegeisselt wurde, bestand aus mehreren Lederriemen an einem Holzgriff. Am Ende jedes Riemens waren Metall- oder Knochenstücke befestigt. Das Opfer wurde an den Handgelenken hoch über dem Kopf an einen Pfosten gefesselt, sodass die Rückenhaut straff war. Ein geübter Geisselschläger konnte buchstäblich die Haut vom Rücken schälen und die Muskeln aufreissen, manchmal sogar die Nieren oder andere innere Organe freilegen. Die Geisselung konnte tödlich sein.»

Über die Kreuzigung sagt MacArthur: «Die Römer hatten die Kreuzigung als Hinrichtungsart von den Persern, Phöniziern und Karthagern übernommen. Die römische Kreuzigung bezweckte einen langsamen, qualvollen Tod. Die römischen Henker hatten die Kunst perfektioniert, ihr Opfer möglichst lange am Leben zu halten. Manchmal hingen die Gekreuzigten so lange, dass sie bei lebendigem Leib von Raubvögeln oder anderen Raubtieren gefressen wurden. Die meisten hingen tagelang am Kreuz, bevor sie an Erschöpfung oder traumatischem Fieber starben, verdursteten oder – was am wahrscheinlichsten war – erstickten. Wenn die Beine nicht mehr das Körpergewicht tragen konnten, wurde das Zwerchfell derart eingedrückt, dass der Gekreuzigte nicht mehr atmen konnte.»

Andere Menschen haben diesen Tod allerdings auch erlebt ... Deshalb ist der wohl hauptsächlichste Grund für die nie da gewesene Entstellung von Angesicht und Körper in Johannes 1,29 zu finden: «Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!» Es waren die Sünden der ganzen Welt, die Er, unser geliebter Herr Jesus Christus, auf sich genommen hat. Da kann ich nur mit Offenbarung 5,12 vor Ihm niedersinken und sagen: «Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig, zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob


Beantwortet von: Fredy Peter
Quelle: Zeitschrift Mitternachtsruf, Juni 2011, Seite 28