War die Wahl des Matthias zum Apostel nach dem Willen Gottes?

War die Wahl des Matthias zum Apostel ein dem HErrn Vorgreifen oder nach dem Willen Gottes? (Apgesch. 1,15.16; vergl. 1. Kor. 15,5; Apgesch. 6,2.) War Matthias oder Paulus der zwölfte Apostel?

Antwort A

Die Wahl des Apostels Matthias war nach dem Willen Gottes, denn sie geschah nicht eigenmächtig, sondern durch Gebet und Bitte zum HERRN, Er möchte doch hier Selbst entscheiden (Apg. 1,23-26). Paulus kommt nicht als 12. Apostel in Betracht. Er war damals noch ein Feind des Herrn Jesu. Aber für Dienste, wozu der HERR die anderen Apostel gleichsam nicht gebrauchen konnte, war Paulus, der vorherige Eiferer und Verfolger, mit einem festen Charakter ausgestattet, zu jedem Leiden bereit, Ihm ein auserwähltes Rüstzeug (Apg. 9,15). Die Begegnung mit dem HERRN auf dem Wege nach Damaskus wurde zu seiner Berufung zum Apostel außer den „Zwölfen”.
K. K.

Antwort B

Matthias wurde nicht direkt durch den HERRN erwählt wie die übrigen Elfe, er wurde an Stelle des Verräters Judas durch Gebet und das Los zum Apostel erwählt und den Elfen zugetan. Gewiß war Matthias ein beständiger Nachfolger des HERRN, vielleicht einer von den 70, die Ihm auch nachfolgten. Petrus macht dies auch zur Bedingung. Petrus stellt sich bei seinem Vorschlag auf den Boden des Wortes Gottes in einer ganz entschiedenen Weise: „Es muß” (Apg. 1,21.22). Sie brachten ihr Anliegen vor den HERRN und durften sicher erwarten, dass der HERR den Richtigen bestimmen werde durchs Los. Denn schon längst war in der Schrift der Fall Judas vorhergesagt und dass ein anderer sein Amt empfangen müsse (Psalm 69,25; Psalm 109,8), auf dass die Schrift erfüllt werde.

Ich für mich nehme an, dass es dem HERRN so wohlgefällig war. Die Ausgießung des Heiligen Geistes am Pfingsttag auf „alle” dürfte vielleicht noch die Wahl des Matthias bestätigen! 1. Kor. 15,5 scheint mir einfach und klar zu sein. Der HERR ist zunächst dem Petrus allein erschienen und dann den Zwölfen (mit Matthias), einschließlich Petrus. Apg. 6,2 berufen die Zwölfe, einschließlich Matthias, die Menge zusammen. Matthias war der zwölfte Apostel. Paulus ist nicht der zwölfte Apostel, sondern der Apostel der Nationen (Röm. 1,1-7; Gal. 1,1). „Apostel nicht von Menschen noch durch einen Menschen” (durch Wahl oder Ordination) „sondern durch Jesum Christum”.
F. B.

Antwort C

Die Wahl eines zwölften Apostels war notwendig geworden, weil Judas, der mitgezählt zu den Zwölfen und das Apostelamt mit überkommen hatte, durch Verrat des HERRN und darauffolgenden Selbstmord von dem Apostelamt abgewichen war, um hinzugehen an seinen Ort. Der HERR hatte zwölf Männer unter Seinen Jüngern zu Aposteln erwählt (Joh. 6,70) und ihnen die apostolische Vollmacht anvertraut (Mt. 10). Da nun durch den Tod des Judas eine Lücke entstand, so dass jetzt nur elf Apostel waren, musste also die Wahl eines Mannet vorgenommen werden, der die vorhandene Lücke als zwölfter Apostel auszufüllen hatte. Zum Sitzen auf zwölf Thronen und zum Regieren der zwölf Geschlechter Israels sind durchaus zwölf Apostel nötig. Aus diesen Gründen schlägt Petrus in Apg. 1 eine Apostelwahl vor, die dann ja auch tatsächlich erfolgt. Von den beiden Brüdern, die als Kandidaten für diese Wahl in Betracht kommen, wird Matthias gewählt, nachdem vorher gebetet und das Los gezogen war. Beim Loswerfen hatte man wahrscheinlich Spr. 16,33 im Auge, wo es heißt: „Los wird geworfen in den Schoß; aber es fällt, wie der HERR will.” Dass nun diese Apostelwahl nach dem Willen des HERRN war, geht daraus hervor, dass in Apg. 2,14 steht: „Da trat Petrus auf mit den Elfen ...” Demnach war des Matthias Erwählung zum Apostelamt kein dem HERRN Vorgreifen, sondern nach dem Willen Gottes. Auch die beiden anderen angeführten Stellen Apg. 6,2 und 1. Kor. 15,5 beweisen das. - Wenn Matthias der zwölfte Apostel ist, dann kann es Paulus selbstverständlich nicht sein. Paulus betont deshalb einige Male, dass er „Apostel für die Nationen” sei (Gal. 2,7-9; Röm. 1,5; 1. Kor. 9,1.2; Röm. 11,13), im Gegensatze zu den Aposteln für die Beschneidung.
A. C.

Antwort D

Nirgends in der Schrift wird die Apostelschaft des Matthias angefochten, weshalb sollen wir es tun? Im Gegenteil! Die Schrift erkennt sie an. Die Apostel handelten nach der Schrift. In Vers 20 haben wir die Schriftstellen, nach denen sie handelten. „Sein Apostelamt empfange ein anderer.” In Vers 21 und 22 finden wir die Qualifikation - die Bedingungen, die für das Apostelamt erforderlich waren: Ein solcher musste im Leben des HERRN mitgegangen sein von der Taufe Johannes an bis zur Himmelfahrt (Joh. 15,27). Vers 23-25 zeigt uns, was die Brüder taten. Sie wählten nicht selbst den Apostel. Dazu hatten sie gar keine Befugnis. Aber sie fanden in ihrer Mitte zwei, die den Bedingungen zum Apostelamt entsprachen, und diese stellten sie dem HERRN dar. Er konnte sowohl einen als auch beide ablehnen. Vers 26: das Los. Noch stand alles auf jüdischem Grunde. Die Gemeinde war noch nicht da. Gott handelte noch mit Israel, und sie handelten demgemäß nach den Normen Israels. Gott bekannte Sich nach Spr. 16,33 dazu: „Das Los wird in den Busen geworfen, aber alle seine Entscheidung kommt von Jehova.” So wählte Gott Matthias, und „er wurde den Aposteln zugezählt”. In dem Berichte des Heiligen Geistes in Apgesch, 2,14 finden wir auch die Bestätigungen des Matthias als Apostel: Petrus mit den „Elfen” (nicht mit den „Zehn”) stand auf, ebenso siehe Apg. 6,2: Die „Zwölfe”.

Die Bezeichnung „Zwölfe” zeigt uns, dass der Apostelkreis auf diese Zahl begrenzt war. Pauli Apostelschaft wird uns gänzlich unterschieden von den Zwölfen gezeigt. 1. Kor. 15,5ff. zeigen dies klar. Dort wurde der Zwölfkreis genannt, dem der HERR erschien, und ganz abgesehen von diesem spricht Paulus von seiner Begegnung mit dem HERRN. Er zählt sich nicht den Zwölfen zu. Er war weder der „zwölfte” noch der „dreizehnte” Apostel. Er ist der „Apostel der Nationen”. Er steht allein und einzig da. Er hat seine eigene und besondere Aufgabe betreffs der Gemeinde Gottes, des Leibes Christi. In der Vollzahl zwölf musste Israel das Zeugnis von dem Auferstandenen usw. am Pfingsttage gebracht und noch einmal das Angebot des Segens gemacht werden (Apg. 3,19-21). Erst nachdem das Zeugnis der Zwölfe an Israel ausgerichtet und es seinen Widerstand gänzlich bewiesen hatte (Apg. 7,51), wurde Paulus berufen, und erst nachdem durch Petrus den Nationen die Tür der Gnade geöffnet worden (Apg. 10), beginnt Paulus seinen Dienst an den Nationen.

Ein Loswerfen haben wir heute nicht mehr. Wir stehen nicht auf alttestamentlichem Grunde. Wir haben heule das vollendete Wort Gottes und den Heiligen Geist. Dieser, und nicht das Los leitet uns.
v. d. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wir haben alle eingesandten Antworten aufgenommen; keine mit entgegengesetzter Meinung traf ein! - Wie können über diese Sache überhaupt Fragen entstehen, da die Wahl des Matthias zum Ersatzapostel so klar bezeugt ist?! Wenn man in 1. Kor. 15,5 nicht annehmen möchte, dass diese Erscheinung des HERRN nach der Ersatzwahl geschehen sei, so bleibt doch die durchaus ausreichende Erklärung übrig, dass der Sprachgebrauch „die Zwölfe” auch beibehalten wurde während der wenigen Tage, da sie nur „elfe” waren, zumal die Ersatzwahl unmittelbar bevorstand;. Paulus schließt sich nur jenem apostolischen Sprachgebrauch an. - Manche Geschwister werden beunruhigt durch die sogenannten „Apostolischen”, die Apostel gewählt haben bezw. noch wählen. Aber solche Geschwister sollten diejenigen, die „Apostel” wählen, fragen, ob die Bedingungen nach Apg. 1,15-22 für solche Wahl erfüllt seien; - überhaupt Wahl! Wer wählte? Nicht die Menschen, nur der HERR! Und dann wen? Es kamen nur solche in Betracht, „die mit den Aposteln des HERRN gegangen waren, während der Herr Jesus bei ihnen aus- und einging, anfangend von der Taufe Johannes usw.” - von diesen sollte einer „Zeuge der Auferstehung” werden! Paulus mit seiner durchaus göttlichen Berufung zum „Apostel der Nationen” kann von den „Apostolischen” nicht mißbraucht werden für ihre Irrlehre, aber ebensowenig Barnabas, der wohl Apostel genannt wird (Apg. 14,4.14), von dessen Berufung zum Apostel aber die Schrift nirgends spricht. Ihn trotzdem für die Lehre der „Apostolischen” heranziehen, heißt weit über die Schrift hinausgehen! - Stimmen die obigen Bedingungen heute? Können uns die „Apostolischen” solche Apostel zeigen? Und da sie es nicht können, braucht sich dann ein Schriftgläubiger trotzdem von ihrer Irrlehre fangen lassen? Lassen wir uns „nicht als Beute wegführen durch die Philosophie und durch eitlen Betrug nach der Überlieferung der Menschen ...”! (Kol. 2,8.) Der HERR sagt: „Wenn jemand Mich liebt, so wird er Mein Wort halten, und der Vater wird ihn lieben ...” (Joh. 14,23).


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 2 (1914)